Der Autor General a.D. Gerd Schultze-Rhonhof hat mit seinem Werk gegen die Besudelung, daß Soldaten Mörder sind, Einspruch erhoben. Er wagte es nunmehr, ein besonders heißes Eisen anzugreifen, nämlich die Beurteilung der Vorgänge der 30iger Jahre. Der lange Anlauf zum 2. Weltkrieg setzte bei ihm in weit zurückliegenden Vorkommnissen ein. Für ihn hat eine Anzahl vieler Staaten den 2. Weltkrieg angezettelt. Er bringt bisher unbekannte Zusammenhänge ans Tageslicht und beweist damit, daß dieser 2. Weltkrieg viele Väter hatte. Der Verfasser nimmt keine Verharmlosung von NS-Taten vor, sondern stellt die Ereignisse von damals klar und verändert damit das seinerzeitige Geschichtsbild. Er zeichnet sein Bild, daß Deutschland über Polen herfällt, daß Rußland sich die Hälfte von Polen raubt, wobei Polen das Opfer ist. Frankreich und England wollen den bedrängten Polen helfen, und die USA schließlich machen sich stark, die Helfer zu unterstützen, ja sie sogar zu retten. Jeder Mensch und jeder Politiker, der die aufgezeigten Ursachen in diesem 565 Seiten starken Buch Änderungen vornehmen will, trägt zumindestens eine Teilschuld am 2. Weltkrieg, wobei die Ursachen hiefür bereits im 1. Weltkrieg zu suchen sind. Er wirft Deutschland und Österreich vor, daß sie ihre Monarchie ablösten und die diffamierenden Inhalte des Versailler-Vertrag nicht entschärften, und damit Adolf Hitler die Möglichkeit gaben, diesen Vertrag zu negieren. Adolf Hitler hatte nicht die Absicht, das Sudetenland heim ins Reich zu führen. Inzwischen tauchte mit den Danziger Ereignissen ein neues Problem auf. Es geht um den Schutz von Polen, den England versprach, ohne ihn halten zu können. Im März 1939 wird über Auftrag von Adolf Hitler die Tschechei besetzt und Ungarn annektiert zur gleichen Zeit die Karpato-Ukraine. Nun hätte England einen Grund gehabt, die Freiheit der Tschechen zu verteidigen und mit dem Deutschen Reich und Ungarn Krieg zu führen. Doch beides unterblieb.
Auch Frankreich leistet einen Beitrag zum Kriegsausbruch. Seit den Tagen König Ludwigs des XIII und seines ersten Ministers Kardinal Richelieu war es das Ziel aller französichen Regierungen, die Ostgrenze Frankreichs zum Rhein vorzuschieben. Das geschlagene Deutschland hätte nach dem 1. Weltkrieg Frankreichs Hilfe brauchen können, die Franzosen blieben aber unversöhnlich. Der Beitrag zum Kriegsausbruch von 1939 ist dem der Briten ähnlich. Während Frankreich massiv gegen Deutschland vorgeht, läßt England die Saat von Versailles über zwei Jahrzehnte lang reifen. Adolf Hitler hat im März 1939 die zerfallenden Reste der Tschechoslowakei zum Protektorat erklärt und damit gegen jegliches Völkerrecht verstossen. Der nach 1918 wiedererstandene Staat Polen brachte es fertig, in den ersten vier Jahren seiner neuen Existenz Streit und Kriege mit allen seinen Nachbarn zu beginnen. Polen ist nicht nur das erste Oper des 2. Weltkriegs, sondern ist auch der erste Täter. Auch die Sowjetunion leistete einen massiven Beitrag zum Kriegsausbruch. Es sind drei Wurzeln, die diesen Beitrag ausmachten. Da ist zunächst die strategische Tradition als Erbe aus der Zarenzeit, an zweiter Stelle steht der Weltmissionswille als Ergebnis der bolschewistischen Revolution und drittens der Drang zur Wiederherstellung von Rußlands alter Größe als Folge des verlorenen 1. Weltkrieges. Jossif Stalin begann 1935 Rußland wieder zur Seemacht auszubauen. Die sowjetische Führung hat kein einziges mal versucht, die Differenzen zwischen den Deutschen und den Polen auszugleichen und damit dem Frieden eine Chance zu geben. Stalin war von Anbeginn an auf einen Krieg ausgerichtet, da er annahm, daß sich die Ordnung in Osteuropa zum Vorteil der Sowjetunion verändert. Damit ist auch erwiesen, daß Hitler befürchtete, die große sowjetische Heeresmacht könnte sich durch Deutschland bis zum Atlantik hindurch wälzen und damit in Deutschland Fuß fassen. Die daraus erfolgenden Tricks führten zu Verträgen, deren Bruch erwartet werden konnte.
