Ein Linzer Stadtderby im Jänner 1978 ohne Ball, dafür mit Schneeschaufeln ausgetragen. Im Bild von links bemühen sich der Sektionsleiter des SK VÖEST Linz Alfred Haider (mit Schaufel), LASK-Präsident Komm.-Rat Rudolf Trauner (Vierter von links), der Linzer Stadion-Chef Eugen Wiesberger, LASK-Direktor Franz Enzenebner, sowie SK VÖEST-Obmann Hans Rinner (ganz rechts), den Schneemassen auf der Gugl Herr zu werden. Es gelang, die Partien konnten stattfinden, ohne Absagen und / oder Verschiebungen. Foto: © oepb


Dass die Österreichische Fußball-Bundesliga im Wintersportland Österreich bereits wieder im Jänner – wie beispielsweise vor einem Jahr – angepfiffen wird, ist in der bald 50-jährigen Geschichte der heimischen Liga wahrlich nichts Neues mehr. Im Winter 1977/78 verhielt es sich nämlich so. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien warf ihre Schatten voraus und der Terminplan wurde von Bundesliga-Präsident Hans Reitinger straff durchgezogen. Damit die Liga Anfang Mai 1978 fertig sein konnte, dauerte der „Winterschlaf“ der Klubs lediglich knappe vier Wochen an. An den Weihnachtsfeiertagen 1977 wurde der ÖFB-Cup ausgetragen und auf das traditionelle Wiener Stadthallen-Fußballturnier wurde in jenem Winter überhaupt komplett verzichtet.

So wurde auf tiefgefrorenem Boden bei Eis und Schnee gekickt, denn Rasenheizungen gab es am 14. Jänner 1978 und dem Frühjahrsauftakt natürlich noch nicht und die Herren Fußballer mussten vermehrt darauf achten, sich auf dem hartgefrorenen Terrain nicht schwerwiegend zu verletzten. Sehr zum Leidwesen natürlich von allen Beteiligten. Die Vorfreude auf die WM und der ersten Österreichischen Teilnahme daran nach einer 20-jährigen Durststrecke war allerdings dermaßen groß, dass auch so mancher polternder Vereins-Präsident hier klein beigeben musste und Verständnis für den ÖFB und die Liga-Kommission aufbrachte. Lediglich die Zuschauer blieben aus. Der Besuch von 3.000 Personen bei einem Bundesligaspiel galt damals in jenen Wochen als Liga-Höchstwert. Und die damalige Moral von der Geschicht´: Kicke bei Eis und Schnee im Wintersportland Österreich nicht!

Der Winter-Neuzugang vom FK Austria Wien, Wilhelm „Willi“ Pöll traf für seinen neuen Arbeitgeber sogleich in seinem ersten Spiel. Hier am 14. Jänner 1978 zum „goldenen Tor”: Aus SK VÖEST Linz gg. SK Sturm Graz, 1 : 0 (Pausenstand 1 : 0) vor 1.100 Zuschauern im Linzer Stadion. Im Bild von links freuen sich die VÖEST-Spieler Alfred Gert (Nr. 2), Walter Schoppitsch, Willi Pöll, Wilfired Ortner, sowie Michael Lorenz (Nr. 10). Foto: © oepb

Die Begegnungen der 1. Division der 20. Runde der Saison 1977/78:

Samstag, 14. Jänner 1978

Anstoß um 14 Uhr im Franz Horr-Stadion: SK Rapid Wien gg. LASK (6 : 0) vor 2.500 Besuchern. Anmerkung: Rapid trug in jenem Jahr drei seiner Heimspiele am Horr-Platz, der Heimspielstätte des FK Austria Wien aus, da das Weststadion, das spätere Ing. Gerhard Hanappi-Stadion aufgrund von Baumängeln gesperrt war.

Anstoß um 14.30 Uhr in Graz-Liebenau: GAK gg. FK Austria Wien (2 : 1) vor 2.000 Zuschauern. Anmerkung: Austria Memphis, so die offizielle Vereinsbezeichnung damals, war 13 Meisterschaftsspiele en suite ungeschlagen, ehe diese stolze Serie von den Grazer Rotjacken jäh beendet wurde.

Anstoß um 15 Uhr im Linzer Stadion auf der Gugl: SK VÖEST Linz gg. SK Sturm Graz (1 : 0) vor 1.100 Besuchern. Anmerkung: Zum Start der fußballerischen „Winterspiele 1978“ äußerte sich SK VÖEST Hauptkassier Josef Schuligoj wie folgt: „Von den 1.100 Zuschauern haben 700 bezahlt. Viel mehr werden es auch in den nächsten Wochen kaum werden, denn solange zum Wochenende eine günstige Schneelage vorherrscht, nehmen die Linzerinnen und Linzer lieber ihre Schi-Bretter zur Hand und fahren auf einen der umliegenden Hausberge der Stadt.“

Sonntag, 15. Jänner 1978:

Anstoß um 14.30 Uhr auf der Hohen Warte: First VIENNA FC gg. Admira/Wacker (2 : 1) vor 1.600 Zuschauern. Anmerkung: Admira/Wacker zierte gemeinsam mit dem LASK das Tabellenende der 10er Liga, wobei die Linzer nach dem 0 : 6 gegen RAPID vom Vortag auch das schlechtere Torverhältnis aufwiesen. Die Vienna hingegen war gut in der Liga unterwegs und in jenen Tagen Tabellenvierter.

Der Spieltag wurde mit der Begegnung FC Wacker Innsbruck gg. Wiener Sport-Club (0 : 0) am Dienstag, 11. April 1978 um 19.30 Uhr vor 2.000 Zuschauern abgeschlossen, da zum ursprünglichen Termin im Jänner 1978 Innsbruck und das Tivoli-Stadion im Schnee versank.

Die Mühen der Bundesliga hatten sich in jedem Falle gelohnt. Die Saison 1977/78 wurde pünktlich am 6. Mai 1978 abgepfiffen, ohne gröbere Verletzungen der A-Team-Spieler. Die Wiener Austria wurde mit 14 Punkten (!!!) Vorsprung – bei 2-Punkte-Regel für den Sieg – Meister vor Rapid, der LASK musste bei Punktegleichheit mit Admira/Wacker, jedoch dem schlechteren Torverhältnis absteigen. Die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft entschwand am 26. Mai 1978 via Wien-Schwechat nach Buenos Aires und kehrte von dort mit einem unerwarteten 7. Platz anlässlich der Weltmeisterschaft 1978 wieder nach Hause zurück. Die Euphorie rund um die Nationalmannschaft übertrug sich im Herbst 1978 dann endlich auch auf die heimische Liga, denn die durchschnittlichen Besucherzahlen vervielfachten sich gegenüber jenen vom bitterkalten und tiefwinterlichen Jänner 1978.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

www.bundesliga.at

Lesen Sie noch mehr über die Österreichische Fußball-Bundesliga bei uns bitte hier;

www.oefb.at

Und über den ÖFB – wie gewohnt – bitte hier;

Back to Top