Am 8. Mai 1945 kapitulierte bedingungslos die Deutsche Wehrmacht und somit war der Zweite Weltkrieg (1. September 1939 bis 8. Mai 1945) in Europa zu Ende gegangen. Von diesem Zeitpunkt an sollten die Waffen an allen Fronten niedergelegt werden und für immer schweigen. Dieses schreckliche Völkergemetzel – begonnen am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen – unserer Vorfahren, das für Millionen Menschen Hunger, Angst, Elend, Armut, Vertreibung und den Tod gebracht hatte, sollte der Geschichte angehören. „Nie wieder Krieg!“ lautete von nun an die Parole. Es dauerte allerdings noch eine Weile, ehe wirklich der allerletzte Schuss verhallt war. Bis sich nämlich an der hintersten Front das Ende des Krieges durchgesprochen hatte, vergingen abermals einige Tage, da die Soldaten nie genau wussten, was nun wahr und was fälschliche Propaganda sei …
Zur Geschichte des „Unternehmens Barbarossa“
Die Ausweitung vom europäischen zum weltweiten Krieg erfolgte 1941 und wird vor allem durch zwei Ereignisse markiert: Den seit Dezember 1940 akribisch vorbereiteten deutschen Überfall auf die Sowjetunion (22. Juni 1941) und den Angriff der japanischen Luftwaffe auf die US-amerikanische Flotte in Pearl Harbor (Hawaii, 7. Dezember 1940), in deren Folge der europäische mit dem asiatischen Kriegsschauplatz zusammenwuchs und die USA in den Krieg eintrat. Ende 1941 allerdings war Adolf Hitlers Ziel, „die UdSSR in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen“, vor Moskau gescheitert.
Sonntag, 22. Juni 1941
In der deutschen Reichshauptstadt Berlin war bei strahlendem Sommer-Sonnenschein alles auf den Beinen. 100.000 Zuschauer pilgerten gutgelaunt in den Ortsteil Westend im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, um dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen dem FC Schalke 04 und dem SK RAPID Wien im Olympiastadion live beizuwohnen. Lesen Sie bitte hier bei uns einen Report darüber. Tags darauf wusste die Presse zu berichten: „Rapidgeist schuf ein Fußballwunder.“ Oder „Ein Endspiel von märchenhafter Dramatik macht Wien zur großdeutschen Fußballresidenz.“ Oder „Rapid vollbringt eine phantastische Energieleistung – Schalke muß sich mit dem Schönheitspreis trösten. Die sensationelle Torfolge: 1 : 0, 2 : 0, 3 : 0, 3 : 1, 3 : 2, 3 : 3, 3 : 4!“
Abseits dieser fußballerischen Jubelmeldungen machten sich am gleichen Tag 150 deutsche Divisionen á 30.000 Mann auf, um anhand des „Unternehmens Barbarossa“ den Russlandfeldzug anzutreten und die Sowjetunion in einem angestrebten Blitzkrieg niederzuringen. Hitlers Ziele gingen seit Beginn seiner politischen Agitation darauf, den ihm verhassten Bolschewismus zu bekämpfen und den deutschen Lebensraum nach Osten hin zu erweitern. Hitler trachtete danach, den europäischen Teil der UdSSR militärisch zu zerschlagen und als eine Art Kolonie des Deutschen Reichs zu behandeln, sprich: die Menschen und die Bodenschätze dort wie Öl, Getreide, Manganerze, etc. rücksichtslos auszubeuten.
Hitler versus Stalin
Heute streiten die Historiker darüber, ob Hitler seinen Kontrahenten Stalin sinngemäß auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Dieser plante nämlich, über Europa „d´rüberzufahren“, sich die Völker zu unterjochen, um am Nord-Atlantik den Gegenwall zum Erzfeind USA zu stellen. Adolf Hitler traf die „Rote Armee“ unvorbereitet, der Kreml rechnete nämlich zu diesem Zeitpunkt noch mit keinem Angriff. Hitler befahl, den „Krieg im Osten“ mit äußerster Härte zu führen. Die Rotarmisten mussten sich zurückziehen, die Deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten eroberten die Gebiete im Baltikum und kreisten Leningrad ein. Vor Moskau kam im Dezember 1941 die deutsche Offensive jedoch jäh zum Erliegen.
