Blick auf den 3er Sektor im Linzer Stadion. Dort versammelten sich früher die treuen Fans des SK VÖEST Linz. Foto: Erwin H. Aglas / oepb
Blick auf den 3er Sektor im Linzer Stadion. Dort versammelten sich früher die treuen Fans des SK VÖEST Linz. Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Die Österreichische Fußball-Bundesliga geht 2017/18 in ihr GRANDE FINALE!, wie dies am Cover des neue Bundesliga-Magazins so herrlich formuliert wurde. Die 25. Saison der 10er Liga wird die letzte ihrer Art sein, ab 2018/19 wird – wieder einmal – alles anders werden.

Nachdem Österreich in Sachen Fußball immer schon dafür bekannt und berühmt war, sehr gerne Veränderungen nach gewissen Zeitläufen vorzunehmen, anbei ein kleiner Rückblick auf den Sommer 1982. Vor 35 Jahren war auch alles anders und man erhoffte sich von einer Liga-Aufstockung von 10 auf 16 Teams echte Wunderdinge. Die 16er Liga ward geboren und hielt sage und schreibe drei Spielzeiten durch. Ab 1985 wurde wieder reformiert, mit 12 Teams in der 1. Liga, sowie 12 Teams in der 2. Liga und einem Play-Off-System. Dieser Modus wiederum hielt sich bis in die Saison 1992/93. Die Liga, wie wir sie heute kennen, existiert in dieser Art und Weise seit 1993/94, bis zu ihrem Grande Finale im Sommer 2018 eben.

Der Sommer 1982 galt als heiß und absolut summer-like. Rudi Carrell hätte mit seinem Hit „Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?“ in diesem Jahr keine Meter machen können. Die Schulferien für den damals 12jährigen Verfasser dieser heutigen Erinnerungs-Geschichte waren herrlich lang, jedoch aber auch für ihn schier endlos wirkend, denn so sehr man sich am Nicht-Gang in die Penne, also die Schule, erfreute, so sehr sehnte man doch auch das Ende des Monats August herbei, denn dann sollte es endlich, endlich wieder losgehen. Womit eigentlich? Mit der Österreichischen Fußball-Bundesliga natürlich!

Damals schien alles anders zu sein. Österreich kehrte Anfang Juli von der Fußball-Weltmeisterschaft aus Spanien zurück – seinerzeit qualifizierte man sich noch für solche fußballerische Groß-Ereignisse – und nach dem Endspiel am 11. Juli 1982 zu Madrid, in dem Italien die Bundesrepublik Deutschland mit 3 : 1 bezwang, somit mit dem 40jährigen Torhüter Dino Zoff Weltmeister geworden war, folgte eine nicht mehr enden wollende Sommerpause bis zum Start der hiesigen Fußball-Bundesliga eben am Freitag, 20. August 1982. Und dies schien insofern eine absolut interessante Episode zu werden, hatte doch die 10er Liga – von 1974 bis 1982 stattgefunden – ausgespielt und eine 16er Liga für das Oberhaus stand in den Startlöchern. Von Seiten des ÖFB und auch großen Teilen der Mitglieds-Vereine versprach man sich eine Menge von der neuen Bundesliga-Meisterschaft. So gab es zum Ende der Saison 1981/82 keinen Absteiger, sportlich hätte es den Linzer ASK, kurz LASK, erwischt und mit SK Austria Klagenfurt, SC Eisenstadt, First VIENNA FC, SC Neusiedl, SC Simmering und Union Wels gesellten sich urplötzlich sechs neue Teams als Aufsteiger hinzu, die für sportliche Attraktivität und Abwechslung im Oberhaus sorgen sollten.

