Während Leopold Rotter (rechts) der Frust ins Gesicht geschrieben steht, freut sich Helmut Zeller, der soeben das 3 : 1 für den FC Linz im zweiten Relegationsspiel am 18. Juni 1994 erzielt hat. Der Anfang vom Ende des VSE St. Pölten war damit besiegelt. Foto: oepb
Während Leopold Rotter (rechts) der Frust ins Gesicht geschrieben steht, freut sich Helmut Zeller, der soeben das 3 : 1 für den FC Linz im zweiten Relegationsspiel am 18. Juni 1994 erzielt hat. Der Anfang vom Ende des VSE St. Pölten in der Bundesliga war damit besiegelt. Foto: oepb

Als der VSE St. Pölten vor 22 Jahren im Zuge beider verloren gegangener Relegationsspiele gegen den FC Linz (Mittwoch, 15. Juni 1994, 1 : 2 am Voith-Platz vor 4.500 Besuchern, Samstag, 18. Juni 1994, 2 : 3 im Linzer Stadion vor 7.000 Zuschauern) mehr oder weniger sang- und klanglos nach zuvor sechsjähriger ununterbrochener Zugehörigkeit zur 1. Fußball-Division in Österreich wieder in die 2. Bundesliga absteigen musste, dachte an der Traisen wohl niemand im Traum daran, dass es ganze 22 Jahre dauern sollte, bis der niederösterreichische Hauptstadt-Klub wieder in die höchste Österreichische Spielklasse zurückkehren wird. Und dennoch – just zu den „30 Jahre Landeshauptstadt von NÖ-Feierlichkeiten“ bescherte SKN St. Pölten-Trainer Karl Daxbacher seiner Heimatstadt das wohl größte und schönste Geschenk – es gelang ihm als Meister in der sky go Ersten Liga die Blau-Gelben wieder ganz nach oben zu führen. Und das mit absoluter Bravour: Die meisten Siege, nämlich 26 in 36 Runden eingefahren, die wenigsten Gegentore (34) erhalten, sowie die bisher meisten Punkte des Champions, sagenhafte 80 Zähler an der Zahl, erreicht. Einziger Wermutstropfen war die Kulisse in der NV-Arena. 2.750 Zuschauer im Schnitt ließen sich die Heimspiele “Der Wölfe” nicht entgegen. Ein Richtwert, der in der knapp 54.000 Einwohner zählenden niederösterreichischen Landeshauptstadt noch wahrhaft Luft nach oben hat.

VSE St. Pölten – da war doch einmal was?

Richtig, niemand Geringerer als der argentinische Fußball-Weltmeister von 1978, Mario Kempes, gab sein Gastspiel an der Traisen am Voith-Platz. Doch der Reihe nach:

Zwei Denker und Lenker ihrer Teams. Mario Kempes (rechts) im April 1988 für den VSE St. Pölten aktiv, Jürgen Werner für den SK VÖEST Linz. Die Linzer gewannen mit 3 : 0. Foto: privat
Zwei Denker und Lenker ihrer Teams. Mario Kempes (rechts) im April 1988 für den VSE St. Pölten aktiv, Jürgen Werner für den SK VÖEST Linz. Die Linzer gewannen mit 3 : 0. Foto: rubrafoto.co.at

Ab 1983 ging es mit dem VSE stetig bergauf. Pendelte man 10 Jahre zuvor noch zwischen Landesliga, Unterliga West-Waldviertel und Oberliga West hin und her, fixierte man 1983/84 endlich den Titel in der Unterliga West. Ein Jahr später stieg man gemeinsam mit dem VfB Mödling aus der 1. Landesliga in die Regionalliga Ost auf. Und auch dort hielt man sich nicht lange, denn nach nur zwei Jahren stand mit dem Meister 1986/87 auch der Aufsteiger in die 2. Division fest – VSE St. Pölten. Antonin Panenka, Fußball-Europameister mit der Tschechoslowakei von 1976, zog in jener Zeit geschickt die Fäden im Mittelfeld der St. Pöltner. Unter Trainer Dr. Josef „Pepi“ Schulz, der 2013 einem Krebsleiden erlag, startete man im Sommer 1987 ins Abenteuer Bundesliga, in diesem Falle 2. Division. Gestandene Bundesliga-Größen wie Jaroslaw Jedynak (vormals GAK), Kurt Nagl (LASK), Anton „Andy“ Pichler (SK Sturm Graz), Anton Resch (FK Austria Wien), Wolfgang Schmitzer (Wiener Sportklub), Franz Zach (FK Austria Wien) und andere sollten dafür Sorge tragen, dass man nicht gleich wieder absteigen müsse. Im Gegenteil, das Ziel wurde hoch gesteckt: man wollte die sogenannte „Mittlere-Play-Off“-Gruppe erreichen, die die Chance mit sich brachte, im Frühjahr darauf um den Aufstieg in die 1. Division mitspielen zu können.

