
Während in Skandinavien kaum noch jemand Kleingeld im Portemonnaie hat, klirrt und raschelt es in Österreich nach wie vor im Geldbeutel. Tatsächlich wird nirgendwo so häufig mit Bargeld bezahlt wie hierzulande. Tatsächlich aber aus Gründen, die weit über die Bequemlichkeit hinausgehen.
Zwischen Tradition und Technik
„Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien. Dort passiert alles 50 Jahre später.“ Dieses berühmte Zitat des Komponisten Gustav Mahler beschreibt ganz gut, wie man Österreich oft wahrnimmt. Denn Österreich begegnet dem Wandel lieber in einem gemächlichen Tempo. Alles mit der Ruhe. Ein typisch österreichisches Motto. Dass das dann auch beim Thema Bezahlen so ist, mag an dieser Stelle nicht überraschend sein.
Während das Bargeld also in vielen europäischen Ländern keine große Rolle mehr spielt, bleibt man in Österreich zurückhaltend. Das bestätigt auch eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung BearingPoint. Obwohl während der Corona-Pandemie Online Käufe und kontaktlose Zahlungen sprunghaft zugenommen haben, hat Bargeld seither eine erstaunliche Renaissance erlebt.
Laut der Studie bevorzugen 73 Prozent der Österreicher ihre Einkäufe bar zu begleichen – im Vorjahr waren es sogar 79 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil übrigens bei 69 Prozent, im Vorjahr lag der Wert bei 71 Prozent. Der Rückgang ist also minimal.
„Im europäischen Vergleich bleibt die Nutzung von Bargeld auf einem sehr hohen Niveau“, weiß Christian Bruck, der Zahlungsexperte bei BearingPoint. Zwar hat die Häufigkeit leicht abgenommen, doch von einem Bedeutungsverlust könnte noch lange keine Rede sein. Die Bargeldkultur in Mitteleuropa hat sich über Jahrzehnte etabliert und das Vertrauen in Münzen und Scheine sei tief verankert.
Warum viele lieber mit Bargeld bezahlen
Doch was steckt tatsächlich hinter dieser anhaltenden Zuneigung zum Bargeld? Schließlich gilt das Zahlen mit der Karte oder dem Smartphone als schneller und praktischer. Der entscheidende Punkt ist die Anonymität. Während digitale Transaktionen Spuren hinterlassen, bleibt beim Barzahlen die Privatsphäre gewahrt. Das ist ein Aspekt, der in Österreich und Deutschland kulturell stark verankert ist.
„Viele Menschen schätzen, dass Bargeld keine Datenspur hinterlässt.“ Julia Pitters ist eine deutsche Wirtschaftspsychologin, die seit Jahren das Verhältnis zu Geld untersucht. Anders als in Schweden, wo laut der gleichen Studie nur 28 Prozent bevorzugt mit Bargeld bezahlen, herrscht hierzulande ein größeres Bedürfnis nach Datenschutz und Selbstbestimmung. „Die Schweden vertrauen ihrem Staat und leben transparenter. In Deutschland und Österreich überwiegt das Sicherheitsdenken“, so Pitters.
Neben der Anonymität spielt aber auch das Gefühl eine Rolle, buchstäblich etwas „in der Hand zu haben“. Bargeld vermittelt Kontrolle. Vor allem, wenn die Zeiten unsicher sind. „Das Haptische, das Körperliche verspricht Sicherheit“, weiß Pitters. Während der Pandemie etwa haben viele Haushalte Bargeld gehortet, obwohl der Alltag gleichzeitig stärker digital wurde. Das mag auf den ersten Blick irrational erscheinen, doch es vermittelt vielen Menschen Stabilität. Es handelt sich also um eine sogenannte Kontrollillusion, die psychologisch beruhigend wirkt.
Ein weiterer Vorteil, der ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden darf: Bargeld funktioniert auch dann, wenn digitale Systeme versagen – so etwa bei einem Stromausfall oder Cyberangriff. Gerade in einer Welt, die sich zunehmend auf elektronische Infrastruktur stützt, erscheint diese Unabhängigkeit als ein wertvolles Sicherheitsnetz, das man nicht so einfach aufgeben möchte.
Bargeld als Lernhilfe und Budgetbremse zugleich
Wirtschaftspsychologin Pitters weiß, dass Bargeld auch einen praktischen Nutzen hat: Bargeld hilft, dass man den Überblick behält. Wer physisch bezahlt, der spürt den Geldabfluss und das bewirkt eine natürlichere Ausgabenkontrolle. „Wenn man Geldscheine aus der Hand gibt, ist der Schmerz größer als beim schnellen Kartenzahlungsklick“, so Pitters.
Dieses Prinzip ist nicht nur für Erwachsene relevant. Auch Kinder lernen mit Münzen und Scheinen leichter, was Geld bedeutet. „Digitale Zahlungen sind zu abstrakt. Kinder begreifen Werte besser, wenn sie sehen, wie Geld verschwindet“, weiß Pitters. Selbst in Schweden, dem digitalsten Land Europas, würden Kinder deshalb mit Bargeld an den Umgang mit Finanzen herangeführt.
Wer regelmäßig mit Bargeld bezahlt, der tendiert außerdem dazu, bewusster zu konsumieren. Viele Menschen greifen zwar bei größeren Anschaffungen auf die Karte zurück, bleiben im Alltag aber beim Bargeld. Es ist eine Form von Selbstdisziplin: Wer nur am Ende das ausgibt, was er in der Geldbörse hat, der kann sein Budget besser kontrollieren. Das ist auch der Grund, warum viele Nutzer im Online Casino mit Prepaid-Bezahlmethoden arbeiten. Denn wer im Vorfeld Geld auf die Prepaid-Karte lädt, der hat ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Im Online Casino geht es aber auch um die Frage, welche Auszahlungswege es gibt. Denn man will nicht lange auf eine Auszahlung warten, wenn man einen Gewinn realisieren möchte. Daher befassen sich immer mehr Glücksspieler auch mit den Auszahlungsmethoden und weniger mit den Einzahlungsvarianten.
„Bargeld ist ein Instrument, um besser zu haushalten“, ist Pitters überzeugt. Dieses Verhalten sei kulturell tief verwurzelt. Viele Menschen verbinden Münzen und Scheine mit Verlässlichkeit und haben wenig Vertrauen in abstrakte Zahlen auf dem Bildschirm.
Junge Generation zwischen Smartphone und Scheinen
Trotz dieser traditionellen Bindung wandelt sich das Zahlungsverhalten langsam – vor allem bei den Jüngeren. Laut dem Payment-Monitor von Visa bezahlt inzwischen ein Viertel der Österreicher regelmäßig mit dem Handy oder der Smartwatch. In der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren liegt der Anteil sogar bei 45 Prozent.