Natürlich müssen hier auch die Vereinigten Staaten von Amerika erwähnt werden, die ebenfalls am Desaster der Versailles-Verträge Schuld trugen. Es sind andere Gründe, die die USA zum Kriegsausbruch gegen Deutschland veranlaßten. Da ist zunächst die Ausbreitung über den Nordamerikansichen Kontinent mit dem Herrschaftsanspruch über beide Amerikas (Nord & Süd) und weiters eine Befreiung von den drei Schurkenstaaten Deutschland, Italien und Japan. Macht, Markt und Moral sind die Kennzeichen dieser Politik. Und so kam es denn, daß Woodrow Wilson am 2. April 1917 dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, wobei es jener Wilson ist, der 14. Punkte aufstellte und jedem Staat das Recht einräumte, keineswegs einen Friedensschluß herbeizuführen, wobei der Wille der betroffenen Bevölkerung Zustimmung zu jeder Veränderung Voraussetzung ist. Natürlich ist auch der Beitrag Deutschlands zum Kriegsausbruch zu beleuchten. Als Hitler am 1. September 1939 wegen Danzig einen Krieg eröffnete, ist das nur der Anlaß aus dem ein Weltkrieg entsteht. Der eigentliche Beitrag liegt aber in zwei früheren Ereignissen – die Angliederung des Sudetenlandes an das Reich im Oktober 1938 und die Besetzung der Tschechei im März 1939. Diese beiden Vorgänge lösten die besondere Heftigkeit gegen Deutschland aus. Der Anlaß Danzig konnte nicht allein dafür ausreichen, warum die Regierungen von sechs Nationen auf den Krieg zusteuern. Der große Krieg zwischen 1939 und 1945 hat eine mitteleuropäisch-deutsche, eine mediterrian-italienische und eine pazifistische-japanische Dimension. Die Siegermächte versäumen es, den Schluß des Krieges in den Anfang eines Friedens umzuwandeln. Es wird ein Zustand zementiert, den die besiegten Deutschen und Österreicher auf die Dauer nicht dulden können. Die Folgen der Versailler-Lasten und die Unwilligkeit der Sieger, den Deutschen einen echten Frieden einzuräumen, waren der eigentliche Unmut der Besiegten.
Mitschuldig am 2. Weltkrieg sind jene Regierungen und Staaten, die in Versailles und St. Germain die Gründe für diesen Krieg geschaffen und später bewußt verhindert haben, daß diese Gründe beseitigt werden konnten. Am 1. September 1939 fielen die ersten Schüsse der Deutschen Wehrmacht gegen die polnische Armee. Damit wurde der 2. Weltkrieg 1939 ausgelöst, wobei die eigentlichen Ursachen in den zeitgleichen Geschehnissen in den anderen Ländern miteinzubeziehen sind. Man kann diesen 2. Weltkrieg nur dann begreifen, wenn man das Gebahren in den großen Staaten in Europa seit dem 19. Jahrhundert kennt und versteht.
1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte
Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg
von Gerd Schultze-Rhonhof
565 Seiten
ISBN 3-7892-8117-4
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