
Österreich hat sein Schicksal herausgefordert und qualifizierte sich – nach 2016 und 2021 – zum dritten Mal in Serie für eine Fußball-Europameisterschaft, in diesem Falle für die Euro 2024 in Deutschland. Der letzte 1 : 0-Erfolg in Baku über Aserbaidschan reichte der Mannschaft von Teamchef Ralf Ragnick, um sich automatisch zu qualifizieren. Zwar sollte die Qualifikation das Mindeste sein, was man von einer talentierten Mannschaft erwarten kann, aber in einer schweren Gruppe, in der auch Schweden und Belgien vertreten waren, ist es dennoch ein Kunststück, die Qualifikation zu schaffen und sogar um den Gruppensieg mitzuspielen. Cheftrainer Ragnick mahnte zur Vorsicht, die genügte, dass sich Österreich zum dritten Mal en suite für eine EM qualifizierte.
Bei großen Turnieren wird natürlich immer der Heimvorteil als wichtiger Faktor angeführt. Obwohl es 2008, als Österreich gemeinsam mit der Schweiz als Gastgeber fungierte, nicht gut lief, wird es für viele österreichische Spieler eine angenehme Erfahrung sein, das Turnier 2024 in Deutschland auszutragen. Im Laufe der Geschichte der deutschen Fußball Bundesliga gab es viele österreichische Spieler, die für deutsche Mannschaften spielten. Doch mit Blick auf das Turnier 2024 ist die Zahl der Österreicher, die in der Bundesliga spielen, deutlich höher.

Für Ragnick ist die Mehrheit aus der deutschen Bundesliga
Ein Vergleich verdeutlicht dies am besten. Bei der EM 2008 in Österreich wählte der damalige Trainer Josef Hickersberger mit dem Stürmer Martin Harnik (SV Werder Bremen) einen Spieler aus, der für einen deutschen Bundesligisten spielte. Im jüngsten Kader von Ralf Ragnick für die Euro 2024-Qualifikation stehen 14 Spieler, die bei deutschen Vereinen gemeldet sind. Im letzten Kalenderjahr wurden insgesamt 20 in Deutschland lebende Österreicher in die Nationalmannschaft berufen. Diese interessante Dynamik hat das Potenzial, Ragnick und seinem Team im nächsten Sommer zum Erfolg zu verhelfen.
Selbstverständlich ist die Tatsache, dass viele Spieler in der deutschen Bundesliga spielen, keine Garantie für diesen Erfolg – im Gegenteil. Bei der Ausrichtung eines Turniers ist ein gewisser Druck vorhanden. Man hat gesehen, wie dieser Druck auf Mannschaften wie Brasilien bei der Weltmeisterschaft 2014 ausgeübt wurde. Außerdem haben die österreichischen Spieler diesen Druck bereits 2008 zu spüren bekommen. In Deutschland werden die österreichischen Spieler jedoch nicht unter dem massiven Erwartungsdruck stehen, der auf den Gastgebern lastet. Stattdessen werden sie sich wie zu Hause fühlen und vielleicht sogar in Städten spielen, die nicht weit von ihren Häusern und Familien entfernt sind.
Der Heimvorteil wird einigen Spielern helfen
Länderspielmannschaften treffen immer die notwendigen Vorbereitungen, damit sich ihre Spieler bei der Reise in ein Gastland so wohl wie möglich fühlen. Jedoch manchmal kann der Unterschied noch gravierender sein. Wenn man den Schock einer Reise von Europa nach, sagen wir, Japan bedenkt, dann hat man es mit unterschiedlichen Zeitzonen, Unterschieden in der Ernährung, dem Klima und so weiter zu tun. Eine Reise nach Deutschland ist für österreichische Spieler, die nicht in der deutschen Bundesliga spielen, kaum ein Kulturschock, aber die Tatsache, dass so viele Spieler bereits in Deutschland leben, ist zweifellos von Vorteil.
Der Heimvorteil wird im Fußball allgemein als etwas Gutes angesehen. Nicht nur die Fans im Stadion feuern die Mannschaft an. Die unterschiedlichen Fußballplätze, die Geschwindigkeit, mit der sich der Ball bewegt, die Entfernung zwischen der Eckfahne und der Tribüne, die Anreise zum Stadion, die Umkleidekabinen – all dies führt zu einem Gefühl der Ungewohntheit, das sich auf die Leistung der Spieler auswirken kann. Einige der österreichischen Spieler werden in Stadien spielen, in denen sie im Durchschnitt ein paar Mal im Jahr spielen, während andere in Stadien – Leipzig, Dortmund, München – spielen werden, in denen sie jedes zweite Wochenende spielen.
Es braucht mehr als nur die Vertrautheit mit der Umgebung, um ein erfolgreiches Abschneiden Österreichs zu erreichen. Das Team hat in der Vergangenheit bei Europameisterschaften – sieht man von 2021 ab – nur selten erfolgreich gespielt. Doch im Spitzenfußball geht es vor allem um die kleinen Prozente, um winzige Vorteile, die sich zu einer erfolgreichen Leistung summieren. Die Tatsache, dass so viele Spieler mit dem Gastgeberland vertraut sind, ohne unter dem Druck zu stehen, Gastgeber zu sein, ist ein kleiner Vorteil für Österreich, der allerdings entscheidend sein könnte.