Das neue, besondere Objekt, das von Dienstag, 17. Mai bis Sonntag, 26. Juni 2022 im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek / kurz ÖNB ausgestellt wird, ist ein Papyrusfragment aus dem Zeitraum 100–120 n. Chr. von außergewöhnlichem, historischen Wert. Zum einen wurde dieser erstmals gezeigte Papyrus in Latein verfasst und ist daher eine Rarität, denn es sind kaum lateinische Schriftstücke aus Ägypten überliefert. Zum anderen erlaubt dieses fast 2.000 Jahre alte Schriftstück einen Einblick in die Schreibstube des römischen Reiches – mit tragischem Inhalt: Es dokumentiert die hohen Verluste der römischen Soldaten im Zuge des jüdischen Aufstandes (115–117 n. Chr.) in Ägypten. 

Es handelt sich um eine offensichtlich hastig verfasste Notiz über zwei römische Legionen, die in Ägypten zur Zeit Kaiser Trajans stationiert waren. Diese Liste überliefert hohe Verluste, mehr als ein Viertel aller Soldaten wurden als verstorben bezeichnet und sie enthält darüber hinaus eine Aufstellung über Legionäre, die zur Zeit keine Kommandanten hatten. Zustände, die einen tagesaktuellen Einblick in historische Ereignisse erlauben. Der Papyrus weist eine ungeübte Handschrift, Schreibfehler, zahlreiche Korrekturen und Einfügungen auf und entspricht damit auch nicht den Standards der peniblen Buchführung römischer Truppen. 

Verluste im Jüdischen Aufstand (Papyrus, 115–117 n. Chr.) Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Dieser kaum handflächengroße Papyrus ermöglicht somit einen unmittelbaren Abgleich der tatsächlichen Ereignisse zu den literarischen Beschreibungen und den Geschichtsschreibern des römischen Reiches. 

Der Papyrus „Verluste im jüdischen Aufstand“ wurde vom Publikum online gewählt und konnte sich gegen den Papyrus „Streitbeilegung zwischen einem Offizier und einem Rechtsgelehrten“ aus 439 n. Chr. und dem Papyrus „Militärkapläne in der spätrömischen Armee“ um 500 n. Chr. durchsetzen.  

Am Dienstag, 24. Mai 2022 findet im Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek ein Expertenvortrag zu diesem aktuellen, besonderen Objekt statt.

www.facebook.com/nationalbibliothek

Quelle: Österreichische Nationalbibliothek / ÖNB

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www.onb.ac.at

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