In Deutschland heißt es immer wieder gerne einmal, dass dieser oder jener „Ein wahres Kind der Bundesliga“ sei. Gemeint sind dann meist verdienstvolle Spieler, die später dann auch als Trainer ihren Mann standen. Auch in Österreich gäbe es mehrere solcher Herrschaften, bloß existiert hierzulande die heute bekannte Österreichische Fussball-Bundesliga „erst“ seit 1974 und nicht, wie beim Lieblingsnachbarn, bereits seit 1963. Ergo müsste es vielmehr bei uns heißen: „Ein Kind des Österreichischen Fußballs!“ Nichtsdestotrotz ist diese – wie auch immer – Bezeichnung absolut zutreffend auf den heutigen Protagonisten, Adolf Blutsch, mit dem wir uns hiermit – und auch aus Anlass seines bevorstehenden 80. Geburtstages – eingehender befassen möchten.
Wiege in der Leopoldstadt
Adolf Blutsch, der immer schon der „Dolfi“ war, kam am 18. August 1940 in Wien als jüngerer Bruder seiner Schwester Erika zur Welt. Wie so viele Buben seiner Zeit nütze auch er die freie Zeit, um bereits als Sechsjähriger immer wieder dem Fußballsport zu frönen. „Wir waren, so wie fast alle Burschen damals, dauernd draußen auf der Gasse und haben gekickt. Autos gab es kaum welche, auf die wir aufpassen mussten und so wurde immer wieder mit dem Ball gegaberlt, gedribbelt und geschossen.“, so Blutsch im Rahmen eines oepb-Gespräches zu seinen Anfängen im 2. Wiener Gemeindebezirk.
Erste Station FK Austria Wien
„Da mir der Fußball großen Spaß machte, brachten mich meine Eltern Ende der 1940er Jahre zur Austria, die damals, nicht weit von unserem Zuhause im Prater trainierte, wo ich bei den Knaben begann und mich bis in die Kampfmannschaft hinaufgearbeitet habe. In Summe war ich 12 Jahre bei den Violetten.“, so Blutsch. Am 28. September 1957 tauchte dann der Name „Adolf Blutsch“ erstmals auf der Spielerkader-Liste auf. Die Austria gastierte im Rahmen eine Freundschaftsspiels beim SV Stockerau und Adolf Blutsch stand, 17 Jahre jung, im Aufgebot der Wiener Violetten. Im Jahr darauf – 1958/59 – gehörte der 18-jährige dann dauerhaft dem Kampfmannschafts-Kader der Austria an.
Zwei Jahre Abenteuer „Down Under“
Der junge „Dolfi“ Blutsch setzte einen gewagten Schritt. Dazu erinnerte sich Jahrzehnte später Austria-Sekretär Norbert Lopper: „Es war in den später 1950er, frühen 1960er Jahren. Wir waren zwar nicht unbedingt zahlungsunfähig, aber doch ziemlich „flach“ und standen mit 800.000 Schilling (ca. € 58.138,00) in der Kreide. Über Nacht war die halbe Mannschaft weg, darunter auch „Dolfi“ Blutsch.“ Dieser wechselte im Februar 1961 mit einigen anderen Kollegen aus dem FAK-Lager kurzerhand in die „wilde Liga“ nach Australien. Sehr zum Leidwesen des FAK, der nicht nur seine guten Kicker und hoffnungsvollen Talente vermisste, sondern auch eine etwaige Ablöse, die es nicht gab. Blutsch heuerte bei Sydney Hakoah in einer der größten Städte Australiens an und wurde 1961 Doublesieger – also Meister und Cupsieger – sowie 1962 abermals New South Wales Federation Champion.
Rückkehr nach Wien zur Austria
1963 war Blutsch zurück in Österreich, konnte aber bei seinem Stammverein, dem FAK, sportlich nicht mehr so richtig Fuß fassen. Dennoch bedeuteten ein Meistertitel (1962/63) und zwei Cupsiege (1959/60 und 1962/63) mit der Wiener Austria, sowie drei Titel in Australien eine beachtliche Bilanz für den erst 23-jährigen Adolf „Dolfi“ Blutsch.
Sommer 1963 und der Gang nach Linz
In der Sommerübertrittszeit des Jahres 1963 kam der Ur-Wiener Blutsch in die Provinz nach Linz. Dort konnte die Stahlstadt an der Donau zwar mit den beiden Industrie-Giganten, der VÖEST und den Österreichischen Stickstoffwerken AG (spätere Chemie Linz) aufwarten – für Arbeitsplätze war demnach gesorgt – nur im Fußball tat sich – noch – nicht allzu viel, wenngleich in der höchsten Spielklasse, der Staatsliga, mit dem SVS Linz (die Werksmannschaft der Stickstoffwerke) und dem LASK gleich zwei Linzer Vereine vertreten waren. Und der Linzer ASK, er schickte sich an, (s)einen Höhenflug zu starten.
Meister und Cupsieger mit dem LASK
Adolf „Dolfi“ Blutsch konnte als Wiener in Linz Geschichte schreiben. Er holte mit dem LASK in der Saison 1964/65 das Double, gewann also die Meisterschaft und obendrein auch den Cup. Dies war damals insofern beachtlich, da bis dahin – und das immerhin seit der Saison 1911/12 – der jeweilige Fußballmeister immer aus der Hauptstadt Wien gekommen war.
„Mir ist auf der Hohen Warte beim entscheidenden Spiel bereits sehr früh (11. Minute), das 1 : 0 für uns gelungen, nach unserem zweiten Tor gegen die Vienna spielten wir das Match nach Hause.“, so „Dolfi“ Blutsch zum legendären 3. Juli 1965, als der LASK Fußballmeister wurde, der in weiser Voraussicht seinerzeit auch gleich eine riesige Heurigenpartie in Döbling bestellt hatte.
„Als wir weit nach Mitternacht in Linz eintrafen, empfing uns ein großes Menschenspalier. Die Leute waren hellauf begeistert.“, so Blutsch in seinen Erinnerungen weiter. Dem LASK als oberösterreichischen Fußballverein war es somit gelungen, diese Wiener Phalanx im Jahre 1965 erstmals zu durchbrechen.
Mit dem LASK gebrochen
„Herr Präsident, ich geh, der LASK ist für mich gestorben!“, so die Worte von „Dolfi“ Blutsch im Sommer 1965 zum damaligen LASK-Präsidenten Otto Jungbauer. Der bekannte Juwelier der Linzer Landstraße blieb verdutzt zurück, scheiterte es doch laut Aussage Blutsch an einem geringfügigen Geldbetrag, den man ihm zwar in die Hand versprochen habe, jedoch nun nicht auszahlen wollte. Blutsch zog es für weniger Gage nach Wien zurück, er wechselte zum Wiener Sport Club. Just in diesem Transfermoment hätte Jungbauer sein Versprechen eingehalten, für Blutsch führte allerdings kein Weg mehr zurück, die Linzer Tür war für ihn zu. Mit dem WSC wurde Blutsch 1965/66 Vierter, der regierende Meister LASK ward alsbald entthront und fiel in der Liga ins Tabellenmittelfeld zurück.
Wanderjahre im Westen
„Dolfi“ Blutsch jedoch zog es wieder weiter. Über Schwarz-Weiß Bregenz (1966/67), FC Wacker Innsbruck (1967/68), Schwarz-Weiß Bregenz (1968/69), Austria Salzburg (1969/70 bis 1971/72), abermals zu Schwarz-Weiß Bregenz (1972/73), um 1973/74 beim FC Vorarlberg zu landen und dort das Ende der Nationalliga-Ära in Österreich aktiv mitzuerleben. Beim FC Vorarlberg kickte Blutsch mit einem noch gänzlich unbekannten großen und schwarzgelockten Wuschelkopf zusammen, einem gewissen Bruno Pezzey. Doch dazu später.
Jung-Trainer mit 34 Jahren
Die eigentliche fußballerische Berufung von Adolf „Dolfi“ Blutsch, der ein überdurchschnittlich guter Fußballspieler war und über einen strammen Schuss verfügte (oepb-Anm.: 252 Spiele im Oberhaus, 18 Tore – ohne Gewähr), setzte im Sommer 1974 endgültig ein. Die Österreichische Fußball-Bundesliga wurde neu gestaltet und man unterschied zwischen der Bundesliga (oben) und die Nationalliga (darunter, 2. Leistungsstufe österreichweit). Ab dem Jahre 1976 hieß es dann 1. und 2. Division. Blutsch, der bereits bei Schwarz-Weiß Bregenz und auch beim FC Vorarlberg teilweise als Spieler-Trainer tätig war, hatte seine Laufbahn endgültig beendet, um sich von nun an vermehrt der Jugend zu widmen. Und die Liste der von ihm entdeckten Kicker ist lange.
Man wird auf Blutsch aufmerksam
Der junge Coach Adolf Blutsch begann seine Laufbahn in den Jahren 1974 bis 1976 beim SV Rapid Lienz. Im Herbst 1976 war der Salzburger AK seine nächste Station. Vom Nonntal, der Heimstätte des SAK 1914, aus schien es nicht weit und Blutsch wechselte im Winter 1976/77 zum USK Anif. Dort gelang ihm schier Unmögliches, ein echter und nie erwarteter Husarenritt. Mit dem kleinen Verein vor den Toren Salzburgs gelegen gelang Blutsch im Sommer 1978 der Aufstieg in die 2. Division. Eine Spielklasse, die für ihn als Aktiven zwar nie in Frage gekommen war, nun aber von ihm in Form der nächsten Trainerstadion aktiv wahrgenommen wurde, und die hieß Linz und LASK.
Aus einem „Nie wieder“ wurde ein „Servus Linz“
Der ehemalige Doublesieger von 1965, der LASK, stieg zum Ende der Saison 1977/78 in die Zweitklassigkeit ab. Bitter dabei für die Linzer war, dass man gegenüber Admira/Wacker lediglich um ein Tor die schlechtere Tordifferenz bei Punktegleichheit aufzuweisen hatte. Bei den „Landstraßlern“ blieb im Sommer 1978 kaum ein Stein auf dem anderen und es wurde kräftig an einem frischen Kader gebastelt. Mit dem neuen Trainer, der da Adolf Blutsch hieß, stieß ein junger blonder Mann aus Anif mit seinem Entdecker und Förderer mit nach Linz, Walter Koch. Und auch für Klaus Lindenberger, der später 41 A-Länderspiele für Österreich absolvieren sollte, bedeutete die Blutsch-Verpflichtung den Startschuss zur Karriere. Lindenberger stand aus Bad Hall kommend zwar bereits im Kader des LASK, das Präsidium wollte den damals 21-jährigen Keeper allerdings wieder nach Bad Hall abschieben. Blutsch machte sich für das Torhüter-Talent stark, da er mit einem älteren Ersatztorhüter, Josef „Jolly“ Schröttner, und eben einem Jungspund in die Saison gehen wollte. Der bisherige Stammtorhüter Otto Kronberger wurde demnach zum Wiener Sport Club abgegeben.
Meister der 2. Liga
Die Saison 1978/79 dominierte der LASK im Unterhaus. Die Schwarz-Weißen erzielten die meisten Tore (66) und erhielten auch die wenigsten Gegentreffer (23). Zum Schluss hatte man auf die schärfsten Verfolger, den SK Austria Klagenfurt 5 Punkte und auf den SC Eisenstadt 7 Punkte Vorsprung mit Platz 1. Mit stolzer Brust kehrte man ins Oberhaus zurück und ganz Linz war aus dem Häuschen, als die Auslosung zur 1. Meisterschaftsrunde im August 1979 gleich das Linzer Stadtderby hervorrief. Der LASK hatte dort nichts zu verlieren, denn der haushohe Favorit war der Platzhirsch SK VÖEST Linz.
Veni, vidi, vici
Ich kam, ich sah, ich siegte – treffender könnte man das Oberhausdebüt von Adolf „Dolfi“ Blutsch als Coach nicht umschreiben. Die Linzer Gugl platzte aus allen Nähten und das Linzer Stadion war mit offiziellen 26.000 Zuschauern bereits polizeilich gesperrt, als immer noch Zuschauer versuchten, irgendwie in die bummvolle Gugl zu gelangen. Die Anhängerschaft hielt sich die Waage, dennoch wechselten die neutralen Beobachter sofort ins Lager des Außenseiters, und der hieß LASK. Und als der Favorit VÖEST das Derby auch noch mit 1 : 3 vergeigt hatte, ging ein Raunen durch das weite Rund. Aber Blutsch, er leistete weiter ganze Arbeit. Am Ende der Saison 1979/80 stand er mit dem LASK an dritter Stelle und war somit der Trainer des besten Bundesliga-Aufsteigers.
Leistungsträger bauen ab
Der Zahn der Zeit nagte an den beiden unumstrittenen Leistungsträgern Edi Krieger und Helmut Köglberger. Beide Altstars, die den LASK sportlich durch die Saison 1979/80 getragen hatten, bauten im Jahr darauf mehr und mehr ab. Blutsch sackte mit dem LASK auf den 7., im Jahr darauf den 10. und 1982/83 sogar auf den 12. Tabellenplatz ab. Nicht aber, ohne dabei immer wieder ein Auge auf die Jugend zu werfen. Noch während der Krieger-Ära (1979 bis 1982) wurde bereits behutsam ein junger Libero aus Leonding kommend aufgebaut, Christian Lehermayr. Walter Koch war aus dem LASK-Mittelfeld längst nicht mehr wegzudenken, Klaus Lindenberger gehörte als dritter Torhüter dem Fußball-Weltmeisterschaftskader 1982 für Spanien an, und auch aus vielen Teilen Oberösterreichs stießen immer wieder hoffnungsvolle Talente (Klaus Dantlinger, Karl Meister) zu den Schwarz-Weißen in die Neue Heimat, wie beispielsweise auch der Esternberger Gerald Piesinger, der es später ebenso bis zum Teamspieler geschafft hatte.
Ohne Göd ka Musi
Der als sparsam bekannte langjährige und überaus rührige LASK-Präsident Komm.-Rat Rudolf Trauner hatte zwar für seinen Coach Blutsch stets ein offenes Ohr, meist aber ein geschlossenen Geldbörsel. Das Kapital war beim LASK meist knapp und man versuchte immer mit dem vorhandenen Potential das Auslangen zu finden. Nun, für Blutsch in gewisser Weise auch ein gefundenes Fressen, da er ohnehin immer wieder auf die Jugend setzte.
Kondert beerbte Blutsch
Im Juni 1983 war die fünfjährige Trainer-Ära beim LASK für Blutsch beendet, Johann Kondert, ein Mitspieler aus der schwarz-weißen Meisterelf von 1965, beerbte ihn. Und dieser ging, wenn man so will, als reicher Erntehelfer durch. Alle Spieler hatten sich unter Blutsch zu ihrem Vorteil weiterentwickelt. Ob das Klaus Dantlinger, die Gebrüder Kurt und Wolfgang Nagl, Karl Meister, Gerald Piesinger, Klaus Lindenberger, Walter Koch, Christian und Rupert Lehermayr, Andreas Roth, Dietmar Grüneis, etc. waren, Kondert konnte eine reiche Ernte einfahren, denn in seiner vierjährigen Trainer-Tätigkeit erreichte der LASK von 1984 bis 1987 viermal en suite einen UEFA-Cup-Platz. Sehr zur Freude von Präsident Trauner, da nun einmal im Jahr mit einem warmen Geldregen aus dem Europapokal im Budget zu rechnen war.
Peter Stöger und der FavAC
Adolf „Dolfi“ Blutsch, abermals zurück in Wien, übernahm im Herbst 1983 den Favoritner AC. Die Austria-Filiale, gesponsert von Komm.-Rat Leopold Böhm, der österreichweit die Schöps-Textilkette betrieb und Sportdirektor Karl Stotz hatte eine Mannschaft, die von den einzelnen Spielernamen her zwar nicht schlecht war, aber doch nicht so richtig in Schwung kommen wollte. Man war im Sommer 1983 erstmals ins Oberhaus aufgestiegen und wollte von dort natürlich nicht gleich wieder absteigen. Mitte Oktober 1983 begann Blutsch das Unternehmen „Nichtabstieg“ in der Kennergasse zu Wien X. Langsam, aber beständig, impfte er seinen Spielern wieder Selbstvertrauen ein. Die älteren unter ihnen erfüllten mit der Zeit die in sie gesteckten Erwartungen und auch unbekannte, junge Spieler tauchten plötzlich im erweiterten Kader auf, wie beispielsweise Peter Stöger, der unter Blutsch am 12. April 1985 in Innsbruck bei einem 0 : 0 zu seinem Oberhaus-Debüt kam. Aber auch der als ewiges Talent verschriene Harry Fürst führte im FavAC-Mittelfeld gekonnt Regie und Andreas Reisinger, später Mitglied des Fußball WM-Kaders 1990 in Italien, wuchs unter Blutsch behutsam zum Spielgestalter und Bundesliga-Stammspieler heran.
Linz, Linz nur du allein
Der Wiener Adolf „Dolfi“ Blutsch avancierte im Laufe der Jahre zum Linzer, nicht aber ohne dabei seine Heimat und seine Wurzeln zu vergessen. Als er selbst beruflich im Herbst 1983 seine Zelte wieder in Wien beim FavAC aufschlug, eröffnete er kurz zuvor und quasi als zweites, berufliches Standbein noch gemeinsam mit seiner Gattin in der Michaelsbergstraße 39 in Leonding bei Linz einen, seinen „Dolfis Heurigen“. Diese Gaststätte erfreute sich großer Beliebtheit und wurde zum Treffpunkt zahlreicher Fußballfreunde und Weggefährten.
Aus Favoriten nach Lehen
Im zweiten Bundesliga-Jahr 1984/85 konnte der FavAC die Klasse jedoch nicht mehr halten. Man muss zur Ehrenrettung des Favoritner Athletic Club von 1910 allerdings auch erwähnen, dass die Liga von 16 auf 12 Vereine reduziert wurde, es somit fünf Absteiger gab und man bei 16 Vereinen mit zwei Absteigern, wie im Jahr zuvor auch, die Klassenzugehörigkeit geschafft hätte. Blutsch wechselte nun zum SV Austria Salzburg, für den er 15 Jahre zuvor bereits als Spieler aktiv war. Salzburg war ebenso aus dem Oberhaus abgestiegen und startete mit Hannes Winklbauer das „Unternehmen Wiederaufstieg“. Als dies zu Scheitern drohte, wurde Blutsch als „Retter in der Not“ geholt. Dieser bot Präsident Rudolf Quehenberger nicht nur seine Trainerdienste an, sondern offenbarte diesem, dass Andreas Reisinger und Peter Stöger vom FavAC um 300.000 Schilling (ca. € 21.802,00) zu haben wären. Quenberger musste aus akutem Geldmangel dankend absagen. Umso interessanter mutete dann der Umstand an, dass aus Deutschland vom 1. FC Köln plötzlich Jimmy Hartwig an die Salzach wechselte. Der Hamburger SV-Meisterspieler und Europapokalsieger von 1983 zog in Lehen gleich die Massen an. Zu seinem Debüt gegen den SV Schwechat kamen 6.000 Zuschauer ins Stadion. Hartwig erzielte beim 3 : 0-Erfolg nicht nur das erste Tor, er sparte auch nicht mit Lob für seinen neuen Trainer. „Endlich habe ich nach Ernst Happel wieder einen gescheiten Trainer um mich!“, so Hartwig im Original. Blutsch und Hartwig, das passte zusammen, dennoch war der Rückstand auf das „Mittlere Play-Off“ nicht mehr aufzuholen, Austria Salzburg spielte im Frühjahr 1986 lediglich im „Abstiegs-Play-Off“ um die sprichwörtlichen Heidelbeeren.
Von der Salzach an die Mur
Der GAK war ab September 1986 die nächste Trainerstation von Adolf Blutsch. Dort stach ihm ein hochgeschossener Spieler ins Auge, Ralph Hasenhüttl. Er empfahl der rot-weißen Klubleitung, dieses Talent unbedingt zu verpflichten. Der Weg von Hasenhüttl vom GAK über die Wiener Austria – und heutzutage selbst erfolgreich als Coach tätig – bis nach England dürfte hinlänglich bekannt sein.
Wahlheimat Linz
Der Wiener Blutsch blieb Linz stets verbunden. Viermal war er noch in der oberösterreichischen Landeshauptstadt aktiv. Im Herbst 1987 (1. Liga), sowie im Herbst 1990 in der 2. Liga für den LASK, in den Jahren 2000 bis 2004 für die LASK Amateure und vom Frühling 2005 bis zum Herbst 2006 für den FC Blau-Weiß Linz. Nicht aber, ohne dazwischen noch einmal ins Ausland abzurauschen und zwar nach Polen.
Cupsieger in Kattowitz
Mit dem GKS Katowice wurde „Dolfi“ Blutsch 1992/93 Polnischer Cupsieger. Er war in Polen nach dem „Fall des Eisernen Vorhangs“ der erste Trainer aus dem Westen.
Mit Vereinen Pech
Wer lange im Geschäft ist, der erlebt auch so allerhand. Bei „Dolfi“ Blutsch verhielt es sich ähnlich. Der Wiener Sport Club pfiff im Herbst 1993 sportlich und finanziell aus dem letzten Loch. Der Kuckuck des Konkursrichters stand ebenso bereits vor der Hernalser Tür. Es schien an ein Wunder zu gleichen, die Klassenzugehörigkeit im Oberhaus zu schaffen. Blutsch versuchte es dennoch, um ehrenvoll zu scheitern. Im Jahr darauf, 1994, tauschte der Sport Club mit dem SV Gerasdorf die Plätze und man befand sich nunmehr in der Regionalliga Ost. Blutsch tat das, was er immer tat – er gab der Jugend eine Chance. Die junge WSC-Mannschaft bot einen guten Fußball und beendete das erste Regionalliga Jahr an der 4. Stelle liegend.
Bundesliga-Aufstieg mit Steyr
Der SK Vorwärts Steyr, im übrigen Oberösterreichs erster Verein im Jahre 1949 in der höchsten Spielklasse, beendete die Oberhaus-Saison 1995/96 als Tabellenletzter mit nur 6 Punkten. Ein Auftrag an „Dolfi“ Blutsch, den Traditionsverein wieder auf Vordermann zu bringen. Nun, Blutsch wurde mit Steyr im Jahre 1996/97 zwar „nur“ Vizemeister hinter dem Aufsteiger SC Austria Lustenau, aber im Jahr darauf gelang es ihm erneut, einen Verein zurück ins Oberhaus zu manövrieren. Blutsch holte Markus Hubich, ein hochgewachsenes Stürmertalent aus dem BJNZ des SK VÖEST Linz, von dort allerdings aussortiert und zum SK Enns abgeschoben. Blutsch impfte „Magic“ Hubich das abhanden gekommene Selbstvertrauen ein und der 1,90m große Stürmer dankte es ihm mit insgesamt 29 Toren in zwei Zweitliga-Jahren. Steyr war zwar im Sommer 1998 wieder erstklassig, aber auch hier zog der Pleitegeier über dem Vorwärts-Platz bereits beängstigende Kreise. 2000 dann das Aus von Vorwärts, man fing ganz unten in der letzten Klasse von neuem wieder an. Blutsch hatte jedoch mit alledem nichts mehr zu tun.
Epilog
Und so schließt sich langsam aber sicher der Kreis um die Karriere unseres Jubilars Adolf „Dolfi“ Blutsch. Er nahm sich die hierzulande beim Fußballsport meist geltende Sparefroh-Regel stets zu Herzen und versuchte immer mit den bescheiden vorhandenen Mitteln das Auslangen zu finden. Nicht aber ohne heute ein bisserl stolz auf die zurückliegenden Jahre und Jahrzehnte zu blicken: „Wir konnten viele Talente um wenig Geld erwerben und unser Präsident (gemeint ist LASK-Boss Rudolf Trauner) war dann schon sehr froh, wenn für den einen oder anderen fertigen Spieler ein saftige Ablöse in die LASK-Vereinskasse floss.“
Die Liste der von Blutsch entdeckten und / oder geförderten Bundesligaspieler ist lange. Anbei eine kleine Auswahl, unvollständig und ohne Gewähr: Peter Burgstaller, Dietmar Constantini, Klaus Dantlinger, Harald Fürst, Dietmar Grüneis, Ralph Hasenhüttl, Erwin Höld, Markus Hubich, Walter Koch, Christian und Rupert Lehermayr, Klaus Lindenberger, Karl Meister, Kurt und Wolfgang Nagl, Bruno Pezzey, Gerald Piesinger, Andreas Reisinger, Andreas Roth, Peter Stöger, Gert Trafella, …
Und Neo-Austria Wien-Coach Peter Stöger soll betreffend Geburtstagskind Adolf „Dolfi“ Blutsch das letzte Wort haben: „Er war der erste Trainer, unter dem ich in den Bundesliga zum Einsatz gekommen bin. Das war damals beim FavAC und ich war 17 Jahre alt. Ich erinnere mich gut daran, denn die Mannschaft war mit den Brüdern Robert und Josef Sara, Didi Constantini und Alberto Martinez top besetzt und die Burschen haben mich, ebenso wie Dolfi Blutsch, behutsam an alles herangeführt. Deswegen bin ich nach wie vor sehr verbunden mit ihm. Er hat mich auch jetzt zu einer kleinen Feier eingeladen, aber wegen Corona ist das alles leider sehr kompliziert.“
Quelle: oepb
Lesen Sie noch mehr über Österreichs Rekord-Titelträger bei uns bitte hier;
Und noch mehr über die Österreichische Fußball-Bundesliga lesen Sie bei uns bitte hier;