Mag. Renée Gallo-Daniel ­ Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller – rät immer wieder zu vorbeugenden Schutzimpfungen. Foto: Franz Pflügl
Mag. Renée Gallo-Daniel ­ Präsidentin des Österreichischen Verbandes der
Impfstoffhersteller – rät immer wieder zu vorbeugenden Schutzimpfungen.
Foto: Franz Pflügl

COPD-Patienten sollten sich gegen Influenza impfen lassen. In diesem Punkt stimmen fast alle medizinischen Guidelines sowie der Österreichische Impfplan überein. Und das hat gute Gründe. Etwa 30 Prozent aller COPD-Exazerbationen (=Atmungskrisen) werden durch Atemwegsviren verursacht. Bereits der zweithäufigste virale Auslöser ist die Influenza. Influenza-Viren spielen aber auch eine Rolle bei der Akutbehandlung von kindlichem Asthma. Eine Studie aus Kanada zeigt, dass asthmatische Kinder, bei denen gleichzeitig bestimmte Krankheitserreger, wie das Influenza-Virus, nachgewiesen wurden, schlechter auf Notfallmedikamente reagieren. Auch in diesem Fall könnte eine Impfung gegen Influenza Teil der Lösung sein.

COPD (chronic obstructive pulmary disease) ist eine Atemwegserkrankung, die durch eine zunehmende Verengung der Atemwege gekennzeichnet und großteils irreversibel ist. Meist sind ältere Menschen betroffen, die Zigaretten rauchen oder geraucht haben. Mit fortschreitender Erkrankung treten Exazerbationen oft mehrmals pro Jahr auf und machen manchmal auch Spitalsaufenthalte notwendig. Sie können mehrere Wochen lang dauern und gehen mit beträchtlicher Krankheitslast einher. „Die Patienten leiden unter noch stärkerer Atemnot als sonst, haben mehr Auswurf, der eventuell verfärbt ist, müssen häufiger husten und haben manchmal sogar Fieber.“, erläutert Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg-Christian Funk, Abteilungsleiter der 2. Medizinischen Abteilung mit Pneumologie am Wilhelminenspital in Wien. „Zusammengefasst: Es geht den Patientinnen und Patienten in dieser Krankheitsphase sehr schlecht.“ Insgesamt sind in Österreich ca. 1 von 20 Menschen von COPD betroffen.

Influenza-Impfung reduziert Exazerbationen und Spitalsaufenthalte
Manche dieser Atmungskrisen wären allerdings vermeidbar. Das wurde unter anderem in einer Analyse der renommierten Cochrane Library festgestellt. Konkret konnte gezeigt werden, dass bei einem Influenza-geimpften Patienten die Anzahl der Exazerbationen durchschnittlich um 37 Prozent verringert werden konnte. Andere Studien wiesen auch einen positiven Effekt der Impfung in Bezug auf Spitalsaufenthalte und Sterblichkeit nach. „Haus- und Lungenfachärzte sollten daher all ihren COPD-Patienten dringend die jährliche Influenza-Impfung ans Herz legen“, betont Funk. „Es muss auch niemand vor Nebenwirkungen Angst haben. Die Impfung selbst löst keine akute Krankheitsverschlechterung aus, sondern kann langfristig im Gegenteil dazu beitragen, diese zu reduzieren.“ Laut EU und WHO sollten drei Viertel aller COPD-Patienten gegen Influenza geimpft werden, genauso wie alle anderen Patienten mit chronischen Krankheiten. „Österreich hat hier leider großen Aufholbedarf.“, unterstreicht der Experte.

Eine höhere Durchimpfungsrate würde auch dazu beitragen, dem Gesundheitssystem Kosten zu sparen. Schätzungen zufolge machen die Behandlung von Exazerbationen etwa 40 Prozent der Gesamtkosten für COPD aus, ein Großteil davon entfällt auf Kosten aufgrund von Hospitalisierungen.

Grippe-Viren beeinträchtigen Behandlung von kindlichem Asthma
Exazerbationen gibt es auch bei Asthma, das gerade bei Kindern sehr häufig vorkommt. Sie stellen eine große Belastung dar. 60 bis 80 Prozent dieser Exazerbationen werden durch Erreger von Atemwegserkrankungen ausgelöst. In einer heuer publizierten kanadischen Studie wurde nun ein negativer Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Influenza-Viren und dem Ansprechen auf die in dortigen Notaufnahmen oft verabreichten oralen Corticosteroide sowie spezielle inhalative Medikamente (Bronchodilatoren) hergestellt. Insgesamt sprachen knapp 17 Prozent der behandelten Kinder nicht auf diese Therapie an. Wurden bestimmte Keime festgestellt, erhöhte sich das Risiko für ein Nicht-Ansprechen. Waren Influenza-Viren involviert, stieg die Wahrscheinlichkeit für ein Therapieversagen auf 37,5 Prozent. Diese Kinder konnten in der Folge nicht nach Hause entlassen werden, sondern wurden entweder stationär aufgenommen, für mindestens acht Stunden vor Ort therapiert oder mussten innerhalb von 72 Stunden wieder in die Notaufnahme. Diese Daten zeigen die Wichtigkeit der vorbeugenden Influenza-Impfung auf.

Der Pulmologe unterstreicht abschließend:Auch wenn die Influenza-Impfung nicht zu 100 Prozent gegen eine Infektion schützt, könnte sie asthmakranken Kindern also viel zusätzliches Leid ersparen. Laut Österreichischem Impfplan wird die Influenza-Impfung ohnehin allen Kindern und Jugendlichen empfohlen, genauso wie allen Patienten mit chronischen Erkrankungen. Damit besteht ein doppelter Grund für Eltern asthmakranker Kinder, diese gegen das Influenza-Virus impfen zu lassen.“

Bitte beachten Sie dazu auch diese Artikel bei uns;

www.oevih.at  

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