Der regierende Meister RAPID bezwang die Linzer Werkself am 4. September 1982. Von links: Heribert Weber (Nr. 5, RAPID), Werner Gregoritsch (SK VÖEST), sowie Bernd Krauss. Im Hintergrund: Gerald Willfurth. Aus SK VÖEST Linz gg. SC RAPID Wien (0 : 3). Foto: Erwin H. Aglas / oepb
Der regierende Meister RAPID bezwang die Linzer Werkself am 4. September 1982. Von links: Heribert Weber (Nr. 5, RAPID), Werner Gregoritsch (SK VÖEST), sowie Bernd Krauss. Im Hintergrund: Gerald Willfurth. Aus SK VÖEST Linz gg. SC RAPID Wien (0 : 3). Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Der Knabe war glühender Anhänger des SK VÖEST Linz. Sein Team verjüngte komplett in diesem Jahr und die Mannschaft, die seiner Meinung nach gut war, wurde zerrissen. Nach einem 14tägigen Urlaub im Juli mit Großmama und Frau Mutter in der Küstenstadt Marmaris in der Südwest-Türkei war nach der Rückkehr aus Wien-Schwechat in Linz der Hochofen am Verglühen und kein Grashalm am Werksportplatz aufrecht geblieben. Damals gab es weder Internet noch Handy und die österreichischen Tageszeitungen, sofern sie überhaupt in das türkische Urlaubsdomizil nachgeliefert wurden, kamen mit einer Woche Verspätung an. Aktualität war demnach etwas anderes. So deckte man sich nach der Urlaubs-Rückkehr am Wiener Flughafen mit den aktuellen Tageszeitungen ein und staunte mit offenen Augen und Munde nicht schlecht, ob der Personal-Rochaden in der Linzer Muldenstraße 5 (damalige Vereins-Adresse der Werkssportler). Arrivierte Spieler wurden abgegeben, um vermehrt der Jugend eine Chance zu gewähren. So gab es für den Jüngling täglich neue Horror-Meldungen aus dem Radio und den nun aktuellen Print-Medien zu vernehmen, denn Star um Star, auch, wenn deren sportlicher Zenit längst überschritten war, kehrten der VÖEST den Rücken.

Was war los mit seinen einstmals stolzen Linzer Werksportlern? Der einstige Krösus-Klub der Bundesliga avancierte zum Sparverein. Wohin soll das am Ende bloß noch führen, in die Zweitklassigkeit? Na Servas …

Max Hagmayr, mit dem man Anfang Juli anhand eines Schulausfluges ins Linzer Parkbad noch geplaudert hatte, wechselte zum Karlsruher SC. Ove Flindt zog es heim nach Dänemark, ebenso ging Koloman Gögh zurück nach Pressburg (Bratislava), wenngleich der Fußball-Europameister von 1976 Gögh den VÖEST-Fans-Schulkindern im Parkbad noch versprach, in Linz bleiben zu wollen. Er sagte aber nicht dazu, dass der Verein dies auch wollen sollte. Und der absolute Leithammel und Publikumsliebling Willi Kreuz wurde um ein Taschengeld zum Aufsteiger nach Eisenstadt verscherbelt. Als es dann auch noch hieß, dass Top-Torhüter Erwin Fuchsbichler zum FK Austria Wien wechseln soll, war die Enttäuschung groß.

Eintrittskarte vom Saisonauftakt der Wiener Austria am 22. August 1982. Aus FK Austria Wien gg. SSW Innsbruck (6 : 1). Sammlung: oepb
Eintrittskarte vom Saisonauftakt der Wiener Austria am 22. August 1982. Aus FK Austria Wien gg. SSW Innsbruck (6 : 1). Sammlung: oepb

Die Wiener Violetten mussten nach in Serie viermalig gewonnener Meisterschaft von 1978 bis 1981 im Mai 1982 die Titel-Trophäe dem ewigen Rivalen RAPID überlassen. Und Österreichs Teamtorhüter Friedl Koncilia, der eine gute Fußball-WM gespielt und in 5 Matches lediglich 4 Tore kassiert hatte, stand am Sprung zu Racing Santander. Joschi Walter, Austrias Macher, wollte den Friedl jedoch nur dann ziehen lassen, wenn entweder Klaus Lindenberger (LASK) oder eben Erwin Fuchsbichler (VÖEST) Violette werden würden. Nun, beide Keeper blieben in Linz und so gab die Austria Koncilia nicht an die Spanier frei. „Dieses Damoklesschwert sauste also nicht auf uns nieder“, dachte man bei sich, „wenigstens der „Fuchsi“ bleibt uns erhalten und führt eine junge und hungrige Truppe künftighin an.“

Kurios in jenen Tagen war auch der Umstand, dass LASK-Langzeit-Präsident Komm.-Rat Rudolf Trauner mit dem Rücktritt drohte und er schien diese seine Drohung auch wahr zu machen. Was dies für die „Landstraßler“ bedeutet hätte, wäre vermutlich der Abstieg auf dem Grünen Tisch ins Unterhaus oder gar die Vereins-Auflösung gewesen. Trauner war schlichtweg über die Spieler und deren geforderte Gagen sauer, die seiner Meinung nach “Weltmeister im Nehmen, aber Hausmeister im Geben” waren … und sind. Nun, Trauner war viel zu sehr Schwarz-Weiß beblutet, dass er diese Drohung auch tatsächlich in die Tat umgesetzt hätte. Der LASK bestand – und tut es heute noch – also weiter. Unmittelbar darauf wurde mit Erich Hof der neue ÖFB-Teamchef bestellt. Mit dem einstigen Primgeiger des Wiener Sport-Clubs auf der Kommandobrücke der Österreichischen Fußball Nationalmannschaft erhoffte man sich einen euphorisierenden Aufbruch in neue Team-Zeiten.

