Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße in der bayrischen Landeshauptstadt diente einst beiden Münchner Fußball-Klubs TSV 1860 München und FC Bayern München als Heimspielstätte. Erst mit der Etablierung des Olympiaparks aus Anlass der Olympischen Sommerspiele 1972 übersiedelten die Bayern ins Olympiastadion und die Münchner Löwen blieben bis auf Ausnahmen dem „Grünwalder-Stadion“ treu. Daher entwickelte sich im Volksmund im Laufe der Jahre auch der Begriff „60er Stadion“. Die „Löwen“, wie die 1860er aufgrund des Königs der Tiere in ihrem Vereins-Logo auch gerne genannt werden, wurden 1964 DFB-Pokalsieger und 1966, also vor genau 50 Jahren, das erste und bisher auch einzige Mal Deutscher Meister. Die Bayern, die an diesem Wochenende ihren 116. Geburtstag begangen hatten, stiegen just im Sommer 1965 vor der Meistersaison der Löwen in die Deutsche Bundesliga auf, in der die 60er als Gründungsmitglied bereits seit 1963 vertreten waren. Im Laufe der Jahre gingen diese beiden Teams jedoch sehr unterschiedliche Wege. Während die 60er sich heute zwar immer noch als „Münchens große Liebe“ sehen, entschwanden die Bayern in Sphären, die von den Löwen dem Vernehmen nach nie zu erklimmen sein werden. Man kann von dem wegen Steuerhinterziehung verurteilten, jedoch aufgrund guter Führung heute vorzeitig aus der Haft entlassenen Uli Hoeneß halten und zu ihm stehen wie man will, aber dass der FC Bayern München heutzutage so dasteht, wie er es eben tut, dies ist der Hauptverdienst dieses ehemaligen und umtriebigen Managers. Die Löwen stiegen nach der gewonnenen Meisterschaft 1966 in den 1970er Jahren bis in die Bayernliga ab und befinden sich aktuell seit 2004/05 in der 2. Deutschen Bundesliga. Die Bayern holten von 1969 bis aktuell 24 Deutsche Meisterschaften und von 1966 bis dato 17mal den DFB-Pokal. Von den internationalen Erfolgen ganz zu schweigen. Demnach rein vom Sportlichen her gesehen, liegen Welten zwischen diesen beiden Stadt-Rivalen. Und dem echten 60er muss ohnehin das Herz schmerzen, wenn er mit ansehen muss, wie die Amateure der Bayern im alten Gemäuer des 60er Stadions Fußball spielen, das die Rot-Weißen für ihre Heimspiele in „Hermann Gerland-Kampfbahn“ umgetauft haben.
22. Spieltag Regionalliga Bayern / Freitag, 26. Feber 2016, 19 Uhr / Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße/Hermann Gerland-Kampfbahn, 477 Besucher, Referee Marco Achmüller
In der Regionalliga Bayern tummeln sich zahlreiche Vereine, die allesamt bereits einmal höher angesiedelt waren. SV Wacker Burghausen, SSV Jahn Regensburg, SpVgg Unterhaching, SpVgg Bayreuth, SV Viktoria Aschaffenburg, 1. FC Schweinfurt – sie alle waren bereits einmal zumindest in der 2. Deutschen Bundesliga stationiert. Unterhaching spielte sogar zwei Jahre in der 1. Bundesliga mit und konnte sowohl die Bayern, als auch die Löwen anhand von Heimspielen bezwingen.
