Match-ProgrammAm 30. Oktober jährte er sich zum 50sten Mal – der Jahrestag der höchsten Zuschauerzahl bei einem Länderspiel einer ÖFB-Auswahl hierzulande nämlich.

Am Sonntag, 30. Oktober 1960 pilgerten sagenhafte 90.726 zahlende Besucher in den Prater, um im Wiener Stadion einen grandiosen 3 : 0-Erfolg der ÖFB-Auswahl gegen Spanien live mitzuerleben. Die Österreichische Nationalmannschaft stand in der so genannten „Decker-Ära“ und unter Bundeskapitän Karl Decker reifte ein zweites Wunderteam heran. Die stolzen Iberer um di Stefano, Suarez, Santamaria, del Sol, Garay und Gento zogen gegen eine entfesselnd aufspielende Österreichische Auswahl den Kürzeren. Gerhard Hanappi als Kapitän, Kurt Schmied, Josef Hamerl, Horst Nemec, Hans Buzek, Helmut Senekowitsch, Karl Koller, Karl Stotz, Franz Swoboda, Heribert Trubrig und Erich Hof hießen die seinerzeitigen rot-weiß-roten Helden mit dem Adler auf der Brust.

 

Blick auf die Mannschaftsaufstellung. Foto : oepb
Blick auf die Mannschaftsaufstellung. Foto : oepb

Zum Spielbericht:
Österreich hat Anstoss. Die ÖFB-Auswahl ergreift sofort die Initiative. In der 8. Minute wird ein Gento-Tor wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Nemec ist der Initiator weiterer gefährlicher Angriffe der Österreicher. In der 33. Minute erzielt Senekowitsch mit einem Hechtsprung aus kurzer Distanz nach einem Gedränge per Kopf das 1 : 0. Unmittelbar darauf vergibt Hof eine 100prozentige Torchance, als er Keeper Ramallets alleine gegenüber steht, das Leder jedoch neben das Tor rollt. In der 68. Minute wird ein Nemec-Tor nicht gegeben, weil dieser schlitzohrig dem spanischen Torhüter den Ball aus den Händen gespitzelt hatte.

Das ÖFB-Logo für die Dressen der Spieler. Foto: oepb
Das ÖFB-Logo für die Dressen der Spieler. Foto: oepb

Der Schweizer Schiedsrichter Dienst entschied auf Foul. In der 76. Minute passiert das 2 : 0. Paß von Buzek auf Nemec, dieser sprintet auf und davon und überlistet den herauslaufenden Ramallets. In der 79. Spielminute die Entscheidung – Hanappi dringt weit in die spanische Hälfte vor und bedient ideal Buzek. Dessen Kopfball kommt zu Hof, der mit einem weiteren Kopfball das Leder im Tor zum 3 : 0 versenkt.

Eine Sternstunde, die keine war, ward zur Geschichte geworden. Warum? Die Österreichische Nationalmannschaft hatte prominente Nationen zuvor bereits „verputzt“. Die UdSSR wurde als regierender Europameister am 4. September 1960 vor 85.000 Besuchern im Stadion mit 3 : 1 bezwungen. In Norwegen gab es im Juni einen 2 : 1-Sieg. Schottland wurde vor 55.000 Zuschauern am 29. Mai 1960 mit 4 : 1 aus dem Stadion geschossen.

Nach diesem tollen Spanien-Spiel – Europas Fußballgroßmächte horchten auf! – folgte am 20. November 1960 ein 0 : 2 in Budapest gegen den „Erz-Feind“ Ungarn, am 10. Dezember des gleichen Jahres gelang jedoch ein 2 : 1-Sieg in „Der Regenschlacht von Neapel“ gegen Italien. Das Königreich England musste vor einer ähnlichen Traumkulisse wie gegen Spanien am 27. Mai 1961 in Wien mit 1 : 3 die Segel streichen.

Zeitzeuge Hans Buzek. Foto: oepb
Zeitzeuge Hans Buzek. Foto: oepb

Das stolze Albion erlitt einen schweren Schock. Mit diesem triumphalen Sieg hatte sich Österreich klar an die Spitze der europäischen Fußballnationen gestellt. In Budapest ging es am 11. Juni 1961 weiter, 2 : 1 für Österreich vor 90.000 Zuschauern und in Moskau kamen am 10. September 1961 gar 100.000 Besucher, um die ÖFB-Auswahl mit 1 : 0 gegen die UdSSR siegen zu sehen. An diesem Tag stürzte die Talmifassade des sowjetischen Fußballs ein. Man zählte den Sieg der Österreicher zu den Wundern auf dieser realistischen Welt. Und am 8. Oktober 1961 wurde Ungarn in Wien mit 2 : 1 geschlagen, auch hier war die Kulisse mit über 90.000 Zuschauern angesetzt. Die optimistischen Puszta-Söhne schlichen mit hängenden Köpfen vom Feld.

Wer weiß schon, wie es ausgegangen wäre, hätte man die ÖFB-Auswahl zur VII. Fußball-Weltmeisterschaft 1962 nach Chile in Südamerika gesandt. Den Funktionären beim ÖFB schien die Reise jedoch zu strapaziös, Geld war auch kaum vorhanden, so entschloss man sich kurzerhand, einfach in Wien im Hause des Fußballsports in der Mariahilferstraße 99 zu ebener Erde im Espresso „Goal“ zu verweilen.

Zeitzeuge Karl Stotz (rechts im Bild). Foto: oepb
Zeitzeuge Karl Stotz (rechts im Bild). Foto: oepb

 

Geblieben ist aber die Erinnerung und trifft man heutzutage noch auf Zeitzeugen dieser Tage, so funkeln deren Augen brilliantklar, wenn man auf die Zeit der Österreichischen Nationalmannschaft der frühen 1960er Jahre zu sprechen kommt.

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