Am 12. Jänner dieses Jahres trat Franz Wohlfahrt als Sportdirektor beim FK Austria Wien das Erbe von Thomas Parits an. Nun, nach elfmonatiger Amtszeit, wirft er einen ersten Blick zurück und gleich mehrere Blicke voraus: „Wir haben einen guten Punkteschnitt (Anmerkung: 35 Zähler aus 19 gespielten Bundesliga-Runden) darauf können wir aufbauen. Wie viele Punkte man am Saisonende haben wird, kann man nicht vorhersagen, aber es ist zweifellos eine recht angenehme Situation. Doch wir haben immer das Ziel genannt, am Saisonende mindestens Dritter zu sein.“
Die aktuelle Punktezahl sei keine Garantie: „Wir haben die 60 bis 65 Zähler, die nötig sind, um Dritter zu werden, noch nicht erreicht.“, so der Ex-Internationale, für den es keine Bedeutung hat, ob die Veilchen, die Herbstmeister 2015 geworden sind, auch als Tabellenführer überwintern werden oder nicht. „Das ist mir derzeit nicht so wichtig. Wichtiger ist vielmehr, dass die Punkteanzahl stimmt.“, betont Franz Wohlfahrt und fügt gleich hinzu, dass der Titelverteidiger aus Salzburg „eine tolle Mannschaft hat, die über jene der Austria zu stellen ist, das muss man anerkennen.“ Um nachzulegen: „In der derzeitigen Situation glauben wir fest an unsere Saisonziele. Dazu ist es aber auch dringend nötig, „nachhaltig“ zu bleiben. Wir müssen in jedem Spiel fighten, um jeden Millimeter kämpfen und unsere Leistung abrufen.“ Nur so könne man auch zum Spielerischen finden und gewinnen, schließlich ist die Liga sehr eng und ausgeglichen, da ist nach jedem Spieltag alles möglich. (Anm.: Wie wahr, denn die Austria verlor die letzten beiden Auswärtsspiele in Ried mit 2 : 4 und in Wolfsberg mit 0 : 2. Beide Vereine waren vor dem violetten Gastspiel Tabellenletzter …)
Weitblick bewahren
Franz Wohlfahrt wäre aber auch ein schlechter Sportdirektor, würde er nicht bereits jetzt den ausgerichteten Blick mittel- und langfristig in die Zukunft richten. Kann man im schnelllebigen Fußballsport überhaupt auch mit Weitblick operieren? „Man muss sogar!“, so Franz Wohlfahrt, dessen Scout-Agenten von Sommer bis dato zirka 110 Spiel- und Spielerbeobachtungen gemacht hatten, um danach die Ergebnisse auszuwerten und zu diskutieren. Bis 19. Dezember wird sich Wohlfahrt selbst noch die eine oder andere Partie im Ausland ansehen, weil man sich weitsichtig überlegt, wo es Handlungsbedarf für die Spielzeit 2016/17 gibt, um personell etwas zu verändern. Dazu wird der Markt sondiert, weil es ja auch immer wieder vorkommt, dass sich Spieler verändern möchten. Er ergänzt aber auch und meint: „Ich glaube nicht, dass sich in der Winterpause viel tun wird. Einen Zugang wird es vermutlich nur dann geben, sollte es zu einem Abgang kommen. Wir sind gut eingespielt, wie die Ergebnisse zeigen. Der Kader sollte stabil bleiben.“
Spaß an der Freud
Franz Wohlfahrt geht in seiner Arbeit auf. Er kommt jeden Tag gerne in die Generali-Arena, weil seine Aufgaben „abwechslungsreich, verschiedenartig und auch spannend gelagert sind“. „Als ich angefangen habe, war es auch spannend, aber leider im negativen Sinne.“, erinnert er sich an seinen intensiven Start im Jänner 2015 zurück. Dies konnte man dann mit der Unterstützung des Vereins ändern. „Ich war sehr viel unterwegs, in dieser Zeit ist noch mehr passiert, die Hälfte des Kaders und des Betreuerteams wurden gewechselt.“, erzählt er. Inzwischen bereitet ihm der Job noch mehr Freude, weil man die Früchte der täglichen Arbeit bereits klar erkennen kann. Doch nun nachzulassen, wäre der falsche Schluss. Hart weiter am Limit zu agieren, so lautet die Devise, denn das klare Ziel vor Augen ist noch sehr weit weg.