In genau jener Zeit lief der Kooperations-Vertrag zwischen der Sportagentur ISPRO und dem First Vienna FC aus. Eine Kooperation, die im Februar 1986 betreffend Mario Kempes begonnen hatte. „Pepi“ Schulz fädelte den deal des argentinischen Fußball-Weltmeisters für die Hohe Warte geschickt ein. Auf Seiten der Döblinger wurde jedoch im Sommer 1987 von einer Weiterverpflichtung des 33jährigen Argentiniers Abstand genommen. Aber Mario Kempes „stand“ nicht lange. Manager Schulz, nunmehriger Trainer beim VSE, verpflichtete Kempes kurzerhand. Eine Liaison, die sich bezahlt machen sollte.

Eintrittskarte einer Bundesliga-Begegnung im Mittleren-Play-Off am Samstag, 30. April 1988 am Voith-Platz. Der VSE St. Pölten schlägt den SK VÖEST Linz mit 3 : 0. Sammlung: oepb
Eintrittskarte einer Bundesliga-Begegnung im Mittleren-Play-Off vom Samstag, 30. April 1988 am Voith-Platz. Der VSE St. Pölten schlägt den SK VÖEST Linz mit 3 : 0. Sammlung: oepb

Man kann es vorweg nehmen, St. Pölten erreichte in 22 Herbstrunden 1987 24 Punkte (2-Punkte-Regel für den Sieg), und qualifizierte sich aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber dem SV Spittal/Drau als 4. für das „Mittlere Play-Off“. Mario Kempes schoss nach kurzen Anlaufschwierigkeiten den VSE beinahe im Alleingang in das „Aufstiegs-Play-Off“.

Im Winter 1987/88 wurde mit Thomas Parits der ehemalige Meister-Trainer der Wiener Austria verpflichtet. Auch stießen mit Hubert Baumgartner, Slobodan Brankovic, Ernst Ogris, Leopold Rotter, Attila Sekerlioglu sowie Alfred Tatar weitere Bundesliga erprobte Spieler zum Team. Es konnte demnach nur noch weiter aufwärts gehen mit den Schwarz-Weiß-Blauen. Und das tat es auch. In 14 Frühjahrsrunden verbuchte man 17 Zähler. Damit kam man als Drittplatzierter in der Endabrechnung unter die ersten Vier im „Mittleren/Aufstiegs-Play-Off“ und kletterte somit im Sommer 1988 erstmals in die höchste österreichische Spielklasse empor. Die St. Pöltner Bevölkerung bekannte sich allerdings nur sehr schleppend zum Spitzenfußball. 2.500 Zuschauer sahen das erste Heimspiel im Frühjahr 1988 gegen den LASK. Immerhin 5.500 kamen zum NÖ-Derby gegen den frisch gekrönten ÖFB-Cupsieger Kremser SC. Allerdings anhand der Auswärtsspiele war bereits mit einer guten Mitreise-Kulisse aus der NÖ-Hauptstadt zu rechnen. Je über 1.000 Leute begleiteten die Mannschaft nach Linz zu den Gastspielen beim LASK, sowie SK VÖEST, und auch in Krems im Sepp Doll-Stadion war die Kulisse pari. Als Initialzündung für den letztendlichen Aufstieg galt der 29. Mai 1988: 8 : 3 (5 : 0-Pausenstand) lautete der Triumph über den VfB Mödling. Ein Erfolg über die Sepp Schneider-Truppe, der in jener Art und Weise, wie er zustande kam, einen Ruck durch den ganzen Verein gehen ließ, denn in den Regionalliga-Jahren hatte man gegen die Mödlinger stets das fußballerische Nachsehen. Beim alles entscheidenden Spiel in Steyr waren unter den 7.000 Zuschauern gut und gerne 2.000 Schlachtenbummler aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt anwesend. Man wollte den einen noch benötigten Punkt mit aller Kraft holen. Ernst Ogris sprach jedoch im Vorfeld von einem vollen Erfolg gegen Steyr. Und so sollte es auch kommen: zur Pause führte der VSE bereits mit 3 : 0 und erst nach dem 4 : 0 gelangen den Oberösterreichern noch zwei Treffer.  Endstand SK Vorwärts Steyr gg. VSE St. Pölten 2 : 4 (0 : 3). St. Pölten war mit dem VSE am 7. Juni 1988 erstmals in der Geschichte in der 1. Österreichischen Fußball-Division angelangt.

