Aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 in Europa: Mahnmal im KZ Dachau bei München. Foto: © oepb

Fritz Löhner-Beda (24.06.1883 in Wildenschwert in Böhmen, † 04.12.1942 im KZ Auschwitz Monowitz) wurde 1938 nach dem politischen Anschluss Österreichs an Deutschland mit dem ersten Transport österreichischer Häftlinge – dem sogenannten „Prominententransport“ – ins Konzentrationslager Dachau bei München verschleppt. Im Herbst des gleichen Jahres ging es für ihn weiter ins KZ Buchenwald. Dort traf er auf seinen alten Freund und Weggefährten Hermann Leopoldi. Beide schufen „auf Anregung“ der NS-Diktatur im Winter 1938/39 ihr letztes gemeinsames Werk – „Das Buchenwaldlied“;

Hermann Leopoldi, der später fliehen und 1939 in die USA emigrieren konnte, erinnerte sich nach dem Krieg, wie es dazu kam: „Nach unserer Einlieferung ins KZ-Buchenwald hatten wir bei dem befohlenen Singen vorerst nur Kinderlieder parat. Da rülpste eines Tages der meistens alkoholisierte Lagerkommandant Rödl, der kaum einen ganzen Satz, sondern meist nur in abgehackten Bruchstücken sprach, den Auftrag hervor: ,Machts ein eigenes Lagerlied! 10 Mark für´s beste, aber was Zünftiges …´ Dies war für Löhner und mich der Anlass, uns hinzusetzen und unser Buchenwaldlied zu schreiben. Es erhielt den Preis: das heißt, es wurde angenommen, die 10 Mark freilich, die sahen wir nie … Das Lied wurde blockweise einstudiert und nach dem Kommando ,Legt die Platte auf´ musste es von allen 24.000 Mann gesungen werden. So haben es alle Kumpels täglich zum Abmarsch zur Arbeit und nachher gesungen. Das Lied war im Gunde revolutionär, aber die benebelten Gehirne unserer Antreiber sind nie darauf gekommen.“

Fritz Kleinmann aus Wien war 16 Jahre alt, als er nach Buchenwald kam. Jahre nach dem Krieg erzählte er in einem Interview folgende Erinnerung: „Es bedeutete für mich eine große Ehre, als einer der jüngsten Häftlinge am Tisch in der Baracke der prominenten Österreicher sitzen zu dürfen. Robert Danneberg, der später Wiener Landtagspräsident war, war darunter, oder aber Fritz Grünbaum und auch Fritz Löhner. Löhner sagte einmal, dass das Buchenwaldlied für ihn das Schönste und Wichtigste sei, was er je geschrieben habe. Die Schlager und das Operettenschmalz hingegen waren nur für das Geldverdienen entstanden.“

Fritz Löhner-Beda wurde in Ausübung seiner KZ-Tätigkeit für die I.G.-Farben im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode getreten – aus einer Laune heraus, garniert mit Judenhass. Als Sterbetag wurde schriftlich der 4. Dezember 1942 festgehalten.

Hermann Leopoldi kehrte 1947 nach Wien zurück und unterhielt das Österreichische Publikum in den Nachkriegsjahren auf seine ihn bekannt und berühmt gemachte Art. 1958, ein Jahr vor seinem Tod, wurde Leopoldi mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.

Das Buchenwaldlied

Wenn der Tag erwacht, eh’ die Sonne lacht,
die Kolonnen ziehn zu des Tages Mühn
hinein in den grauenden Morgen.
Und der Wald ist schwarz und der Himmel rot.
Und wir tragen im Brotsack ein Stückchen Brot
und im Herzen, im Herzen die Sorgen.
 
O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei!
 
Und die Nacht ist heiß und das Mädel fern,
und der Wind singt leis´, und ich hab’ sie so gern,
wenn treu sie, wenn treu sie nur bliebe!
Und die Steine sind hart, aber fest unser Schritt,
und wir tragen die Picken und Spaten mit
und im Herzen, im Herzen die Liebe.
 
O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen …
 
Und die Nacht ist so kurz, und der Tag ist so lang,
doch ein Lied erklingt, das die Heimat sang,
wir lassen den Mut uns nicht rauben!
Halte Schritt, Kamerad, und verlier nicht den Mut,
denn wir tragen den Willen zum Leben im Blut
und im Herzen, im Herzen den Glauben!
 
O Buchenwald … 

In Anlehnung an die KZ-Befreiung Auschwitz vom 27. Jänner 1945, die KZ-Befreiung Mauthausen am 5. Mai 1945 und aus Anlass der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht zum Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 in Europa: Gewidmet sämtlichen Millionen Opfern der NS-Diktatur mit all den sinnlosen Morden, begangen an „Unwertem Leben“ …

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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