Diego Armando Maradona (* 30. Oktober 1960, † 25. November 2020) flog bereits jung sehr hoch, um wenig später tief zu fallen. Fußballerisches Genie gepaart in zwei genialen Beinen war gut, aber was seinerseits nach der Karriere folgte, war für die bewundernde Jugend weniger vorbildlich. Der Ausnahmekönner am Ball, gesegnet mit einem ungeheuren Talent war zeitlebens getrieben von der Masse und der Sucht nach Erfolg.

Er, Maradona, spielte mit in diesem Teufelskreis, opferte sich und seinen Körper, um im Umkehrschluss wiederum der Masse zu gefallen und ihr zu beweisen, dass er immer noch der Beste ist, oder es zumindest sein kann. So wahrhaft einzigartig und genial Maradona sein blau-weißes Heimatland Argentinien 1986 bis ins Endspiel gegen Deutschland und mit 3 : 2 zum Titel im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko geführt hatte, so weniger spektakulär „stolperte“ Argentiniern 1990 als regierender Weltmeister abermals dem Finale in Rom entgegen, um dort mit 0 : 1 gegen Deutschland den Kürzeren zu ziehen.

Es klingt banal, darauf hinzuweisen, dass das Finale mit einem simplen Elfmeter entschieden worden war. Aber einen Penalty in einem Endspiel, in dem es wohl am meisten um Sein oder Nichtsein geht, auch den muss man erst einmal verwandeln. Andreas Brehme, der Hamburger in Reihen von Inter Mailand verwertete trocken und bescherte damit Deutschland nach 1954 und 1974 den dritten Weltmeister-Titel in der Geschichte.

Maradona stand nach der Finalniederlage tränenreich im Schatten, während das DFB-Team in hellem Lichterschein erstrahlte, sieht man einmal von DFB-Teamchef Franz Beckenbauer ab, der einsam und verlassen alleine und gedankenverloren seine Kreise am Rasen im Stadio Olimpico zog. Dem kleinen Argentinier liefen die Tränen über die Wangen, er wäre so gern ein zweites Mal Fußball-Weltmeister geworden, aber es reichte 1990 für ihn und sein Argentinien „nur“ zu Platz Zwei. Ein Umstand übrigens, der sich 2014 in Brasilien wiederholte.

Maradona war in Italien 1990 Anfang 30 und sein Körper ob er körperbetonten Attacken gegen ihn und seine fußballerische Leichtigkeit des Seins von so manchen grimmigen Verteidigern arg zerschunden. Aber er liebte den Fußball und er liebte sein Land. Dafür war er bereit, alles zu geben. Dass es letzten Ende zur Vize-Weltmeisterschaft gereicht hatte ist dennoch ein Verdienst von ihm, den Argentinien 1990 bestand genau genommen nur aus Diego Armando Maradona.

Mit dem Ableben dieses fußballerischen Ausnahme-Könners vor nunmehr drei Jahren wühlt wohl jeder in seiner persönlichen Erinnerung, ob und wie er im Laufe der Fußballfan-Karriere mit Maradona in Berührung kam. Auch wir möchten hier mit ein paar Anekdoten aufwarten;

Maradona in Wien

Die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft traf am 21. Mai 1980 im Wiener Praterstadion auf Argentinien und lief dabei ins ärgste Heimdebakel seit dem 16. September 1962 und einem 0 : 6 gegen die Tschechoslowakei. Team-Kapitän Robert Sara vom FK Austria Wien nahm nach 55 Länderspielen freiwillig von der Nationalmannschaft Abschied. Unter tosendem Applaus der 65.000 Zuschauer wurde er nach 15 Minuten gegen seinen Vereinskollegen Günter Pospischil ausgetauscht. Zu diesem Zeitpunkt führte der regierende Weltmeister von 1978 bereits mit 2 : 0. Unmittelbar nach dem Austausch gelang Maradona sein erstes Tor in diesem Spiel, zwei weitere ließ der quirlige kleine Südamerikaner mit dem schwarzgelockten Haupte an jenem Tag in Wien noch folgen. 5 : 1 deklassierte Argentinien die Österreicher und der dreifache Torschütze und noch nicht 20-jährige Maradona drückte jenem Spiel im Wiener Prater seinen persönlichen Stempel auf. Nach dem Match, der Verfasser dieser Zeilen war damals gerade einmal 10 Jahre alt, durfte der Gang zum Spielerausgang nicht fehlen. An Großvaters Hand stand man da, mit Kugelschreiber und Zettel ausgestattet, um den Versuch zu starten, für sich und die daheimgebliebenen Freunde aus der Schule das eine oder andere Autogramm zu ergattern. Maradona schrieb bereitwillig lächelnd und dem jungen Fußballfan aus Linz freundlich auf die Schulter klopfend seinen Namen auf fünf entgegengestreckte Zettel, ehe er in den Bus stieg.