Stalingrad = Soldatengrab
Die 6. Armee unter ihrer Führung von General Friedrich Paulus wurde am 22. November 1942 von sowjetischen Truppen bei Stalingrad umzingelt und von der russischen Übermacht eingeschlossen. Die Belagerung von Stalingrad durch die 6. Armee und die 4. Panzerarmee hatte am 2. September 1942 begonnen. Hitler gab am 23. Juli 1942 den Befehl, Stalingrad zu erobern und gleichzeitig auch nach Leningrad und zum Kaukasus hin vorzudringen. Die Streitkräfte wurden aufgesplittert, anstatt diese auf einen Punkt hin zu konzentrieren. Ein fataler Fehler der gesamten Operation. Ende September 1942 war zwar der größte Teil der Stadt eingenommen, es tobten allerdings heftige Straßenkämpfe mit der Roten Armee. Am 19. November 1942 begann die sowjetische Gegenoffensive mit intensivem Beschuss und schnellen Panzerangriffen. Am 22. November 1942 schloss sich der Ring um die Stadt und von den ursprünglich 260.000 Deutschen Wehrmachts-Soldaten der 6. Armee saßen nun gut 108.000 in der Falle. Der Rest fiel bereits während der Schlacht …
Paulus kapituliert
Hitler tobte, als er von der Kapitulation von Generalfeldmarschall Friedrich Paulus erfuhr. Dieser hisste nämlich, nachdem auch das „Unternehmen Wintergewitter“ mit dem Auftrag, die Reste der eingeschlossenen 6. Armee zu befreien, gescheitert war, und um weiteres Blutvergießen zu vermeiden die „Weiße Flagge“ und begab sich am 31. Jänner 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Stalingrad hatte ohnehin bereits im Herbst 1942 seine strategische Bedeutung verloren. Die von Hitler als kriegsentscheidend bezeichnete Eroberung der Ölfelder von Baku war nicht mehr durchzuführen. Einzig und allein Adolf Hitler und seine Befehle waren für das Verbleiben der 6. Armee vor Stalingrad verantwortlich. Und so begaben sich allein von der 6. Armee Anfang Februar 1943 zirka 108.000 deutsche Soldaten, darunter 24 Generäle in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Rückzug 1943 mit verbrannter Erde
Die Deutsche Wehrmacht war nun an der gesamten Ostfront auf dem Rückzug. Hier lautete allerdings auch die Parole, „verbrannte Erde” zu hinterlassen, demnach alles zu planieren und dem Erdboden gleichzusetzen. Folglich wurden Bahngleise zerstört, Brücken gesprengt und ganze Dörfer niedergebrannt. Der „Iwan“ jedoch, er rückte immer weiter vor. Am 16. März 1945 stand die „Rote Armee“ am Plattensee und die sowjetische Offensive mit dem Ziel Wien begann.
Die Russen sind da
Am 29. März 1945 überschritten die ersten russischen Truppen die Grenze im Burgenland. Am 5. April begann um 8 Uhr früh die Einnahme der Bundeshauptstadt. Am 13. April 1945 war die „Schlacht um Wien“ beendet. Theodor Körner wurde am 17. April Bürgermeister von Wien. Am 27. April wurde die Provisorische österreichische Regierung Karl Renner gebildet. Adolf Hitler beging am 30. April 1945 im Führerbunker der Reichskanzlei zu Berlin Selbstmord. Seine Leiche und die seiner ebenso den Freitod gewählten Geliebten Eva Braun wurde von Nazi-Getreuen bis zur Unkenntlichkeit hin verbrannt.
