Alois Zipflo Weinrich 1982 am Weg in den Kampfmannschaftskader beim FK Austria Wien. Foto: Alois Weinrich / oepb

Alois Zipflo Weinrich (das Zipflo entstammt der Roma Sinti-Sprache und steht für Alois) war der Mann mit den zwei Talenten. Beide waren überaus ausgeprägt. Einerseits spielte er für sein Leben gerne Fußball.

Dem SV Aspern, bei dem Jahrzehnte später ein gewisser David Alaba ebenso seine ersten Packeln zerriss, trat der am 16. Juni 1964 in Wien geborene Zipflo im zarten Alter von 11 Jahren im Sommer 1975 bei. Sehr bald schon fiel er den Talente-Spähern des FK Austria Wien auf und so wechselte er 1979 in den Prater zum FAK.

Neben dem täglichen Schulbesuch und dem Knaben- und Jugend-Training bei den Wiener Violetten wurde von der Familie allerdings auch das zweite Talent des jungen Zipflo gefördert – das Geigenspiel nämlich. In jeder freien Minute griff der begnadete Jung-Musiker zum Streichinstrument und fidelte fröhlich vor sich hin. Und das nicht einmal schlecht und schon gar nicht falsch. Man lauschte gerne seinen gekonnten Geigen-Klängen, um sich daran zu erfreuen.

Der Zipflo ist mein Nachfolger

Niemand Geringerer als Herbert „Schneckerl“ Prohaska soll aus dem fernen Rom im Sommer 1982 (Prohaska wechselte nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 von Inter Mailand zum AS Rom) gemeint haben, dass ihm um die Austria nicht bange sei, solange sein Verein solche Fußball-Rastellis – wie eben den Zipflo – in seinen Reihen weiß.

Österreichischer Rekordinternationaler

Das, was 1981 noch Ing. Gerhard Hanappi war, nämlich mit 93 A-Länderspielen Österreichischer Fußball-Rekordteamspieler, das war Zipflo Weinrich 17-jährig beim Nachwuchs. Niemand vor ihm wurde dermaßen oft in die UEFA-Juniorenauswahl einberufen. Und diese Doppelbelastung machte ihm nichts aus. „Geige und Fußball“, so der Teenager, „das sind meine große Leidenschaften!“

Geige und Fussball, das waren die Leidenschaften von Alois Zipflo Weinrich. Foto: Alois Weinrich / oepb

Aufstieg in Austrias Unter 21-Elf

Mit der Etablierung der heute als Österreichische Fußball-Bundesliga bekannten Spielklasse im Jahre 1974 wurde auch der österreichweite „Unter 21“-Bewerb eingeführt. Dieser sah vor, dass zwei Stunden vor dem eigentlichen Bundesligaspiel die beiden Nachwuchsmannschaften der jeweiligen Gegner aufeinander trafen. Dies hatte den Vorteil, dass die jungen Burschen ihr Können bereits vor vielen Zuschauern zeigen konnten, denn zahlreiche Fans pilgerten beizeiten in die diversen Stadien, um eben zwei Matches ihres Lieblingsvereins am jeweiligen Matchtag konsumieren zu können.

Alois Weinrich fand in Anton „Toni“ Polster einen kongenialen Spielpartner. Beide waren über Austrias Jugend nach oben gekommen und rührten nun ab der Saison 1979/80 im „Unter 21“-Bewerb kräftig um. So konnte der FAK, der bei den „Großen“ 1980/81 den vierten Meistertitel en suite feiern konnte, auch bei den „Kleinen“ die Meisterschaft für sich entscheiden. Toni Polster mit 31 Toren und Zipflo Weinrich mit 14 Volltreffen und deren 12 Vorlagen, die allesamt zu Toren führten, hatten maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg.

Immer wieder Verletzungen …

… oder aber ein Talent bleibt übrig. Das, was Zipflo Weinrich am Weg nach oben zu einem großen österreichischen Fußballspieler immer wieder jählings in die Quere kam, waren seine Verletzungen. Kaum war er fit und wieder bereit für weitere fußballerische Glanzlichter, stoppte erneut eine Knieverletzung, ein Seitenbandanriß etc. seinen sportlichen Aufstieg. Es war für ihn zum Verzweifeln. Umso enttäuschter war er dann, als ihn die Austria im Winter 1982/83 – Zipflo gehörte 18-jährig dem Kader der violetten Kampfmannschaft an – an Admira/Wacker verlieh. Doch auch dort ging es für ihn nicht weiter. Es folgte im Sommer 1983 der Weg zum SC Neusiedl. Nun, die Burgenländer waren 1983/84 absoluter Prügelknabe im Oberhaus und verloren bis auf zwei Unentschieden jedes Meisterschaftsspiel, ein einmaliger Negativ-Rekord, bis heute. Den einzigen Sieg, den der SCN 1983/84 verbuchen konnte resultierte aus dem Umstand, dass Union Wels im Jänner 1984 den Spielbetrieb einstellte und jedes Bundesligateam am „Grünen Tisch“ einen 3 : 0-Sieg ohne Wettkampf zugezählt bekam.