Der FC Barcelona in Wien

Die Freude im Lager der Wiener Violetten war groß, als es im Zuge der Auslosung zum Europacup der Pokalsieger im Viertelfinale hieß, der FC Barcelona käme am 2. März 1983 nach Wien. Diese Vorfreude auf ein fußballerisches Spektakel ebbte jedoch sehr bald ab, denn Maradona im Dress von Barca spielte im Prater nicht. Er litt an Gelbsucht, so hieß es aus den Reihen der Katalanen. Ergo pilgerten „nur“ 25.000 Zuschauer zu diesem torlosen Remis ins Wiener Praterstadion, die jedoch einen herrlichen Vergleichskampf zwischen dem „blonden Engel“ aus Deutschland, Bernd Schuster (Barcelona) und Felix Gasselich (Austria) frei Haus geliefert bekamen. Es war ein 0 : 0 der überaus besseren, der gehobenen Art und Weise. Und dennoch kostete das Match einen Kopf. Barca-Trainer Udo Lattek wurde unmittelbar nach dem Spiel in Wien gefeuert, für ihn holte man mit César Luis Menotti jenen Argentinischen Weltmeistertrainer von 1978, von dem man sich erhoffte, dass er die Achse Schuster-Maradona besser handhaben könne. Nun, Maradona spielte zwar beim Rückspiel im Nou Camp-Stadion mit, aber jener Abend gehörte damals dem FK Austria Wien und Gerhard Steinkogler der seine fußballerische Sternstunde erlebte. Die Austria erspielte ein 1 : 1 und kam eine Runde weiter, der CF Barcelona mit Diego Maradona versank im Tal der Tränen.

10 Jahre danach

Am 3. Mai 1990 gastierte Argentinien abermals in Wien, abermals als regierender Fußball-Weltmeister und erneut im Rahmen eines freundschaftlichen Länderkampfes gegen Österreich. Das Spiel ging vor 45.000 Zuschauern über die Bühne und die ÖFB-Auswahl erreichte nach einer 1 : 0-Führung ein 1 : 1-Unentschieden nach 90 Minuten. Die Begeisterung für die Österreichische Nationalmannschaft unmittelbar vor der Weltmeisterschaft 1990 in Italien war anhaltend hoch, wenngleich man sich über den belgischen Referee Alphonse Constantin geärgert hatte, der beim Stand von 1 : 1 in der 65. Minute ein Foul am durchbrechenden Andreas Ogris, der am Zug zum Tor war, ungeahndet ließ. 10 Jahre später durfte der Verfasser als 20-jähriger Nachwuchs-Redakteur dann ein paar Worte von Maradona erhaschen, der meinte, dass Österreich „bene“ – also gut – war, bloß die Nummer 3 (Robert Pecl) spielte seiner Ansicht nach unfair und viel zu hart. Worauf Pecl erwiderte, dass ihn die Argentinier auch im Spiel spanisch beschimpft hätten, aber das sei ihm einerlei, denn er spiele eben so Fußball, wie er meint, dass es richtig ist. Argentinien kam – wie bereits erwähnt – 1990 ins Finale, Österreich fuhr nach der Vorrunde nach Hause.