Was sich dann am altehrwürdigen Vorwärts-Platz in Steyr abspielte, war sagenhaft. Anhänger beider Vereine lagen sich jubelnd in den Armen, hatten doch beide Teams den Aufstieg in die höchste Spielklasse geschafft. Gemeinsam wurde gefeiert, gesungen und gelacht und bis in den frühen Morgen durchgemacht.

Die Euphorie um den VSE St. Pölten im Oberhaus hielt all die Jahre an. Spätestens mit dem Abstieg 1994 gingen auch die Besucherzahlen rasant zurück. Hier ein Foto vom Voith-Platz vom Juni 1994. Foto: oepb
Die Euphorie um den VSE St. Pölten im Oberhaus hielt durch all die Jahre an. Spätestens mit dem Abstieg 1994 gingen auch die Besucherzahlen rasant zurück. Blick auf einen gut besuchten Voith-Platz im Juni 1994. Foto: oepb

„Mit Mario Kempes in der Bundesliga“ – so der Slogan beim VSE vor der Saison 1988/89 im Sommer. Das Gros der Truppe blieb bestehen, mit Rudolf Steinbauer (vormals FC Tirol), Rudolf Weinhofer (SK RAPID Wien) und den beiden First Vienna FC-Cracks Wolfgang Kienast und Ljubomir Petrovic wurde der Kader gezielt verstärkt, man wollte mit dem Abstieg in keiner Weise etwas zu schaffen haben. Und noch etwas blieb in Erinnerung an das damalige Jahr haften – der VSE St. Pölten löste einen der größten Zuschauerbooms aus, den es je in Österreich gegeben hatte. Egal wo der VSE auch antrat, man hatte fast immer ein Heimspiel. Der Horr-Platz in Wien beim Gastspiel gegen die Austria war mit 12.000 Besuchern ausverkauft, und auch die sonntägliche Matinee in Hernals beim Wiener Sport-Club brachte den geschichtsträchtigen Sportclub-Platz mit weit über 8.000 Zuschauern beinahe zum Platzen. Aber auch der Voith-Platz war nun endlich gut besucht. Wohnten der Heimspielpremiere gegen RAPID Wien mit einem gleichbedeutenden 1 : 0-Erfolg 7.000 Zuschauer bei, steigerte sich diese Zahl bei den Heimspielen gegen den FC Tirol auf 10.000 und gegen Austria Wien anhand der Flutlicht-Premiere gar auf 12.000 Zuschauer. Dies war insofern beachtlich, da zwischen diesen beiden Heimspielen nur drei Tage lagen. Der VSE St. Pölten mobilisierte demnach zwischen dem 10. und 13. September 1988 unglaubliche 22.000 Zuschauer für zwei Heimspiele! Ein Rekord für die Ewigkeit.

Nach acht Spieltagen hatte man sogar die Tabellenspitze erklommen. Der VSE war zu jener Zeit in aller Munde und das Top-Team in Österreich.

Nach diesem Höhenrausch im Herbst 1988 und der frühzeitigen Qualifikation für das „Meister-Play-Off“ mit Platz 4, 25 Punkte nach 22 Runden, kam im Frühjahr 1989 die Ernüchterung. Die Mannschaft avancierte zum Prügelknaben, stürzte ab und beendete die Saison 1988/89 an Achter Stelle der Tabelle. Der Besucherschnitt des Aufsteigers lag bei beachtlichen 5.916 Zuschauern. Auch im Jahr darauf qualifizierte man sich für das „Meister-Play-Off“ mit diesmal 21 Punkten aus 22 Runden. Und auch, wenn die Euphorie im zweiten Jahr ein wenig verflogen schien, so hielten immer noch 4.738 St. Pöltner im Schnitt ihrem VSE die Treue. Der Paukenschlag erfolgte dann im Sommer 1990: „Mit dieser Mannschaft habe ich alles erreicht, was möglich war. Sie spielte über Jahre am Zenit, aber jetzt ist der Punkt gekommen, an dem es sportlich keine Steigerung mehr gibt!“, so Erfolgs-Coach Thomas Parits, der seine Zelte in St. Pölten abbrach und in die Südstadt zu Admira/Wacker wechselte. Auf ihn folgte Ernst Dokupil. Aber auch ein gewisser Frenkie Schinkels heuerte im Sommer 1990 beim VSE an. Der Holländer kam mit wehenden Fahnen aus Linz vom SK VÖEST.

