Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit im Leben einer Frau, in der sie Verantwortung nicht nur für sich, sondern zunehmend auch für ihr noch ungeborenes Kind übernimmt. Dazu gehört auch der Schutz vor Krankheiten. Unsicherheit besteht bei manchen Frauen darüber, wie dieser am besten wahrgenommen werden sollte, gerade was Infektionskrankheiten wie COVID-19 betrifft. Gynäkologe Dr. Michael Elnekheli rät diesen Frauen gerade in Zeiten stark steigender Fallzahlen zu einem Gespräch mit ihrem* ihrer Frauenärzt*in. Die Gynäkolog*innen verstehen die Sorgen der Frauen und kennen gleichzeitig den letzten Stand der Wissenschaft. Die ist mittlerweile eindeutig. Daher sprechen sich sowohl die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG) nach genauer Analyse aller Daten als auch das Nationale Impfgremium schon seit Monaten für die COVID-19-Impfung von Frauen mit Kinderwunsch, Schwangeren und Stillenden aus, um Mutter und Kind bestmöglich zu schützen.
Verantwortungsbewusste Frauen
Frauen mit Kinderwunsch wird heute empfohlen, sich auf die bevorstehende Schwangerschaft vorzubereiten. „Gynäkolog*innen können und sollten in dieser Phase entsprechend beraten“, erklärt Dr. Michael Elnekheli, Präsident des Berufsverbandes österreichischer Gynäkolog*innen. „Da das Organsystem von Frauen in der Schwangerschaft sehr belastet ist, ist der Schutz vor vermeidbaren Krankheiten besonders wichtig. Das gilt sowohl vor als auch in der Schwangerschaft.“ Das sei auch im Hinblick auf die derzeit stark steigenden COVID-Zahlen essenziell. „Frauen, die schwanger werden wollen oder schwanger sind, sind generell sehr verantwortungsbewusst“, betont der Frauenarzt. „Sie setzen sich deshalb auch oft mit der Frage von Impfungen auseinander. Allerdings sind manche durch die vor allem in den sozialen Medien kursierenden Mythen verunsichert.“ Bei seinen Patientinnen helfe oft ein ausführliches Gespräch, manchmal auch nur ein Telefonat, um Verunsicherungen zu nehmen. Die Faktenlage sei ja gerade bei der COVID-Impfung mittlerweile eindeutig, so Elnekheli. Die ÖGGG, die sich in ihrer Stellungnahmemit allen verfügbaren Daten auseinandergesetzt habe, empfehle die COVID-Impfung – neben anderen Impfungen – Frauen sowie deren Partnern mit aktuellem Kinderwunsch beziehungsweise in der Planungsphase einer Schwangerschaft oder einer geplanten Kinderwunschbehandlung klar.
Schwangere in besserer Lage als vor einem Jahr
Warum gerade Schwangere gegen COVID-19 geimpft sein sollten, ist mittlerweile gut belegt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangere wegen COVID-19 stationär oder sogar intensivmedizinisch behandelt werden muss, ist etwa drei Mal so hoch wie bei nicht schwangeren Frauen. Dazu komme das Risiko für Long Covid“, erklärt Elnekheli. Außerdem würde eine COVID-Infektion das Risiko für eine Frühgeburt deutlich steigern. Je weiter fortgeschritten die Schwangerschaft sei, desto höher sei das Risiko für einen schweren Verlauf.
„Die Sorge mancher Schwangeren, dass sich eine Impfung negativ auf die Schwangerschaft oder auf das Kind auswirken könnte, ist verständlich, aber unnötig. Im Gegenteil: Die Impfung schützt Mutter und Kind. Gynäkologische Fachgesellschaften rund um den Globus sprechen sich daher klar für die Impfung bei Schwangeren aus.“ Empfohlen ist diese derzeit ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, vorzugsweise mit einem mRNA-Impfstoff. Wer unwissentlich in der Frühschwangerschaft geimpft wurde, müsse sich aber auch keine Sorgen machen, so der Frauenarzt und ergänzt: „Heute sind die Schwangeren in einer viel besseren Lage als noch vor ein paar Monaten oder einem Jahr. Sie können sich und das Ungeborene schützen. Idealerweise vor der Schwangerschaft, denn dann besteht auch während der ersten drei Monate bereits ein Impfschutz. Wer das bis dahin noch nicht getan hat, sollte Kontakte so gut wie möglich vermeiden und sich ab dem vierten Monat impfen lassen. Auch in der Stillzeit kann noch geimpft werden. Es gibt sogar Daten, die zeigen, dass durch die Muttermilch schützende Antikörper auf das Kind übertragen werden.“ Die Impfung würde von den Frauen in seiner Ordination jedenfalls sehr gut angenommen, betont Elnekheli, die Durchimpfungsrate sei nach entsprechenden Gesprächen mittlerweile höher als in der Gesamtbevölkerung.
Keine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit
Immer wieder ist der Frauenarzt in seiner Ordination auch mit der Angst junger Frauen vor einer potenziellen Unfruchtbarkeit durch die COVID-Impfung konfrontiert. „Da kann ich beruhigen, für diese Furcht gibt es keine Grundlage“, versichert der Gynäkologe. „Die Impfung hat keine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit.“ Hinsichtlich immer wieder kolportierter Zyklusstörungen nach einer COVID-19-Impfung kann er ebenfalls Entwarnung geben. „Es gibt Hinweise darauf, ein Zusammenhang mit der Impfung ist aber unbewiesen. Jede Frau weiß, dass es durch Stress – und die Pandemie ist ein großer Stressauslöser – und andere Umstände zu kurzfristigen Zyklusstörungen kommen kann. Diese haben aber keine Relevanz und pendeln sich üblicherweise von selbst wieder ein. Die Krankheit selbst wäre für den Organismus jedenfalls bedeutend mehr Stress.“
In Summe sieht der Präsident der Berufsgruppe durch die derzeit vorherrschenden Impfdiskussionen jedenfalls eine Chance, mehr Frauen für Impfungen generell zu sensibilisieren. Das könnte sich langfristig auch positiv auf die Durchimpfungsraten von anderen Impfungen wie Influenza, Pertussis oder HPV auswirken und die Frauen noch besser schützen.
Quelle: FINE FACTS Health Communication
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