
AUS DER BUNDESLIGA-GESCHICHTE:
Alfred Drabits (* 6. April 1959 in Traisen / Niederösterreich) zählte in seiner Fußballer-Karriere in der Zeit zwischen dem 19. August 1978 (ein Tor beim Oberhaus-Debüt, einem 2 : 3 seines Wiener Sport-Club in der Südstadt gegen Admira/Wacker) und dem 21. April 1991 (0 : 0 beim Gastspiel seines letzten Vereins, dem First Vienna FC beim VfB Mödling) zu den effektivsten Bundesligaspielern seiner Zeit. Drabits durchwanderte in diesen 13 Oberhaus-Jahren nicht nur die Positionen eines Mittelstürmers bis in die Abwehrreihe hin, er erzielte auch sehenswerte Tore jeglicher Art. Mit seinem rechten „Pratzerl“ – gemeint ist damit das Schussbein – traf der umtriebige „Fredl“ beinahe nach Belieben. Und es war auch egal ob mit dem Kopf oder den Füßen, einerlei ob aus dem Spiel heraus ein Abstauber, Edelroller, oder aber ein Freistoßtor und Elfmeter – Alfred Drabits besaß ungeheuren Instinkt und war eine Tormaschine schlechthin. Und dennoch stand er immer im Schatten der „großen“ österreichischen Goalgetter seiner Zeit wie eben Hans Krankl oder Toni Polster. Alfred „Fredl“ Drabits gelangen in 370 Bundesligaspielen 159 Tore. Er liegt damit an 5. Stelle aller Bundesligaspieler mit den meisten Volltreffern. Vor 42 Jahren gelang ihm bei seinem neuen Verein, dem FK Austria Wien, der endgültige Durchbruch. Grund genug also, hier die Erinnerung an den Oktober 1981 und an Alfred Drabits hochzuhalten.
Alfred Drabits kam zum Bundesligafußball, wie die sprichwörtliche „Mutter zum Kind“. Der 18-jährige stand für den WSV Traisen in der 1. NÖ-Landesliga erfolgreich auf dem Platz. Bereits 1977/78 hatte er sein Visier perfekt eingestellt und traf nach Belieben. Eines schönen Tages sagte sich Erich Hof, seines Zeichens Trainer des Wiener Sport-Clubs an. Hof wollte Rudolf Hutterstrasser beobachten, um ihn für den WSC zu engagieren. Während des Spiels machte plötzlich eine Dame dem zurückhaltenden Hof Avancen. Dieser, ganz Gentleman, wies die Verehrerin behutsam, aber bestimmend zurück. Doch die holde Weiblichkeit ließ sich nicht beirren und bestach durch fußballerisches Fachwissen. Es gelang ihr, das Interesse von Erich Hof zu wecken und dessen Interesse wiederum vom 28-jährigen Hutterstrasser auf den 18-jährigen Drabits zu lenken. Das Gespräch der beiden gewann an Farbe und fußballerischer Fachkompetenz. Nach den 90 Minuten war Hof von Drabits überzeugt und der Gang nach Wien zum Sportklub vorgegeben. Die vorsichtige, aber doch bestimmende Hinweistaktik von „Mutter-Drabits“ an Erich Hof trug demnach Früchte.
Alfred Drabits landete also in Wien-Hernals und gab seinen Posten im VÖEST-Stahlgußwerk zu Traisen auf. Profi war er nicht, also nahm er den Beruf eines Briefträgers bei der Österreichischen Post an. Der Sportklub war hier der Brückenbauer. Dazu ist eine nette Geschichte überliefert. Alfred Drabits zog mit seinem Postwagerl durch Ottakring und Hernals. Als waschechter Niederösterreicher musste er sich in der für ihn fremden Großstadt erst einmal an und in den vielen Gassen orientieren samt den unzähligen Häusern mit ihren noch unüberschaubareren Stiegen. Einmal kam er zum Training viel zu spät. Bevor ihn jedoch Coach Hof abkanzeln konnte, wartete der Fredl mit folgender Entschuldigung auf: „Trainer, i kenn mi no net so guat aus in Wien. Heut´ hob´ i die Pensionen auszahlen müssen. Und weil i mi no net z´rechtgfunden hob, san ma die Pensionisten scho auf der Gassn entgegenkommen. De ham glaubt, i bin überfalln word´n mit meine 500.000 Schilling Pensionsgeld im Sack.“

Alfred Drabits, der sehr familien- und heimatverbunden war, hielt der Wiener Stadt die Treue. Nach dem Sportklub wechselte er im Sommer 1981 zu Trainer Erich Hof und zur Wiener Austria, um in späterer Folge 1988 noch bei der Vienna anzuheuern. Überall war er als Aktiver gerne gesehen und überall sorgte er für sehenswerte Tore. War er in seinen jungen Jahren beim Sportklub der eiskalte Vollstrecker, setzte er diesen Ruf bei der Austria fort, spezialisierte sich allerdings auf seine Eigenmarke, den „Edelroller á la Drabits“. Nachdem die gegnerische Verteidigung vom einstigen ausgebildeten ASKÖ-Turner Drabits ausgetanzt war, schob er das Leder gekonnt und gemütlich als Edelroller hinter die Linie. Und auch bei der Vienna bestach Drabits mit seinen Toren. Sein Heber im Europacupspiel der Döblinger gegen den finnischen Vertreter Turku PS über den gegnerischen Torhüter Dan-Ola Eckermann hinweg war aller Ehren wert.
Heute gehört Alfred Drabits, der zwischen 1984 und 1987 auch siebenmal das Trikot der Österreichischen Nationalmannschaft trug, dem violetten Legendenklub beim FK Austria Wien an. Vor über 40 Jahren, siehe bitte die beiden Fotos, war er bei den Wiener Violetten „endgültig angekommen“, wie das heutzutage so schön auf Neudeutsch heißt. Drei Tore in zwei Spielen gegen den LASK, dazu sogar einen Elfmeter in dieser Doppelrunde verschossen und vehement dazu beigetragen, dass sich die Linzer „Landstraßler“ ein Tor selbst gemacht hatten. Alfred „Fredl“ Drabits, ein echtes Kind der Österreichische Fußball-Bundesliga, eine sportliche Legende, die leider beinahe völlig in Vergessenheit geraten ist.
oepb.at – In eigener Sache
Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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