Mit Anschuldigungen und Zwang wird man das Gesundheitssystem nicht retten. Foto: © Yerson Retamal from Pixabay 

Die niedergelassene Ärzteschaft wird seit einiger Zeit von Vertretern aus Politik und Gesundheitseinrichtungen als Zielscheibe für Anschuldigungen benutzt. Der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, Dr. Harald Schlögel, wehrt sich entschieden gegen diese Äußerungen: „Diese Behauptungen sind unrichtig und aufs Schärfste zu verurteilen. Es passiert hier eine bewusste Stimmungsmache gegen die Ärzteschaft, die zum Teil auch bereits von Medien übernommen wird, wie man zuletzt in einer großen österreichischen Tageszeitung lesen konnte. Unrichtige Behauptungen, schlecht recherchiert und unsauber in Medien wiedergegeben schaden dem Ansehen der Ärzteschaft und führen letztendlich dazu, dass die Motivation sinkt, sich für freiwillig zu leistende Arbeit einzusetzen.“

Konkret spricht Schlögel den Bereitschaftsdienst am Wochenende und an Feiertagen an, der seit 2019 als Folge einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes freiwillig von der Ärzteschaft geleistet wird: „Selbstverständlich wissen wir, dass es Regionen mit durchgehender Versorgung und andere mit größeren Lücken in der Besetzung gibt. Allerdings arbeiten wir laufend mit den zuständigen Stellen an Lösungen, um der Bevölkerung die bestmögliche allgemeinmedizinische Versorgung auch am Wochenende und an Feiertagen zu bieten. Wenn man die Ärzteschaft jedoch als unmotiviert oder sogar faul darstellt, um möglicherweise höhere Leserquoten zu erreichen, wird man damit das Gegenteil von dem erreichen, was man vermutlich bezwecken will. Wichtiger wäre es vielmehr, die Ärzteschaft in Ruhe arbeiten zu lassen und ihre ärztlichen Leistungen, nämlich kranke Menschen mit der bestmöglichen Medizin zu behandeln, von Zeit zu Zeit hervorzuheben, statt über die Medien Hohn und Neid zu verbreiten.“

Freiwilligkeit im Wochenenddienst macht Kassenverträge attraktiv

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass einige allgemeinmedizinische Kassenstellen lediglich deshalb nachbesetzt werden konnten, weil der Wochenend- und Feiertagsdienst seit 2019 freiwillig ist. Nur durch die fehlende Verpflichtung fühlen sich einige Ärzt:innen nämlich bereit für die hohe Arbeitsbelastung in der Ordination unter der Woche. 

Besonders in den Wintermonaten ist die Belastung deutlich erhöht. Die weiterhin hohe Zahl an Menschen mit grippalen Infekten und Grippe, aber auch erkrankte Kolleg:innen in der Umgebung, deren Patient:innen mitversorgt werden müssen, führen dazu, dass Ärzt:innen am Limit sind. „Wenn einzelne Dienste am Sonntag nicht besetzt werden können, ist dies ein deutliches Zeichen des großen Arbeitsaufkommens, das von der Ärzteschaft wie erwartet geleistet wird. Ich warne vor dem Irrglauben, jemanden mit Zwang zu etwas verpflichten zu können. Gerade jene Kolleg:innen, die Kassenverträge abgeschlossen haben und die öffentliche Gesundheitsversorgung damit sicherstellen, sollten nicht dazu getrieben werden, Verträge zu kündigen. Der Weg in ein benachbartes Bundesland oder ins Ausland ist für viele attraktiv und darf nicht mit unbedachten Äußerungen beflügelt werden“, so Dr. Harald Schlögel abschließend.

Quelle: Ärztekammer für Niederösterreich

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