Der Coronavirus mikroskopisch vergrößert: Die rasante Ausbreitung der rätselhaften Lungenkrankheit in China scheint größer als bisher angenommen. © Center for Disease Control
Der Coronavirus mikroskopisch vergrößert: Die rasante Ausbreitung der rätselhaften Lungenkrankheit in China scheint größer als bisher angenommen. © Center for Disease Control

Seit einigen Wochen hält der Erreger dieser neuen Lungenkrankheit die Welt – und damit uns alle – in Schach. Die dringend notwendig gewordenen Maßnahmen in China schüren bei vielen Menschen Ängste und Furcht. Nur langsam klären Forscher, wie ansteckend der neue Coronavirus ist … und auch wie gefährlich.

Was weiß man bisher über den Coronavirus

Der Erreger 2019-nCoV zählt zur großen Familie der Coronaviren – so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Harmlose Typen lösen oft nur leichte Erkältungsinfekte aus. Der neue Coronavirus hingegen kann zu Lungenentzündungen und schweren Atembeschwerden führen. Viele Mediziner vergleichen es mit dem SARS-Erreger, der in den Jahren 2002/2003 eine Epidemie verursacht hatte. SARS steht für „Severe Acute Respiratory Syndrome“, also Schweres Akutes Atemwegssyndrom. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten weltweit 8.096 Menschen, 774 von ihnen starben. Damals wurden 349 Todesfälle aus Festland-China gemeldet sowie 299 weitere aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong.

Wie wird der Virus übertragen

Wie alle Coronaviren wird auch der neue Erreger wohl meist zwischen Tier und Mensch übertragen. Gerade Säugetiere tragen Keime in sich, die auf den Menschen überspringen können. Als Quelle neuer Coronaviren gelten unter anderem Fledermäuse und Flughunde. Auch Nutztiere haben in der Vergangenheit Coronaviren auf den Menschen übertragen. Nun hat die chinesische Regierung allerdings bestätigt, dass der neue Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen wird. Zuvor hatte bereits die WHO gemutmaßt, dass im Fall des neuen Virus auch eine direkte Übertragung zwischen zwei Menschen in Einzelfällen möglich sei.

Welche Symptome ruft die Lungenkrankheit hervor

Nach derzeitigem Wissen sorgt der Virus für Fieber und Symptome einer Lungenentzündung.“, erklärt dazu der Berliner Virusforscher Christian Drosten. Und er ergänzt: „Die oberen Atemwege sind kaum betroffen, es gibt beispielsweise keinen Schnupfen.“ Weitere Symptome des Virus können Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Atemnot sein. Die Inkubationszeit, also jener Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen, soll 2 bis 14 Tage betragen. Von Lunge zu Lunge gelangt ein Erreger schwerer als etwa mit den Tröpfchen beim Niesen. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Infektion gibt es nicht, lediglich die Symptome können mit Medikamenten abgemildert werden.

Wo liegt der Ursprung des Virus

Der Coronavirus hat seinen Ursprung wahrscheinlich auf einem Fischmarkt in Wuhan, einer Stadt mit 11 Millionen Einwohnern in der ostchinesischen Provinz Hubei. „Man nimmt an, dass die Quelle auf diesem Markt verkaufte Tiere waren!“, mutmaßt Arnaud Fontanet, Leiter der Abteilung für die Epidemiologie neu auftretender Krankheiten am Pariser Pasteur-Institut. Der Markt wurde zu Jahresbeginn geschlossen und desinfiziert.

Sind die Gefahren mit Sars vergleichbar

„Derzeit erscheine der neue Erreger weniger gefährlich als der Sars-Erreger.“, so Experte Fontanet. „Sollte das Coronavirus wie damals Sars mutieren und dadurch schneller übertragbar werden, könne sich dies aber ändern.“

Droht eine Pandemie

„Angesichts der weltweiten Reisegewohnheiten sind neue Fälle in anderen Ländern wahrscheinlich.“, urteilt die WHO. „Um die Krankheit einzudämmen, muss schnell ihre Quelle gefunden werden. Deswegen werden derzeit in der Region Wuhan unterschiedliche Tiere untersucht.“, wie Raina MacIntyre von der University of New South Wales in Sydney sagt. Dabei könnten sich weitere Tiermärkte als Infektionsherde erweisen. Die WHO warnt jedoch trotz der weiteren Verbreitung des Coronavirus vor Panikmache. Er sei zuversichtlich, dass China die Ausbreitung kontrollieren und eindämmen könne, sagte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus. Außerdem haben die Behörden ein wachsames Auge auf aus Wuhan kommende Reisende, sie werden bei Symptomen von Atemwegserkrankungen isoliert. Um internationale Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu unterstützen, haben die chinesischen Behörden früh die Gensequenz des Erregers veröffentlicht, wie Adam Kamradt-Scott, Infektionsexperte der University of Sydney, betont. Dies habe es ermöglicht, einen Test zur Identifizierung von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zu entwickeln.

Was müssen Reisende beachten

Die Flughäfen in Deutschland und Österreich sehen sich gut gerüstet gegen den neuartigen Coronavirus aus China. „Wir stehen in einer engen Abstimmung mit den Behörden und tauschen uns mit anderen Flughäfen aus.“, so eine Sprecherin des Betreibers Fraport in Frankfurt am Main  Aktuell gebe es aber „keine Notwendigkeit, weitere Maßnahmen zu ergreifen.“ Es gebe keine zusätzlichen Kontrollen. Der Flughafen orientiere sich an den Reise- und Sicherheitshinweisen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Auswärtigen Amts.

Das Auswärtige Amt erklärte in seinen Reisehinweisen für China, das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als „moderat eingeschätzt“. Es rief Reisende dazu auf, den Kontakt mit kranken Menschen und Tieren zu vermeiden, keine Märkte mit Tierprodukten aufzusuchen und „auf eine adäquate Handhygiene“ zu achten. Bei Fieber und Anzeichen einer Atemwegsinfektion solle sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Quelle: dpa, Robert Koch-Institut

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