Hugo Maradona beim SK Rapid Wien

Im Sommer 1990 ging ein Raunen durch die heimische Fußball-Landschaft. Maradona spielt bei Rapid, auch wenn es „nur“ der Hugo war, ein kleiner und um neun Jahre jüngerer Bruder als der große Diego himself. Nun, man kann es vorwegnehmen, die Verpflichtung war für den Hugo, denn der „kleine“ Maradona trug lediglich dreimal den grün-weißen Kampfmannschafts-Dress der Hütteldorfer. Eines schönen Tages, am Freitag, 28. September 1990 befand man sich auf einem Zweitliga-Auswärtstrip zum SK VÖEST Linz-Gastspiel nach Stockerau. Da die Anreise per Bahn erfolgte, musste man zu Wien-Hütteldorf umsteigen. Zum Anschlusszug der S-Bahn hatte man noch Zeit, also pilgerte man vor das Bahnhofsgebäude in Hütteldorf-Hacking und wunderte sich über das zu diesem frühen Zeitpunkt bereits doch sehr hohe Publikums-Aufkommen. Auf Nachfrage beim freundlichen Strobl-Fanstand-Verkäufer erhielt man die plausible Erklärung, „dass der klane Maradona heut´ in der Unter 21 von der Rapid spült. Es is ka Wunder, dass scho so vül Leit do san, die rennan olle zum Vorspül.“ Die „kleine“ Rapid gewann das Vorspiel gegen die Alterskollegen vom SK Sturm Graz mit 8 : 1, die „Großen Greanen“ ließen zwei Stunden später ein 3 : 1 folgen. Und selbst reiste man mit 20 Gleichgesinnten ins lieblich Stadterl Stockerau weiter, um gegen den vom einstigen „VÖEST-Willi“ betreuten SV Stockerau – gemeint ist Willi Kreuz – mit einem 1 : 1 im Gepäck im Anschluss erneut die Heimreise aus der Alten Au über den Wiener Westbahnhof nach Linz anzutreten.

Der Wert eines Panini-Pickerls

Maradona besaß bereits 21-jährig und vor der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien großen und unbezahlbaren Wert in Sammlerkreisen. Und – er gewann den Zweikampf gegen den Chilenen Miguel Angel Neira. Und das kam so. Die in dunkelgrüne Sackerl verpackten Panini-Pickerl für die Fußball-WM 1982 kosteten damals 2,50 Schilling (€ 0,18). An einem Vormittag in der 10 Uhr-Pause öffnete man die am frühen Morgen im Papierfachgeschäft vis-á-vis der HS-Leonding erstandenen Panini-Sackerl und hatte Maradona doppelt. Welch ein Glück! Der Sitznachbar von nebenan wäre mit Maradona besitzend mit seinem Album fertig gewesen. 20 Schillinge (€ 1,45) bot er mir an. Unglaublich dieser Betrag, dafür hätte man 8 neue Panini-Sackerl á vier Pickerl kaufen können. Freundschaft und jugendlicher Leichtsinn brachten es mit sich, dass Maradona „ohne Ablöse“ wechseln durfte. Geld verdirbt den Charakter und die Freundschaft, so lehrte man es dem damals 12-jährigen zu Hause. Maradona wechselte also um 10 Uhr ins Album von Manfred Sch. Um 14 Uhr kam es zum Rückspiel. In Gernot A. ´s Album glänzte noch der oben erwähnte Chilene Miguel Angel Neira durch Abwesenheit. Manfred Sch. besaß diesen urplötzlich. Also wechselte Neira ebenso kostenlos in A.´s Album. Nachmittägliche Pattstellung zwischen Maradona und Neira, sowie zwischen Sch. und A.

Pele versus Maradona

Es ist müßig, Spieler zu vergleichen, die noch dazu aus verschiedenen Epochen stammen. Eines hatte jedoch der für den Verfasser noch größere Pele dem ebenso großen, wenngleich körperlich kleineren Maradona voraus. Man hörte nie Skandale oder anderweitige negative Schlagzeilen, Pele war Markenbotschafter und sein Name blütenrein. Maradona wollte funktionieren, weil er es ganz einfach musste. Die breite Masse erwartete das von ihm. Und er opferte dabei sich selbst und seine Gesundheit. Auch als Trainer fand er nie diesen einen, diesen genialen Spieler, der wie er, zu seiner Glanzzeit war. Es hat wohl so sein müssen. Möge die „Hand Gottes“ in Frieden ruhen, jetzt und für alle Zeit.

Übrigens: Der absolute Siegeswille, der Maradona beim Endspiel am 29. Juni 1986 im Aztekenstadion zu Mexiko City vor 115.000 Zuschauern antrieb, war aller Ehren wert. Argentinien führte im WM-Finale gegen Deutschland bereits hochverdient mit 2 : 0. Die DFB-Auswahl stellte neun Minuten vor Schluss auf 2 : 2. Maradona rackerte, lief, kämpfte und spielte wie ein Fußball-Gott. Er wollte den Pokal. Mit all seiner Genialität und auch mit aller Macht. Und er gewann ihn, denn es fiel noch das dritte – das entscheidende – Tor für Argentinien. Damals, kaum 26-jährig, war Diego Armando Maradona am absoluten Zenit seines Seins …

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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