Die hdgö-Ausstellung „Das Wiener Modell. Österreich und die Shoah“ ist noch bis morgen, den 4. August 2022 auf dem Floridsdorfer Pius-Parsch-Platz zu sehen. Für den nächsten Stopp „on tour“ geht es dann über die Grenzen Österreichs hinaus in die ungarische Hauptstadt. Eröffnet wird die Schau am 23. August 2022 im Holocaust Memorial Center in Budapest mit einer Podiumsdiskussion, an der unter anderem Kuratorin Heidemarie Uhl und Ljiljana Radonić von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften teilnehmen. Die Ausstellung thematisiert die Rolle Wiens als Motor der Radikalisierung des Antisemitismus im NS-Staat. Mit der Aufarbeitung dieses Kapitels will die Schau das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ist.
„Nur wer Geschichte kennt, kann Verantwortung für die Gegenwart übernehmen. Unsere Ausstellung greift auch konkrete Lebensgeschichten auf und macht das NS-System der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung anhand dieser persönlichen Schicksale für uns heute besser begreifbar. Zahlreiche Interessierte haben sie in der aktuellen Station in Floridsdorf besucht und unserem Museum ebenso wie der Bezirksvorstehung viele positive Rückmeldungen gegeben. Auch international hat die Schau große Resonanz erfahren. Daher steht als nächste Station Ungarn auf dem Reiseplan. Unser Ziel ist, die Ausstellung einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen“, so Monika Sommer, Direktorin des Haus der Geschichte Österreich / hdgö.
Über die Ausstellung
Die Wiener „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“, 1938 von Adolf Eichmann eingerichtet, entwickelte im Frühjahr 1941 das organisatorische Modell der NS-Deportationen in die Ghettos, Vernichtungslager und Mordstätten. Es wurde zum Vorbild für die Deportationen aus dem gesamten Deutschen Reich, die ab Oktober 1941 durchgeführt wurden. Diese Vorgänge thematisiert die Schau „Das Wiener Modell der Radikalisierung. Österreich und die Shoah“ und zeigt, wie Österreich nach dem „Anschluss“ im März 1938 zum Experimentierfeld für die antisemitische Politik des Nationalsozialismus wurde. Gezeigt werden aber auch jüdische Selbsthilfe und der mutige Widerstand Einzelner. Ebenso wird das Schweigen über die Shoah im Nachkriegsösterreich beleuchtet, das den TäterInnen zugutekam.
Die Ausstellung setzt sich mit dem System der Entrechtung, Enteignung, Vertreibung und Vernichtung der österreichischen Jüdinnen und Juden auseinander. Jüdische Geschäfte und Betriebe werden enteignet, Jüdinnen und Juden werden entlassen, erhalten Berufsverbot, ihre Mietverträge werden gekündigt. Ab Mai 1938 müssen jüdische Kinder die öffentlichen Schulen verlassen. Der Zugang zu Parks, Theatern, Kinos, Gaststätten ist verboten, das Haus darf ab 20 Uhr nicht verlassen werden. Zwischen 1938 und 1941 können mehr als 130.000 jüdische ÖsterreicherInnen flüchten. Anfang 1941 leben in Wien nur noch rund 61.000 Menschen, die nach Definition der nationalsozialistischen „Rassengesetze“ als Jüdinnen und Juden gelten. Die jüdische Bevölkerung ist völlig verarmt, Jüdinnen und Juden haben kaum Einkommensmöglichkeiten. Nach dem Ende der großen Deportationen im Oktober 1942 verbleiben noch rund 8.000 Menschen in Wien, die nach den Nürnberger „Rassengesetzen“ als jüdisch gelten.
Präsentiert wird die Schau vom Haus der Geschichte Österreich in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien sowie dem Verein zur Förderung kulturwissenschaftlicher Forschungen. Kuratorinnen sind Michaela Raggam-Blesch, Heidemarie Uhl und Isolde Vogel.
Zur Ausstellung geht es bitte hier:
The Holocaust Memorial Center:
Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ
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Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das HdGÖ in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung. Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.