Aus diesem FAK-Nachwuchs von 1979/80 gingen Bundesligaspieler und spätere Nationalspieler hervor. Zum Beispiel Attila Sekerlioglu (2. stehend von links neben Betreuer Herbert Penas), Robert Frind (5. von links) und Toni Polster (7. von links). Alois Weinrich (rechts) steht links von Trainer Adolf Huber. Vorne hockend zweiter von links: Andreas Ogris. Foto: Alois Weinrich / oepb

Karriere-Ende mit 20 Jahren

Das, was für Fußball-Feinspitze traurig war, erwies sich wiederum als Segen für die Freunde der Musik. Alois Zipflo Weinrich beendete nach nur 13 Bundesligaspielen im Österreichischen Oberhaus im Sommer 1984 seine Karriere. Auch beim Badener AC wurde er sportlich nicht mehr glücklich. Und so gewann nun das Geigenspiel den Zweikampf mit dem Fußballsport. Der Zipflo machte sich auf der Bühne einen Namen.

Liebe zum FK Austria Wien unerschütterlich

Dass der Zipflo ein echter und unauslöschlicher Violetter war, bewies er am Anfang seiner musischen Laufbahn. Es wurde ihm nie zu blöd, stets mit einem alten „Austria-Memphis“-Trikot auf der Bühne bekleidet – mit Geige und Bogen im Anschlag, anstatt eines Balles in der Hand – vor sein Publikum zu treten. Und so machte er eben als hervorragender Sinti-Geiger Karriere.

Miri Menschengi

Gelten für die einen der ungarische Csàrdàs als Inbegriff der vormaligen „Zigeuner-Musik“, so ist es für die anderen der spanische Flamenco. Mitte der 1930er Jahre machte der 1910 in Belgien geborene Gittarist Django Reinhardt auf sich aufmerksam. Django wurde bereits zu Lebzeiten so etwas wie eine Legende und seine Ausstrahlung reicht bis in die Gegenwart. Besonders Angehörige seines Volkes, der Sinti, haben sich seine Musiksprache zu eigen gemacht. Was sie spielen, spielen sie im Jazz-Idiom, mit einem Schuss Zigeunerblut und einem Schuss europäischer Musiktradition.

Die musikalische Herkunft des Wiener Sinti-Geigers Zipflo Weinrich war unverkennbar.

Seine brillante Technik und seine Melodik, bald traurig, bald jubilierend, bald nachdenklich, wiesen ihn als adäquaten Nachfahren des großen Django Reinhardt aus.

Zipflo Weinrich – aufgewachsen im Zeitalter des modernen Jazz – bewies zeitlebens, dass Gypsy Jazz bei weitem mehr sein kann, als der ausschließliche Nachvollzug von Djangos Musik. Zipflos Jazz war die „Zigeuner-Musik“ – der Gypsy Jazz – unserer Tage.

Der grimmige VÖEST-Verteidiger (links) hat keine Chance, Zipflo Weinrich zieht wieselflink an ihm vorbei. Unter 21-Spielszene vom 15. August 1981. Aus FK Austria Wien gegen SK VÖEST Linz, 5 : 2 (3 : 1). Foto: © oepb

Zum Todestag

Am 23. September 2018 schloss ein großer Ex-Fußballer und ein noch größerer Geigen-Virtuose, ein toller Mensch und ein ganz lieber Freund im 55. Lebensjahr stehend für immer seine Augen.

Alois Zipflo Weinrich ist – und bleibt – in seiner Musik jedoch unsterblich, bis heute.

Anmerkung:

Auch wenn der Begriff „Zigeuner“ heute aus Sicht der Betroffenen verständlicherweise verpönt ist, findet dieser jedoch seinen Ursprung in dem Umstand, dass die Roma und Sinti jahrhundertelang als „fahrendes Volk“ gegolten hatten. Und dies teilweise auch heute noch sind. Und aufgrund der steten Rast- und Ruhelosigkeit dieser Bevölkerungsgruppe wurde durch das „Herum-Zigeunerin in der Weltgeschichte“ die Bezeichnung Zigeuner geboren, den wir hier absolut nicht beleidigend und erniedrigend, sondern ehrenwert im Raum stehen lassen möchten.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

www.fk-austria.at

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