Alkoholfreies Bier wird immer beliebter – und das längst nicht mehr nur bei Sportveranstaltungen, die es als isotonisches Getränk nach der Anstrengung ausgeben. Interessant ist, was die Forschung zu alkoholfreiem Bier zu sagen hat – dort ist beispielsweise von einer positiven Wirkung auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel die Rede. Doch was ist dran an dieser These?

Der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt dazu:

Eignet sich alkoholfreies Bier als Durstlöscher?

Alkoholfreies Bier ist ein gutes isotonisches Getränk, das zu großen Teilen aus Wasser besteht und daher den Durst löscht. Zudem enthält es wertvolle Mineralstoffe, die beim Schwitzen verloren gehen. Sportlerinnen und Sportler können also tatsächlich davon profitieren.

Nun sorgte aber eine Studie der Universität Erlangen bei Nürnberg für Aufregung;

2018 stellten Mitarbeiter der Friedrich-Alexander-Universität / FAU in Erlangen-Nürnberg die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit der Universität Wien vor. Die Wissenschaftler hatten gesunde Inhaltsstoffe untersucht, die in Kombination nur in Bier vorkommen sollen: Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Diese sollen, so Studienautor Prof. Dr. Claus Hellerbrand von der FAU, „zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit sehr vielversprechend“ sein.

Gewichtszunahme und Leberkrebs. Beides bei alkoholfreiem Bier nicht gegeben, oder?

Ihre Annahme stützen die Forscher auf die Erkenntnis, dass Xanthohumol (kommt in Hopfen vor) einer möglichen Begleiterscheinung von starkem Übergewicht entgegenwirken könne: Leberverfettung. Verschiedene Medien berichteten daraufhin, dass der Stoff eine Gewichtszunahme bremsen und darüber hinaus Leberkrebszellen abtöten könne. Auch der zweite untersuchte Inhaltsstoff, Iso-Alphasäuren, soll Leberschäden verhindern und sich positiv auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirken können.

Bier war lange Zeit nicht gerade als Schlankmacher verrufen. Inzwischen gilt ein bewusster Genuss als unbedenklich (normales Bier kommt auf etwa 43, alkoholfreies auf etwa 25 Kalorien à 100 Milliliter) – gepaart mit einer bewussten Ernährung. Doch dass es jetzt als Schlankmacher herhalten soll, ist doch überraschend. Die Wissenschaftler erhielten für ihre Untersuchung den Forschungspreis der „European Foundation for Alcohol Research“ und der „European Brewery Convention“ („Europäische Brauerei-Vereinigung“) im Wert von 60.000 Euro.

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ist auf die Untersuchung von Studien spezialisiert, in denen die Auswirkungen der Ernährung auf den Körper aufgezeigt werden sollen. Dass alkoholfreies Bier schlank macht und vor Krebs schützen soll – „das ist natürlich frei erfundener Nonsens“. Gleichzeitig nimmt Knop die Studienleiter in Schutz und zitiert aus dem Fazit: „‚Es ist (…) denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken (…) eine positive Wirkung zu erzielen ist‘. Die Forscher relativieren ihre Aussage klar mit dem Wort denkbar.“

Auch die Tatsache, dass Xanthohumol und die Iso-Alphasäuren so hochgelobt werden, beurteilt Knop kritisch. Bislang sei allenfalls eine vage Grundlagenforschung verfügbar, die mit den Auswirkungen vom Biertrinken nichts zu tun hätten. Und Uwe Knop abschließend: „Nur weil man im Reagenzglas mit isolierten Substanzen aus Bier positive Effekte beobachtet, bedeutet das in keiner Weise, dass der Konsum des gesamten Lebensmittels die Wirkungen im realen Leben tatsächlich zeigt.“

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Quelle: Uwe Knop – Foto: © oepb.at

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