Als es dann am Freitag, 20. August 1982 mit der neuen Meisterschaft endlich losging, war das Sommerloch, das es Jahr für Jahr zu stopfen gilt, endgültig zu, und so staunten die VÖEST´ler nicht schlecht, holte doch der absolute Underdog aus Neusiedl mit dem Ex-Blau-Weißen Thomas Parits auf der Trainer-Bank beim 0 : 0 in Linz sogleich einen Punkt. Zwei Tage später demolierte die Austria anlässlich der Sonntags-Matinee Wacker Innsbruck 6 : 1, mit Friedl Koncilia im Tor.

Im September startete das neue Schuljahr und der heute nicht mehr existente SK VÖEST belegte am Ende der Saison 1982/83 den 8. Tabellenplatz mit 5 Punkten Rückstand auf einen UEFA-Cup-Rang. Gerald Haider, der blau-weiße Bomber, traf aus allen Lagen und teilte sich ex aequo mit Gerhard Steinkogler (FK Austria Wien) und 18 Volltreffern den dritten Platz in der Schützenliste hinter Hans Krankl (SC RAPID Wien) und Bozo Bakota (SK Sturm Graz). Für den Talente-Schuppen unter Coach Ferdinand Milanovich eine absolute Top-Leistung. Den Jüngling freute dies.

Anhand des 39. Stadtderbys gewann der Linzer ASK gegen den SK VÖEST am 10. September 1982. Von links: Helmut Wartinger (SK VÖEST), Gert Trafella (LASK), sowie Wolfgang Paier (Nr. 11): Im Hintergrund LASK-Keeper Klaus Lindenberger. Aus LASK gg. VÖEST (4 : 0). Foto: Erwin H. Aglas / oepb
Anhand des 39. Stadtderbys gewann der Linzer ASK gegen den SK VÖEST am 10. September 1982. Von links: Helmut Wartinger (SK VÖEST), Gert Trafella (LASK), sowie Wolfgang Paier (Nr. 11): Im Hintergrund LASK-Keeper Klaus Lindenberger. Aus LASK gg. VÖEST (4 : 0). Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Die Austria musste abermals RAPID den Meister-Vortritt lassen, man scheiterte jedoch lediglich an der um 5 Tore schlechteren Tor-Differenz. Die Aufsteiger Vienna und Simmering mussten sofort wieder hinunter, mit dem SV St. Veit und dem FavAC kamen weitere Neulinge hinzu. Im Jahr darauf stellte der FC Union Wels den Spielbetrieb während der Saison am 31. Jänner 1984 ein, die Meisterschaft wurde mit 15 Teams beendet.

Die Zuschauerzahlen wuchsen jedoch trotz zahlreicher Liga-Neulinge nicht zwingend ins Unermessliche und auch der sportliche Erfolg der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft schlief ein. Hatte man sich in der ersten 10er Liga-Periode (1974 bis 1982) noch für zwei Fußball-Weltmeisterschaften – 1978 und 1982 – qualifiziert, so gelang dies erst wieder 1990 und 1998. Wenn man bedenkt, dass die erste 10er Liga 1974/75 nur deswegen gegründet wurde, damit sich Österreich wieder einmal nach 1958 für eine WM qualifiziert – den Ausschlag dafür gab übrigens eine 0 : 7-Niederlage am 26. September 1973 in London gegen England – dann waren sämtliche Reformen danach der Jahre 1982, 1985, sowie 1993 für die „Jetti-Tant“.

Es bleibt demnach abzuwarten, ob die neue Liga-Reform im kommenden Spieljahr allen Beteiligten die gewünschte Ziele und Erfolge bescheren wird. Wenn sich nämlich der Elan der fußballerischen Umstrukturierungen und Reformen auf die Ballkünstler übertragen würde, dann steht einer rosigen rot-weiß-roten Fußball-Zukunft nichts mehr im Wege.

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