
Die Österreichische Nationalbibliothek präsentiert in ihren Museen Höhepunkte aus den Sammlungsbeständen und zeigt darüber hinaus im Prunksaal, Literatur- und Papyrusmuseum jährlich wechselnde Sonderausstellungen. Diese rege Ausstellungstätigkeit wird komplettiert mit facettenreichen Online-Ausstellungen.
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Die Medienmetropole Wien um 1900
Die Redaktionen waren fast durchwegs von Männern besetzt, besonders die Chefsessel. Doch auch schon vor mehr als hundert Jahren gab es Frauen in journalistischen Leitungspositionen – „Blattmacherinnen“ eben. Nicht nur in Modemagazinen, deren Belegschaft schon früh stark weiblich geprägt war. Auch in den Zeitschriften der Frauenrechtsbewegung, die beherzte Aktivistinnen als Sprachrohre für ihre Anliegen gründeten. Gerade diese Blätter – von Frauen für Frauen gemacht – öffneten Türen in den Journalismus und boten Raum, dieses Handwerk zu erlernen.
Anhand von Zeitungsausschnitten, Titelblättern, Dokumenten und Fotografien porträtiert diese Online-Ausstellung vier „Blattmacherinnen“, die um die Jahrhundertwende Geschichte(n) schrieben: Die bürgerliche Frauenrechtsaktivistin Marie Lang, die Sozialdemokratin Adelheid Popp, die katholische Publizistin Hanny Brentano und die Modeschriftstellerin Fanny Burckhard. Auch in die Gegenwart wird eine Brücke geschlagen: In Video-Interviews berichten fünf österreichische Journalistinnen über ihre Erfahrungen und Herausforderungen an der Spitze von Redaktionen.

Die Blattmacherinnen. Als Frauen in Redaktionen das Wort ergriffen
Kuratiert wurde die Ausstellung von Ariadne, der frauen- und genderspezifischen Informations- und Dokumentationsstelle der Österreichischen Nationalbibliothek. Anhand von Zeitungsausschnitten, Titelblättern, Dokumenten und Fotografien wird eindrucksvoll dokumentiert, wie Frauen bereits vor über hundert Jahren neue Perspektiven in der Medienwelt eröffneten – und wie aktuell viele der Herausforderungen bis heute geblieben sind. In Videointerviews berichten fünf heute aktive Journalistinnen, wie es ist, gegenwärtig an der Spitze österreichischer Tageszeitungen und Zeitschriften zu stehen.
Im Mittelpunkt der Webausstellung stehen vier historische „Blattmacherinnen“, die mit ihren Zeitschriften gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich beeinflussten:

Marie Lang (1858–1934) gründete gemeinsam mit Rosa Mayreder und Auguste Fickert 1899 die Zeitschrift „Dokumente der Frauen“ als Sprachrohr bürgerlicher Frauen. Nach dem Ausstieg ihrer Mitbegründerinnen führte Lang das Blatt auf eigene Faust weiter. Auch wenn es nur wenige Jahre existierte, hinterließ es deutliche Spuren in der Frauenbewegung und wurde für viele Leser*innen zu einem wichtigen Bezugspunkt im Ringen um Gleichberechtigung.
Adelheid Popp (1869–1939), geborene Dwořak, war die erste Chefredakteurin der 1892 gegründeten „Arbeiterinnen-Zeitung“. Als zentrale Figur der sozialdemokratischen Frauenbewegung und eine der ersten weiblichen Abgeordneten im österreichischen Parlament profilierte sie sich zugleich als kämpferische Journalistin mit klarer Haltung.

Hanny Brentano (1872–1940) leitete ab 1911 die neu gegründete katholische Monatsschrift „Österreichische Frauenwelt“. Zwar propagierte sie darin das weibliche Rollenbild der Mutter und Hausfrau, doch sie selbst entsprach diesem Ideal nur bedingt. Nachdem sie sich 1918 ins Kloster zurückgezogen hatte, blieb sie dem Schreiben dennoch treu – auch journalistisch.
Fanny Burckhard (1861–1926) stand ab 1898 an der Spitze der „Wiener Mode“, einem international erfolgreichen Modemagazin. Unter dem Pseudonym Renée Francis setzte sie sich für lockerere Reformkleidung ein, verteidigte Frauen auf Fahrrädern und brachte so frischen Wind in die Gesellschaft des Fin de Siècle.
Ein zusätzliches Kapitel schlägt die Brücke in die Gegenwart: Unter dem Titel „Blattmacherinnen im Interview“ berichten Barbara Haas, leitende Redakteurin Frauen & Familie Kleine Zeitung, APA-Chefredakteurin Maria Scholl, Kurier-Herausgeberin Martina Salomon, Anna Thalhammer, Chefredakteurin des Profil, und Brigitte Theißl, leitende Redakteurin der an.schläge, über ihre Erfahrungen und konkreten Herausforderungen als Frauen in führenden Funktionen österreichischer Medien.

Quelle und Foto: Österreichische Nationalbibliothek / ÖNB
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