Bereits im Mai 2021 gab es Gespräche zwischen der Gemeinde Texingtal und MERKwürdig. Zeithistorisches Zentrum Melk zur Neukonzeption des bisherigen „Dr. Engelbert-Dollfuß-Museums“ in Texing. Das Projektteam startete daraufhin Vorbereitungsarbeiten wie eine erste Analyse des Museums, wissenschaftliche Gespräche, Kontaktaufnahmen mit Vermittlungsinstitutionen sowie die Konzeption eines Fahrplans. Am 11. Mai 2022 wurde die Zusammenarbeit mit einer offiziellen Kooperationsvereinbarung und Beauftragung endgültig besiegelt. Ebenso wurde die Zusammensetzung des siebenköpfigen wissenschaftlichen Beirats finalisiert, der den Prozess begleiten und bereits im Sommer seine Arbeit aufnehmen wird. Bis Ende 2023 soll ein Konzept für die Neugestaltung des Geburtshauses des einstigen österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß (* 1892 in Texing, † 1934 in Wien) der von Nationalsozialisten im Kanzleramt ermordet wurde, vorliegen.
„Wir nehmen uns ganz bewusst Zeit für einen breiten, partizipativen Prozess“, betont Alexander Hauer, Obmann des Vereins MERKwürdig, der gemeinsam mit Christian Rabl (wissenschaftliche Leitung) sowie mit Remigio Gazzari und Johanna Zechner (Kurator:innenteam) das Projektteam bildet. „Daher starten wir mit einer Vermittlungsphase, in der bei Werkstätten-Gesprächen Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Im Rahmen von Workshops werden verschiedene lokale Gruppen eingebunden. Durch entsprechende Veranstaltungen informieren wir die Öffentlichkeit. Auf dieser bis ins Frühjahr 2023 andauernden Vermittlungsphase baut die Konzeption auf, die dann wiederum Basis für die Neuausrichtung ist. Das Zeithistorische Zentrum Melk ist im Rahmen des Projekts von der Gemeinde Texingtal auch damit beauftragt worden, sich konkrete Gedanken über die Finanzierung und den Betrieb eines Museums zu machen“, erklärt Alexander Hauer die Vorgehensweise.
„Es freut uns sehr, dass es uns gelungen ist, einen wissenschaftlichen Beirat zusammenzustellen, der sowohl über eine ausgewiesene fachliche Expertise zur Geschichte des Austrofaschismus als auch zu museologischen Prozessen verfügt“, stellt Christian Rabl die Mitglieder des Beirats vor:
Ernst Bruckmüller ist emeritierter Universitätsprofessor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und gründete das Institut für Geschichte des ländlichen Raums. Er ist profunder Kenner der Region und routinierter Ausstellungsmacher. Lucile Dreidemy vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ist Historikerin und Germanistin und hat sich mit ihrer Forschungsarbeit „Der Dollfuß-Mythos“ kritisch mit dem Personenkult rund um den umstrittenen Kanzler auseinandergesetzt. Ernst Langthaler ist Vorstand des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Johann-Kepler-Universität in Linz und Vorstand des Instituts für Geschichte des ländlichen Raums in St. Pölten. Eva Meran vom Haus der Geschichte Österreich ist Kunsthistorikerin, Vermittlerin und Kuratorin und verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermittlung von Zeitgeschichte. Carlo Moos lehrte Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich und hat 2021 den ausführlichen Sammelband „(K)ein Austrofaschismus? Studien zum Herrschaftssystem 1933 – 1938“ herausgegeben. Verena Pawlowsky verfügt über umfangreiche Expertise zur österreichischen Geschichte 1933–1945 sowie breite Erfahrung in Ausstellungsprojekten. Christian Rapp ist wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte in St. Pölten und hat ebenfalls zahlreiche Ausstellungsprojekte kuratiert.
Quelle: Verein MERKwürdig. Zeithistorisches Zentrum Melk, Florian Müller