Auch der mexikanische Weltklasse-Fußballer Hugo Sanchez war zu Gast am Voith-Platz. Hier mit dem FC Linz nach einem 7 : 1-Erfolg am 18. Oktober 1995. Foto: oepb
Auch der mexikanische Weltklasse-Fußballer Hugo Sanchez war zu Gast am Voith-Platz. Hier mit dem FC Linz nach einem 7 : 1-Erfolg am 18. Oktober 1995. Foto: oepb

Das dritte Jahr im Oberhaus verlief so ganz und gar nicht nach Wunsch. Abgeschlagen Letzter wurde man im Herbst, konnte nur 11 Punkte einfahren, was gleichbedeutend für den Gang ins „Mittlere-Play-Off“ stand. Der Ex-Teamtorhüter und Penalty-Killer bei Austria Wien – Hubert Baumgartner – löste den erfolglosen Ernst Dokupil ab und verfolgte mit der Mannschaft nur ein Ziel, die Klasse zu halten. Was mit Rang 3 im Frühjahr im Mittleren-Play-Off auch relativ leicht gelang.  Im Jahr 4 in Liga 1 folgte wieder ein guter Herbst. Man qualifizierte sich erneut für das Meister-Play-Off, blieb dort jedoch im Frühjahr 1992 abermals hinter den Erwartungen zurück und wurde in der Endabrechnung Achter. Dennoch funktionierte das Gespann Hubert Baumgartner und VSE ganz ordentlich.

Der Sommer 1992 veranlasste den bisherigen Wandervogel Frenkie Schinkels – vormals SAK 1914, Wiener Sport-Club, FK Austria Wien, SK VÖEST Linz – zu folgender Feststellung: „Noch nirgends hat´s mir so gut gefallen wie hier!“ Quasi der Ritterschlag für den VSE St. Pölten. Und auch 1992/93 agierte man wieder sehr ordentlich im „Konzert der Großen“ mit – Qualifikation für das „Meister-Play-Off“, gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Liga-Verbleib geglückt. St. Pölten war mit dem VSE in jenen Jahren ein Fix-Punkt im österreichischen Fußball-Oberhaus. Eine unangenehme Truppe, die nur selten auszurechnen war. Die Trauben hingen am Voith-Platz stets hoch und auch auswärts agierten die Schwarz-Weiß-Blauen als echte „Haxl-Beißer“. Bis, ja bis die Euphorie vorbei war und es im Jahr 1993/94 steil bergab ging. Anton Pichler löste Hubert Baumgartner, der zu RAPID wechselte, als Chef-Coach ab, doch mit dem Trainer-Neuling, der nach Fürstenfeld und Güssing nun den VSE zu trainieren hatte, verließ den Klub auch gleich das Glück. St. Pölten überwinterte an 9. und vorletzter Stelle der neu geschaffenen 10er Liga im Oberhaus, lediglich 13 Punkte aus 18 Runden konnten verbucht werden. Dazu kamen weitere 13 Zähler im Frühjahr 1994. Ebenso 26 Gesamt-Punkte konnte Vorwärts Steyr erringen, nur aber mit dem Vorteil versehen, die bessere Tor-Differenz auf St. Pölten aufzuweisen. Ergo musste St. Pölten in die Relegation gegen den FC Linz, der sich hinter dem Linzer ASK als Zweiter in Liga 2 durch eine hervorragende Saison dribbelte. Beide Spiele – wie oben erwähnt – vergeigten die St. Pöltner und damit war im Juni 1994 das Erlebnis Bundesliga-Oberhaus vorbei. Trainer Wilhelm „Willy“ Kaipel wurde die unehrenhafte „Ehre“ zuteil, mit St. Pölten abgestiegen zu sein. Anhand eines launigen Sommer-Gespräches gab er folgendes zu Protokoll: „Der Frust hat lange gedauert. Es hat mich wahnsinnig g´juckt, dass ich zum erstenmal mit einer Mannschaft ein gestecktes Ziel nicht erreicht hatte.“ Das Ziel war der Liga-Verbleib, der VSE stürzte jedoch ab.

