Seit 20. Juli 2016 kann der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek / ÖNB online kostenlos, rund um die Uhr und aus aller Welt auf der Google Arts & Culture-Seite besucht werden. Zur Verfügung stehen dafür ein virtueller Rundgang durch das barocke Gesamtkunstwerk, eine Gigapixel-Aufnahme des berühmten Deckenfreskos im Mitteloval und 40 historische Druckwerke, die im Original im Prunksaal aufbewahrt werden. Möglich gemacht wurde dieser Online-Gang durch die Zusammenarbeit der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem Google Cultural Institute.
Der Prunksaal: ein Gesamtkunstwerk
Der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek – die ehemalige Hofbibliothek des Habsburgerreiches – wurde unter Kaiser Karl VI. errichtet. Die Pläne zu diesem barocken Gesamtkunstwerk stammen vom Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach, dessen Geburtstag sich am 20. Juli 2016 zum 360. Mal jährte. Errichtet wurde die Bibliothek von 1723 bis 1726 am Wiener Josefsplatz und ist heute ein Publikumsmagnet mit jährlich rund 200.000 Besuchern aus aller Welt.
Für den Online-Gang wurde der Saal, der zu den schönsten Bibliotheken der Welt zählt, mit einer 360-Grad-Spezialfotokamera aufgenommen: dem Google-Street-View-Trolley. Dadurch ist eine virtuelle Rundum-Ansicht des knapp 80 Meter langen Innenraums möglich.
Das Deckenfresko: die Verherrlichung des Kaisers
Die Deckenfresken des Prunksaals stammen vom Hofmaler Daniel Gran, der daran von 1726 bis 1730 arbeitete. Das Fresko in der Kuppelhalle stellt die Apotheose, die „Gottwerdung“, Kaiser Karls VI. dar. Dank der Gigapixel-Aufnahme können alle Interessierten dieses Kunstwerk nun erstmals aus nächster Nähe bewundern: In der Mitte befindet sich der Ruhm Karls VI. mit Pyramide und Lorbeerkranz in der Hand, darunter das goldene Medaillon mit dem Porträt des Kaisers, gehalten von Apollo und Herkules, darunter und an den Seiten reihen sich zahlreiche weitere Symbole für die Herrlichkeit des Hauses Habsburg.
Wer genau hinsieht und die Zoom-Funktion nutzt, wird auch die Überreste eines Risses in der Kuppel entdecken, der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgetaucht war. Dank aufwändiger Sanierungsarbeiten konnte damals der Einsturz der Bibliothek verhindert werden, die Restaurierung des Kuppelfreskos schloss der Maler Franz Anton Maulbertsch 1769 ab.
Der Prunksaal-Bestand: wertvollste Bücher ab 1501
Der Prunksaal beherbergt heute 200.000 Bücher, die zwischen 1501 und 1850 erschienen sind. Darunter befindet sich die rd. 15.000 Bände umfassende Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen. Für diesen Online-Gang wurden 40 Werke aus dem Prunksaal-Bestand ausgewählt, die als Zeitdokument oder durch ihre Ausstattung besonders bemerkenswert sind. Mit nur einem Klick kommt man von der Basis-Information auf der Google Arts & Culture-Seite direkt zum entsprechenden Eintrag im Online-Katalog der Bibliothek, wo man das gesamte Werk durchblättern und online lesen kann.
Die Bücher decken dabei den gesamten Zeitraum vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, sowie zahlreiche Genres ab. Zur Auswahl stehen unter anderem die Luther-Bibel und eine Bibelausgabe in arabischer Sprache, ein Kochbuch und Werke mit Gesellschaftstänzen der Renaissance, Bilderbücher für Kinder und botanische Lexika, Handbücher zur Geburtshilfe und zum Festungsbau und die Erstausgabe von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“.
„Die Österreichische Nationalbibliothek ist die größte Bibliothek dieses Landes und verwahrt über 11 Millionen Objekte in ihren Beständen. Viele Millionen Seiten aus historischen Zeitungen und Büchern, aber auch viele Karten, Notendrucke, Grafiken und Papyri liegen bereits digital vor und können über den Online-Katalog der Bibliothek gefunden und genützt werden. Umso mehr freue ich mich, dass seit heute auch der Prunksaal online erkundet werden kann, das historische Herzstück unserer Bibliothek, die 2018 ihren 650. Geburtstag feiern wird.“, sagt Dr. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek.
„Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit der Österreichischen Nationalbibliothek. Jeder, der den berühmten Prunksaal zum ersten Mal betritt, ist überwältigt von der wunderbaren Architektur des Raumes und der Schönheit der Deckenfresken. Mit Google Arts & Culture können sich jetzt alle Besucherinnen und Besucher einen noch besseren Eindruck davon verschaffen.“, so Simon Rein, Program Manager Cultural Institute.
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