Heute ist „Welt-Eisbären-Tag“. Doch für Eisbären in weltweiter Zoo-Gefangenschaft ist dies kein Grund zum Feiern. Denn eine aktuelle Auswertung des „Internationalen Eisbären-Zuchtbuches“ durch Tierrechts-, Arten- und Tierschutzorganisation „EndZOO Österreich“ beweist jetzt, dass sich Eisbären in Gefangenschaft dauerhaft nicht wohlfühlen, dass sich ihre Zucht von einer Nachhaltigkeit noch weiter entfernt und ihre Zurschaustellung keinen Beitrag zur Arterhaltung darstellt.
Die Daten des Zuchtbuches, welche aus gutem Grund von den Verantwortlichen unter Verschluss gehalten werden, weisen eine erschreckende Bilanz auf. So halten immer weniger Zoo-Gefangenschaften anhaltend weniger Eisbären. Wurden 1980 weltweit noch über 600 Eisbären in 199 Einrichtungen gefangen gehalten und zur Schau gestellt, waren es 2016 nur noch knapp über 300 Eisbären in nur noch 130 Haltungen.
Auch die Geburten, von einst 68 Babys (1980) auf 18 Babys (2013) im Jahr, sind massiv gesunken. Zudem weisen Eisbären in Gefangenschaft, u.a. aufgrund der nicht artgerechten und qualvollen Haltungsbedingungen, die höchste Jungtiersterblichkeit unter Großbären auf. So ergab die Zuchtbuchauswertung (1980-2013), dass 68 Prozent aller in Gefangenschaft geborenen Eisbären (1108 berechnungsfähige Individuen) noch vor ihrer Geschlechtsreife von 4 Jahren gestorben sind. Insgesamt 269 Eisbärenbabys waren Totgeburten, 410 Babys wurden nicht älter als 30 Tage und 76 Individuen starben noch bevor sie 4 Jahre alt wurden.
Lediglich 353 Eisbären wurden älter als 4 Jahre. Von diesen 353 Bären müssten, nach noch nicht vollständig abgeschlossener Recherche von EndZOO, heute nur noch etwas über 190 Individuen leben. Angesichts dieses anhaltenden Zuchtdesasters und der Aussage etlicher ZoovertreterInnen, dass die Geburten- und Aufzuchtrate ein „wichtiger Indikator für das Wohlbefinden“ sei, kann von einem erheblichen Unwohlsein und Leiden bei Eisbären in der Zoo-Gefangenschaft ausgegangen werden.
In der Geschichte des Zuchtbuches wurden, laut EndZOO, noch nie so wenig Eisbären in Gefangenschaft geboren oder gehalten. Dieser Negativtrend wird anhalten und auch dramatische Folgen haben. Denn laut Wissenschaftler, wie den weltweit anerkannten Biologen Edwards O. Wilson, sind mehr als 500 Individuen erforderlich, um eine Tierart auf lange Sicht in einem genetisch gesunden Zustand zu erhalten. Bei einer Population unter 500 Individuen „ist die genetische Drift stark genug, um einige Gene zu eliminieren und die genetische Variabilität der Gesamtpopulation zu mindern.“
Die Forderung von EndZOO ist, sofort mit dem Auslaufen der Gefangenschaftshaltung von Eisbären zu beginnen und alle Kräfte und Gelder in den Erhalt und Schutz des natürlichen Lebensraumes zu investieren.
„EndZOO kann heute schwarz auf weiß belegen, dass die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft ein Irrweg ist und die Eisbären darunter erheblich leiden. Die Anzahl der Eisbären in Gefangenschaft wird in den nächsten Jahren noch schneller abnehmen. Die genetische Vielfalt wird weiter sinken und die Inzucht zunehmen. Dann werden noch mehr in Gefangenschaft geborene Eisbären die Geschlechtsreife von vier Jahren nicht mehr erleben und wie hunderte Verwandte vor ihnen frühzeitig sterben. Wann sehen wir Menschen ein, dass die Eisbärenrettung in Gefangenschaft eine von vielen Zoo-Lügen ist? Wenn es zu spät ist?“, so EndZOO-Zooexperte Frank Albrecht abschließend.
Lesen Sie hier bitte einen Artikel von 2015;
EndZOO ist eine internationale Tierrechts-, Tierschutz- und Artenschutzorganisation. Nicht-menschliche Tiere in der Zoo-Gefangenschaft haben auch ein Recht auf Leben, persönlicher Freiheit und das Recht auf körperlicher und psychischer Unversehrtheit. Daher setzen wir uns für ein schnellstmögliches Auslaufen aller Zoo-Gefangenschaften ein. Zudem fordern wir weitestgehend leidmindernde Zoo-Haltungsbedingungen und wir treten für den Schutz und den Erhalt der natürlichen Lebensräume in Freiheit ein.