Sie ist exzentrisch, visionär und besticht durch einen Hang zur übersteigerten Expressivität. Herausragende Vertreter der hier beschriebenen Zeichenkunst findet man in Österreich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Zeichnungen von Alfred Kubin, Carl Anton Reichel, Klemens Brosch, Franz Sedlacek und Fritz von Herzmanovsky-Orlando faszinieren durch eine skurrile Fabulierkunst.
Für die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Wiener Schule des Phantastischen Realismus (Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Anton Lehmden, Helmut Leherb, Wolfgang Hutter) bildete Hans Prinzhorns Werk über die „Bildnerei der Geisteskranken“ (1922) eine wichtige Inspirationsquelle. Fantastische und surreale Zeichnungen finden sich auch im Schaffen der Hundsgruppe, zu der Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Josef Mikl und Arnulf Rainer gehörten.
In der Ausstellung faszinieren die Werke der Gugginger Psychiatriepatienten Johann Hauser, Oswald Tschirtner und August Walla durch ihre unvergleichliche Originalität. Was ist es, das uns so unmittelbar berührt, wenn wir diese Zeichnungen betrachten? Der starke Ausdruck der meist kleinformatigen Bilder lässt auf die nicht immer freudvollen Erfahrungen ihrer Urheber schließen. Psycho Drawing bringt Zeichnungen aus Gugging mit Werken der Künstlerinnen und Künstler Adolf Frohner, Peter Pongratz, Arnulf Rainer, Günter Brus, Christian Ludwig Attersee, Maria Lassnig, Martha Jungwirth, Hermann Nitsch, Anselm Glück und Othmar Zechyr zusammen.
Die Ausstellung baut auf stilistischen Vergleichen auf, veranschaulicht ähnliche Themen und formale Übereinstimungen. Sie spürt der Gugginger Art brut und der Kunst der 1960er und 1970er Jahre in Österreich nach und kommt dabei zu verblüffenden Parallelen.
Psycho Drawing präsentiert nahezu 250 Zeichnungen aus der 1980 erworbenen Sammlung Leo Navratil im LENTOS Kunstmuseum Linz, die zu den ältesten Art-brut-Museumsbeständen Österreichs zählt. Sie wird um Leihgaben aus der Sammlung Essl (Klosterneuburg), dem Universalmuseum Joanneum (Graz), dem Museum der Moderne (Salzburg), dem Museum Niederösterreich (St. Pölten), dem OÖ-Landesmuseum (Linz), sowie aus dem Besitz von Künstlerinnen und Künstlern ergänzt.
In Film- und Tonmaterial wird über die Gugginger Künstler der ersten Stunde berichtet. Für die Ausstellung produzierte Interviews mit Zeitgenossen ermöglichen Einblicke aus einer Distanz von mehr als 40 Jahren auf die in Gugging aus der Taufe gehobene österreichische Art brut.
Der renommierte Künstler Simon Wachsmuth gestaltete die Ausstellungsarchitektur, als Kuratorin fungiert Brigitte Reutner.
Was: Ausstellung PSYHCO DRAWING / Art brut und die ´60er und ´70er in Österreich
Wann: noch bis 11. Juni 2017
Wo: LENTOS Kunstmuseum Linz, Ernst Koref-Promenade 1, 4021 Linz