Seit über 40 Jahren wird Computertomographie (CT) in der klinischen Diagnostik genützt. Wurden gute Bilder noch vor einigen Jahren zum Preis einer hohen Strahlenbelastung für den Patienten erkauft, lässt sich diese heute durch ein perfektes Zusammenspiel von Mensch und Technik um bis zu 90 Prozent reduzieren.
Durch ultrahochauflösende Computertomographie können jetzt außerdem krankhafte Veränderungen früher als je zuvor erkannt und in der Folge sofort behandelt werden.
Und auch die künstliche Intelligenz (KI) hat bereits in die Computertomographie Einzug gehalten. Sie hilft nicht nur die Bildqualität zu erhöhen, sondern erleichtert dem Radiologen auch das Befunden. Die Patienten kommen so schneller zu ihrer Diagnose. Nächstes mögliches Einsatzgebiet: Ein flächendeckendes Lungenkrebsscreening.
Zuverlässige und risikoarme Diagnose als Basis
„Um als Patientin oder Patient optimal therapiert werden zu können, ist eine schnelle, zuverlässige und möglichst risikoarme Diagnose Voraussetzung.“, stellt Dr. Brigitte Ettl, Präsidentin der Plattform Patientensicherheit und Ärztliche Direktorin am Krankenhaus Hietzing, fest. Eine wichtige und nicht mehr wegzudenkende Untersuchungsmethode ist heute die Computertomographie, sowohl bei medizinischen Notfällen als auch bei der laufenden Diagnostik chronischer Erkrankungen wie Krebs.
Gleichzeitig ist sie aber für etwa 75 Prozent der medizinisch verursachten Strahlenexposition verantwortlich. Und das müsste gar nicht sein. Um sie zu senken, gibt es mehrere Ansatzpunkte. Dreh- und Angelpunkt ist das optimale Zusammenspiel von Mensch und Technik. „Die Aufgabe des Radiologie-Teams ist es, eine Computertomographie so zu organisieren, dass möglichst wenig Strahlenexposition entsteht, das erzeugte Bild aber trotzdem alle Fragen beantwortet, die für eine fundierte Diagnose notwendig sind.“, erläutert Ao. Univ. Prof. DDr. hc Erich Sorantin von der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie der Medizinischen Universität Graz. Als Basis gelte das sogenannte ALARA-Prinzip des Strahlenschutzes: „As Low As Reasonably Achievable“ – also so niedrig wie mit vernünftigem Mitteleinsatz möglich.
Die drei Säulen des Strahlenschutzes
Grundsätzlich beruht der Strahlenschutz auf drei Säulen: Die erste behandelt die Frage, ob die geplante radiologische Untersuchung überhaupt nötig ist. „Die beste Untersuchung ist jene, die nicht gemacht werden muss.“, so Sorantin. Die Suche nach Alternativen ist daher die zweite Säule. Manchmal könnten nämlich auch weniger strahlenintensive Untersuchungsmethoden zu einer ebenso guten Diagnose führen, ist der Experte überzeugt. Ist die Entscheidung für ein CT gefallen, kommt die dritte Säule ins Spiel: Die technische Optimierung. Dazu gehört die Verwendung moderner, strahlenreduzierter Geräte wie Volumen-Computertomographen, die gerade auch in der Kinderradiologie vermehrt eingesetzt werden. Das sieht auch die Expertin für Patientensicherheit so: „Alle technischen Innovationen in dieser Hinsicht sind ein großer Schritt in die richtige Richtung und ein weiterer Beitrag zu mehr Patientensicherheit.“ Sorantin ergänzt: „Zusätzlich müssen noch alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den gescannten Körperbereich so klein wie möglich zu halten. Jeder unnötig gescannte Quadratzentimeter erhöht die Strahlendosis.“
Schnelle Diagnostik
„Ein weiterer Vorteil moderner Volumen-CTs besteht in der Schnelligkeit der Untersuchung“, erklärt Dipl. Ing. Michael Kutschera von Canon Medical Systems Gesellschaft m.b.H. Schlaganfälle wurden früher beispielsweise am Magnetresonanztomographen (MRT) abgeklärt. Gemäß dem Schlagwort „Time is brain“ dauert die Untersuchung mittels Volumen-CT heute nur noch 60 Sekunden. Bei einem potenziellen Herzinfarkt sind es exakt 1,2 Sekunden. „Die kurzen Untersuchungszeiten machen diese Technik auch für den Einsatz in der Pädiatrie besonders interessant, da es nicht mehr notwendig ist, die Kinder zu sedieren, damit sie sich während der Untersuchung nicht bewegen“, so Kutschera.
Screening mit ultrahochaufgelösten Bildern und künstlicher Intelligenz bald möglich
Seit 2017 gibt es eine weitere CT-Technologie am Markt: Die ultrahochauflösende Computertomographen (UHR). Sie erzeugen Bilder in doppelt so hoher Auflösung wie bisherige Geräte. „Details und Bildkontrast sind so gut wie noch nie“, betont Kutschera. Radiologen seien nun erstmals in der Lage, Strukturen zu erkennen, die bisher nicht im CT differenzierbar waren. Kombiniert mit künstlicher Intelligenz (KI) könnten sich bereits in naher Zukunft deutlich bessere Screeningmöglichkeiten als bisher ergeben. „Ein Lungenscreening zur Früherkennung von Lungenkrebs könnte bald Wirklichkeit sein, da durch ultrahochaufgelöste Bilder zukünftig kleinste Veränderungen gefunden werden können, ohne dass die Patienten diese bereits selbst bemerkt hätten.“, zeigt Sorantin die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten auf. „Mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz kann der Radiologe dann noch besser normale, gesunde Strukturen von krankhaft veränderten unterscheiden. Und das bei einer so geringen Strahlenexposition, die die Untersuchung auch bei potenziell gesunden Personen rechtfertigt.“
Künstliche Intelligenz führt zu schnellerer Diagnose
Künstliche Intelligenz wird heute bereits eingesetzt. Sie kann mit Hilfe eines Abgleichs mit Millionen gespeicherter Bilder die Qualität der zu befundenen Aufnahmen stark verbessern. Für die Nachbearbeitung der Bilder durch den Radiologen ist diese Technologie schon jetzt sehr wichtig, da sie die Bearbeitungszeiten deutlich verkürzen kann. „Damit kommt schlussendlich auch der Patient zu einer schnelleren und fundierteren Diagnose“ bringt der Radiologe die Vorteile dieser technischen Unterstützung auf den Punkt. Die Interpretation liege allerdings immer beim Arzt. „Künstliche Intelligenz und Radiologen ergänzen einander, aber sie ersetzen sich nicht.“, so Sorantin. Und fügt hinzu: „Bei allen jetzt oder in naher Zukunft zur Verfügung stehenden Technologien darf man aber nie vergessen, dass sie nur so gut sind, wie das Team, das sie einsetzt.“
Quelle: www.warter-pr.com