Und auch, wenn der erfolgreiche Aufstiegs-Coach Karl Daxbacher derzeit sehr tief stapelt, die Euphorie in St. Pölten um den SKN ist wieder im Steigen begriffen. Foto: oepb
Und auch, wenn der erfolgreiche Aufstiegs-Coach Karl Daxbacher derzeit sehr tief stapelt, die Euphorie in St. Pölten um den SKN ist wieder im Steigen begriffen. Foto: oepb

Sehr dumm gelaufen, das ganze, umso mehr, wo doch die Stadt St. Pölten ihrem VSE eine nagel-neue Trainingsanlage hingestellt hatte. Diese war dermaßen top, dass sogar der Deutsche Bundesliga-Trainer Friedhelm Funkel – damals Betreuer von Bayer 05 Uerdingen – anhand einer Spionage-Tour schier aus dem Häuschen war. Und dennoch, der Ruhm war verblasst, der Lack war ab, es ging mit dem VSE Jahr für Jahr mehr und mehr bergab. Man hatte mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun und entwickelte sich nur mehr zur Lachnummer. Ein Beispiel gefällig: als der FC Linz am 22. September 1995 zu Gast am Voith-Platz war, nach 63 Minuten mit 3 : 1 geführt hatte, fiel wie von Geisterhand getätigt urplötzlich das Flutlicht aus. Bisher geschah dies noch nie in St. Pölten. Trotz größter Anstrengungen ließen sich die Lichter nicht wieder anknippsen. Es musste ein neuer Termin her, der mit 18. Oktober 1995 auch gefunden wurde. An jenem Abend stand es dann nach 63 Minuten 5 : 0, der FC Linz blieb mit 7 : 1 erfolgreich. Die ganze Abdreh-Prozedur war demnach für die Katz.

Im Sommer 1996 war man dann kurzerhand noch einmal in aller Munde. Der ungarische Superstar a. D. Lajos Detari heuerte an der Traisen an. Doch auch dessen Zenit war mit 33 Jahren bereits lange überschritten und so ging der Abstieg der einstmals stolzen VSE-Truppe schleichend aber beständig voran. 1997/98 wurde die 2. Bundesliga von 16 auf 10 Vereine reformiert. Der VSE St. Pölten erreichte mit Müh und Not die Relegation gegen den SV Wörgl, verlor jedoch beide Spiele und hätte in die dritte Leistungsstufe absteigen müssen. “Hätte müssen”, denn eine Fusion mit dem SV Gerasdorf sicherte der neu gegründeten FCN St. Pölten-Truppe einen weiteren Platz in Liga Zwei für die Spielzeit 1998/99.

Es bleibt dem sympathischen Trainer und seinem Team zu wünschen, dass die Lichter über der NV-Arena nicht so bald ausgehen werden. Foto: oepb
Es bleibt dem sympathischen Trainer und seinem Team zu wünschen, dass die Lichter über der NV-Arena in der Bundesliga nicht so bald ausgehen werden. Foto: oepb

Aber damit – noch – nicht genug. “Abstieg, Fusion und kein Geld!”, so die Stichwörter der Fußballfans, wenn man sie auf St. Pölten ansprach. Der Voith-Platz blieb lange schon leer und auch der FC Niederösterreich St. Pölten ging finanziell dermaßen am Stock, dass im Februar 2000 der Konkurs eröffnet wurde. Der FCN war am Ende und wurde aufgelöst.

Ein Lichtschein am Ende des Tunnels zeichnet sich ab, als der SKN St. Pölten als Nachfolgeverein des einstigen VSE St. Pölten im Juni 2000 gegründet wurde. Dieses neu etablierte Team stieg in der 2. NÖ-Landesliga in den Fußball-Bewerb ein. Nach Meistertiteln 2000/01 in der 2. Landesliga, 2001/02 in der 1. Landesliga, wurde man 2007/08 Champion in der Regionalliga Ost. Von 2008 bis zum 25. Mai 2016 agierte man wieder in Österreichs zweithöchster Spielklasse. Trainer Martin Scherb baute gewissenhaft das Fundament für den weiteren Aufstieg des SKN. Seiner langjährigen Arbeit als Coach ist es zu verdanken, dass man in St. Pölten wieder an sich geglaubt hatte. Mit Herbert Gager spielte man im Sommer 2014 sogar im Europapokal und unter dem Ur-St. Pöltner Karl Daxbacher kehrte man, zwar nicht als VSE, aber als SKN wieder in die Beletage des österreichischen Klubfußballs zurück. Die niederösterreichische Landeshauptstadt ist 2016/17 wieder ein Fixpunkt in der tipico Bundesliga. Und zum Saisonstart empfängt man am kommenden Sonntag, 24. Juli 2016 den FK Austria Wien in der NV-Arena. Man darf gespannt sein, welchen Weg der SKN St. Pölten diesmal gehen wird.

Quelle: oepb

www.skn-stpoelten.at

www.bundesliga.at

www.st-poelten.gv.at

 

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