Kein Zufall war die Thorsten Fink-Verpflichtung
Die Wahl von Trainer Thorsten Fink durch den Sportdirektor erwies sich innerhalb weniger Monate als echter Glücksgriff. „Es war für mich kein Zufall, irgendwo spürt man, dass es passen könnte. Wir sind auf einer Wellenlänge, auch vom Alter her. Es bereitet Freude wenn die Ergebnisse so wie jetzt entsprechend sind.“, so Franz Wohlfahrt. Den gebürtigen Dortmunder, der seine besten Tage als Aktiver beim FC Bayern München hatte, kannte Wohlfahrt aus seinen Stuttgarter Jahren her. Man traf sich auch privat öfters. Und lächelnd ergänzt er: „Nach einem Treffen im heurigen Mai in Deutschland hat es genau 15 Minuten gedauert, dann war klar, dass Thorsten unser Trainer werden wird.“ Anm.: Das ÖFB-Cupfinale in Klagenfurt zwischen Salzburg und der Austria am 3. Juni 2015 verfolgte Fink bereits von der Tribüne aus.
Veilchen Amateure als Unterbau
Freude und Erleichterung verspüren im Moment auch die Austria Amateure unter Coach Andreas Ogris. „Ich bin zufrieden mit unserer letzten Ausbildungsmannschaft.“, resümiert Franz Wohlfahrt nach absolvierten 16. Herbst-Runden in der Regionalliga Ost. Mit einer ausgeglichenen Bilanz von 5 Erfolgen, 6 Remis und 5 Niederlagen, bei einem Torverhältnis von 22 : 19 überwintern die „Jungen Wilden vom Verteilerkreis“ auf Tabellenplatz 9. Im Team gibt es stets personelle Veränderungen, daher ist es schwierig, die richtige Mischung zu finden. Es kommt immer wieder vor, dass Spieler der Kampfmannschaft bei den Amateuren zum Einsatz kommen. „Das Niveau ist gut, doch die Leistungskurven sind enorm.“, so Wohlfahrt, der im Umkehrschluss der Jugend diese Schwankungen zugesteht. „Das Auf und ab werde sich in der nächsten Zeit auch nicht wesentlich ändern. Wir wollen in der Ausbildungsmannschaft weiterhin U18-Akademie-Spieler einbauen und dass diese dann in der Ostliga mit dem Tempo und dem Spielerischen Probleme haben, ist klar.“, zeigt der stolze Vater dreier Töchter Verständnis für die Jugend.
Franz Wohlfahrt sieht darin einen ständigen Lernprozess, für den der Verein Geduld zusichert. Auch ab diesem Winter werden einige U18-Akteure in den Ogris-Kader eingebaut. „Als Unterstützung wird auch in Zukunft der eine oder andere routinierte Spieler bei den Amateuren Hilfe leisten.“, so Franz Wohlfahrt abschließend. (Quelle: AUSTRIA live, Ausgabe 09/2015/16)
Es bleibt dem sympathischen Kärntner zu wünschen, dass dieser seinen eingeschlagenen Weg bei der Wiener Austria konsequent fortsetzen kann und wird. Diese Austria bereitet wieder Freude und verbreitet Spaß am Fußballspiel. Wenn alle weiterhin an einem Strang ziehen, wer weiß, wo man am letzten Spieltag am 15. Mai 2016 tabellarisch stehen wird. So, wie es derzeit aussieht, wäre nicht nur Platz 3 realistisch …
Am kommenden Samstag, 12. Dezember 2015, 16 Uhr, lädt der FK Austria Wien zu seinem letzten Punktspiel 2015. Gegner ist der SCR Altach, den man im Herbst bereits zweimal je 2 : 1 bezwingen konnte.
Tickets bitte hier: