„Der Lange mit der Mütze!“ – so nannte man einst Helmut Schön, Teamchef der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Weltmeister-Trainer von 1974. Nach dem 2 : 3 in Cordoba gegen Österreich am 21. Juni 1978 anlässlich der Fußball WM 1978 in Argentinien nahm Helmut Schön „den Hut“ – in diesem Fall die Mütze – trat ab und ging nach Hause. Inwieweit die Fußball-Romantiker mit der neuen Technologie – dem gechippten Ball – zufrieden sein werden, wird die Zukunft und die kommende Fußball-WM weisen. Foto: © oepb

Pierluigi Collina, in früheren Zeiten Top-Referee auf der Fußballwelt-Bühne, heute Chef der FIFA über die Schiedsrichter, staunte nicht schlecht, als er von „Roboter-Schiedsrichtern“ und ähnlichen Kuriositäten gelesen hatte. Und war dann sichtlich beruhigt, als es „Entwarnung“ mit der Feststellung gab, dass die Schiedsrichter nach wie vor sämtliche Entscheidungen selbst treffen werden. „Nur eine neue technische Hilfe steht den Schiedsrichtern bei der anstehenden Fußball Weltmeisterschaft in Katar zur Verfügung.“, so der Italiener. Was genau damit gemeint ist: eine neue halbautomatische Abseits-Technologie.

Für die „amtshandelnden“ Schiedsrichter bei der WM 2022 soll diese eine Hilfestellung sein, technisch gesehen handelt es sich um eine komplexe Innovation, bei der Hightech im rundlich Spielgerät verbaut wird. Klingt seltsam, ist aber so, denn während der Chip im Ball anlässlich der Torlinientechnologie noch gegenüber den Kamerasystemen bisher den Kürzeren gezogen hatte, ist er nun eines von zwei Kernelementen.

Ein Sensor direkt im Herzen des Spielballs der Weltmeisterschaft übermittelt 500-mal pro Sekunde Daten ans Videocenter, wodurch sich der regeltechnisch relevante erste Kontakt beim Kicken und Berühren des Balles vor einer potenziellen Abseitssituation genau bestimmen lässt. Den Rest übernimmt hier ein Erfassungssystem. 12 spezielle unter den Stadiondächern installierte Tracking-Kameras können den Ball und bis zu 29 Datenpunkte jedes Spielerkörpers 50-mal in der Sekunde erfassen, um anhand dessen die genauen Positionen bestimmten zu können. Die Datenpunkte decken sämtliche Gliedmaßen und Extremitäten ab, die für Abseitsentscheidungen wichtig sind. Künstliche Intelligenz kombiniert beide Datensätze. Somit erhält der VAR (Video Assistant Referee) nach einem Tor innerhalb weniger Sekunden die Information, ob sich im Verlauf des Spielzuges, der letzten Endes zum Tor führte, ein Spieler in Abseits-Position befunden hatte.

Diese technische, im Videocenter aufscheinende „Abseitswarnung“ wird vom VAR manuell durch Zeitlupentechnologie überprüft und auf eine regeltechnische Strafbarkeit hin untersucht, ehe der Funkspruch an das ausführende Organ am Spielfeld, eben den Referee, erfolgt.

Pierluigi Collina erwartet sich neben der höheren Entscheidungssicherheit auch eine Reduzierung der Überprüfungszeit – im Falle des Falles – verringert von 70 auf 25 Sekunden. Darüber hinaus sollen die Fernseh-Zuschauer, aber auch jene Besucher live vor Ort im Stadion in der nächsten Spielunterbrechung per 3-D-Animation noch besser als bisher aufgeklärt werden. All das soll den zu erwartenden finanziellen – die FIFA spricht von kostenintensiv, nennt aber keine aktuellen Zahlen – und persönlichen Mehraufwand mit vier VAR und vier Operatoren pro Match rechtfertigen. Collina freut sich darauf und geht davon aus, dass sich mit diesem neuen Hilfsmittel ein reibungsloser Ablauf der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar bewerkstelligen lässt.

Quelle: Redaktion ww.oepb.at

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