Die Amateure des TSV von 1860, als auch die des FC Bayern spielen ebenso in der Regionalliga Bayern mit. Zu diesem Amateure-Derby, das die 60er mit 2 : 0 für sich entscheiden konnten, pilgerten im November 2015 über 10.000 Besucher ins Grünwalder-Stadion, in der 4. Leistungsklasse wohlgemerkt. Und gemäß uriger Aussage eines steten Beobachters der „kleinen“ Bayern, kann das an jenem Abend „scho so a Spui werdn, denn die gonze Kroft wird in den Dachverein investiert und die Klanen vergisst ma gonz.“
Mit dem TSV Rain am Lech gastierte der Tabellenletzte in München, brachte aber mit knapp 100 Fans eine beachtliche und lautstarke Kulisse aus der Nähe von Augsburg, dort, wo der Lech in die Donau mündet, mit. Die Anhänger der Amateure des FC Bayern, voran die Red Munichs, sind ohnehin seit je her bekannt, für Stimmung und gute Unerhaltung anhand der Heimsiele der Roten zu sorgen und so entwickelte sich ein stimmungsmäßiges gutes Fußballspiel am vergangenen Freitag Abend in München in der 4. Deutschen Leistungsstufe.
Aus Sicht des „kleinen“ FCB startete diese Begegnung jedoch alles andere denn gut. Mit der ersten tollen Aktion anhand eines Konters ging der krasse Außenseiter in Führung: Gerade einmal acht Minuten waren gespielt, als Christian Doll alleine vor Leo Weinkauf auftauchte. Der Stürmer ließ sich diese Chance nicht mehr nehmen und verwertete zum 0 : 1. Es blieb auch bei den besseren Aktionen des TSV Rain/Lech, denn die Bayern Amateure glichen einem aufgescheuchten Hühnerhaufen und Torhüter Weinkauf agierte einige Mal sehr unglücklich. Dass es „nur“ mit 0 : 1 in die Kabinen ging, war vermehrt dem ungeschickten Verhalten des Tabellenletzten zu verdanken, denn einer gesicherten Abwehr der Gastgeber.
Die Stimmung auf den Rängen war prächtig und beide Fan-Gruppen feuerten unermüdlich ihre Farben an. Das Echo und der Widerhall in einem fast leeren 30.000 Zuschauer fassenden Stadions war schon enorm.
Nach Wiederbeginn kam es gleich zu einer Großchance für Rain/Lech. Der bisherige Torschütze Doll war frei durchgesprintet und schob das Leder an Weinkauf vorbei. Die Torstange war den Bayern jedoch hold und die Kugel prallte ins Feld zurück. In der 52. Minute gelang Julian Green dann doch der Ausgleich. Nach einem Eckball, vorgetragen von Lucas Scholl, traf der 20jährige per Kopf zum 1: 1. Der Bann war nun gebrochen, denn von da an agierten nur mehr die „kleinen“ Bayern.
In der 66. Minute entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter für die Gastgeber. Verteidiger Fabian Triebel hatte den Ball auf der Linie mit der Hand geklärt, mimte im Anschluss daran natürlich das Unschuldslamm, sah aber dennoch die zu erwartende Rote Karte. Patrick Weihrauch ließ sich nicht zweimal bitten und verwertete trocken den Elfmeter zum 2 : 1. Sieben Minuten später, in der 73. Spielminute, konnte Green nach herrlicher Vorarbeit von Milos Pantovic mit seinem zweiten Tor an diesem Abend den Sack zum 3 : 1-Endstand endgültig zumachen.
Eine Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten neigte sich ihrem Ende zu. Der Sieg wäre für beide Vereine möglich und auch verdient gewesen, denn in Hälfte Eins war der Gast das absolut dominante Team, während nach Seitenwechsel der FC Bayern alles daran setzte, den ersten Sieg im Frühjahr 2016 einzufahren.
„Wir können mit dem Ergebnis natürlich zufrieden sein!“, freute sich Bayern-Coach Heiko Vogel nach der Partie über den Heimerfolg, „Rain/Lech ist mutig aufgetreten und hat uns das Leben teilweise schwer gemacht. Allerdings haben wir uns zahlreiche Chancen herausgespielt und verdient gewonnen.“ Und abschließend: „In der ersten Halbzeit haben wir es teilweise noch zu kompliziert gemacht, das war nach der Pause besser.“
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