Das tägliche Unglück ist berechenbar. Vor dem Glück musst Du Dich hüten!

Der 46-jährige Adolf ist vom Schicksal genauso gebeutelt wie von seinem Vornamen. Er lebt noch immer bei seiner Mutter, ist leicht übergewichtig, hat nur einen einzigen Freund und fährt als Busfahrer tagtäglich die immer gleichen Runden durch seine kleine Heimatstadt. Schon früh ist ihm eingetrichtert worden, dass er vom Leben nichts verlangen darf. Als eines Tages Hanni, seine große Jugendliebe, bei ihm in den Bus einsteigt, kommt endlich Bewegung in sein festgefahrenes Leben. Da gesteht Hanni ein dunkles Geheimnis und bittet ausgerechnet ihn um Hilfe. Ist das der Grund, weshalb sie sich ihm wieder genähert hat? Egal, während seine Mutter tobt, steht Adolf Hanni zur Seite. Nichts ahnend, worauf er sich da einlässt …

Über die Autorin:

Veronika Bauer, geboren 1978 in Krems an der Donau, studierte Grafik- und Kommunikationsdesign und arbeitete als Grafikerin und Artdirektorin, bevor sie sich als Texterin selbstständig machte. Sie schreibt regelmäßig für Magazine, ihr Herz schlug jedoch schon immer für Geschichten. Eine ihrer Erzählungen wurde bereits mit einem Preis ausgezeichnet. Die Autorin lebt und arbeitet in Niederösterreich.

oepb-Rezension:

„Es waren sieben Schritte und eine olivgrün gestrichene Schranktür, die ihn von den Keksen trennten. Eine müde Armbewegung, ein dumpfes Klacken, und schon lag sie vor ihm, die dunkle Kammer – feuchtwarm und ein wenig muffig. Es roch nach Rosinen, nach ranzigen Nüssen und nach Schokolade. Seine Finger fanden ganz von selbst ihren Weg, schoben das Fruchtmüsli mit den gefriergetrockneten Himbeeren zur Seite. An Sonntagen konnte er den Tag selbst gestalten und tun, was er wollte. Er war kein Gestalter. Und was er wollte, wusste er nicht. Auch nicht sonntags.

»Es gibt Menschen, die wollen, und Menschen, die müssen«, sagte seine Mutter stets. Früher hatte er diesen Satz gehasst, denn immer, wenn er fiel, standen unangenehme Dinge an. Er musste den Kohleintopf aufessen. Er musste die Sommerferien bei Tante Margit verbringen.

Mutters Stimme drang aus dem Wohnzimmer, wo der Fernseher fröhlich seine Monologe plauderte. Im Hof ratterten die Gündör-Kinder mit ihren Rollern über den Asphalt. An der Wäscheleine flatterten neben Herrn Welsers Arbeitshosen bunt karierte Geschirrtücher im Wind. Durch das gekippte Fenster strömte der Geruch von gegrilltem Fleisch, von Zigarettenrauch und Weichspüler.

Es war eine laute Stille.

Er durfte jetzt auf keinen Fall wieder mit dem Wollen anfangen. Das würde nur Unglück bringen. Adolf war zwar nicht abergläubisch wie seine Mutter, doch in diesem Punkt hatte sie recht. 

»Die Kunst ist, zu glauben, dass du willst, was du musst«, pflegte sie zu sagen. Wie sehr er auch diesen Satz damals gehasst hatte. Doch Mutter meinte es nur gut. 

»Es gibt die«, wusste sie, »und es gibt uns. Wir können es uns nicht aussuchen.« 

Laute Stille.“

Der Mitt-Vierziger Adolf wohnt immer noch bei seiner Mutter. Sein Vorname macht ihm sein Leben schwer. Sein Vater hat ihm mit diesem Namen einen Stempel aufgebürdet und wollte, dass es ihm nicht gut geht. Seine Kindheit war sehr schwer und es ist überaus traurig zu lesen, wie er es trotz alledem geschafft hat, alles zu überstehen, als sein Vater starb. Er ist übergewichtig, hat nur einen Freund, den Bus-Bertl und fährt als Busfahrer tagtäglich eintönig die immer gleichen Runden durch seine Heimatstadt.

Adolf ist ein Außenseiter und er lebt jeden Tag aufs Neue gleich, bis eines Tages seine erste, einzige und wahre große Liebe Hanni bei ihm und seinen monotonen Busrunden einsteigt. Zweimal täglich fährt sie nun mit ihm mit. Er fühlt sich sofort wieder zu ihr hingezogen, so wie damals, als er so gar keine Chance bei ihr hatte. Hanni war ein „flotter Käfer“ und sehr begehrt bei den Männern. Aber sie hatte es damals auch faustdick hinter den Ohren. Da vertraut ihm nun Hanni ein dunkles Geheimnis an und weiß, dass nur er ihr helfen wird.

Ein faszinierendes Buch über Freundschaft und einen Mann, der erst begreifen muss, dass er nicht allein ist und der dabei auch so einiges riskiert, um einem von ihm hemmungslos geliebten Menschen beizustehen. Und der Roman hat noch viel mehr zu bieten: Tiefgang, Philosophie und einen feinen Umgang mit der Sprache. Nach viel Spannung und Mitfiebern anhand der einzelnen Passagen ließ uns die Geschichte mit einem Gefühl der Zuversicht und Freude zurück. 

Auch nach einer schweren Kindheit ist ein zufriedenes Leben möglich. Der Busführer ist eines jener Bücher, die uns tief berührt haben.

Absolut empfehlenswert!

DER BUSFÜHRER
Adolf Schweiger bricht aus
Roman von Veronika Bauer
352 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag
Erschienen bei dtv
www.dtv.de
ISBN 978-3-423-26322-1
Zum Preis von € 22,70 (Österreich), € 22,00 (Deutschland)

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