Die Ostfront kommt zum Erliegen
Einige Kilometer hinter der heutigen niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten an der Grenze der Bezirke St. Pölten-Land und Melk kam die Ostfront zum völligen Stillstand. Der deutsche Gang nach Russland und von dort wieder in die Heimat zurück war die Vorentscheidung zwischen Sieg und Niederlage in diesem völlig sinnlosen Weltkrieg. Heute weisen noch in den Ortschaften Eggsdorf, Gerersdorf, Völlerndorf und Pummersdorf, um hier nur einige zu nennen, kleine Gedenksteine am Straßenrand als mahnende Erinnerungsstücke an jene letzten Kriegstage im Mai 1945 hin. Und man trifft dort auch heute noch auf Zeitzeugen, die sich daran erinnern, wie ihre Familien entweder russische oder deutsche Soldaten in den Kellern versteckt hielten und wie alle gemeinsam ausharrten, um das Kriegsende lebendig zu erleben. Bis in die 1950er Jahre hinein traf man hier allerdings auch in den umliegenden Wäldern beim Beeren pflücken noch auf zahlreiche Minenfelder. Diese zu entschärfen stellten eine wahre Herkulesaufgabe dar.
Stumme Zeugen
Wenn man heute offenen Auges durch die Lande streift, dann entdeckt man da und dort noch Relikte dieser zurückliegenden Jahre in Österreich. Am sogenannten Melker WÜPL – dem Wasserübungsplatz des Österreichischen Bundesheeres und da im Speziellen der Melker Pioniere – direkt am Donauufer gelegen, befand sich seit dem Kriegsende 1945 bis weit nach der Jahrtausendwende hinein ein alter US-amerikanischer M24 Panzer, der erste mit Rohrstabilisierung. Dieser wurde allerdings, laut Auskunft der Melker Pioniere, vor einigen Jahren vom WÜPL entfernt. Es lässt sich heute nicht mehr einwandfrei feststellen, was aus diesem stummen Zeugen aus Stahl geworden ist.
Sowjetischer Heldenfriedhof zu Melk
Die Friedhofsanlage an der Wiener Straße in Melk wurde 1946 nach Plänen von Baumeister Franz Sdraule errichtet. Dort ruhen 9 Offiziere und 69 Soldaten der Sowjet-Armee, sowie 5 Zivilisten. Im Zentrum des Areals erhebt sich über drei Stufen ein Betonobelisk, bekrönt von einem roten Stern. Die Stadt Melk hat den Friedhof im Jänner 1947 von den sowjetischen Besatzungstruppen übernommen und sich damals zur Pflege der Gräber über die Besatzungszeit hinaus verpflichtet. Bis in die heutige Zeit.
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Russenkreuz
Oder aber das Russenkreuz an der Linzer Straße zwischen Melk und Pöchlarn gelegen. Auch dieses kann auf eine lange Geschichte hinweisen: Anlässlich eines Brandes im Stift Melk am 14. Dezember 1805 kamen an die 300 Soldaten der Kaiserlich Russischen Armee zu Tode, die als Kriegsgefangene in der Nordbastei des Stiftes interniert waren. Diese waren unmittelbar davor in der Schlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) von französischen Truppen gefangen genommen worden. Es wurde vermutet, dass die Gefangenen, um sich zu wärmen, ein Feuer entfachten, allerdings nicht bedachten, dass der daraus resultierende Rauch in der Bastei keine Abzugsmöglichkeit hatte. Die verkohlten Leichen wurden damals in einem Massengrab zwischen Melk und dem Dorf Winden verscharrt und die Stelle zunächst lediglich mit einem einfachen Holzkreuz versehen. Knapp 90 Jahre später, 1891 ließ Zar Alexander III. eine Gedenkstätte aus schwarzem Marmor errichten, um die herum Bäume gepflanzt wurden. Das Marmorkreuz trägt die russische Inschrift:
„Zur ewigen Erinnerung an die 300 russischen Soldaten, die in der Fremde im Jahr 1805 in Melk gefallen und hier bestattet sind. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Auf höchsten Befehl.“
Nach Kriegsende, im Mai 1945 wurde der Platz auf Initiative der Politabteilung des 20. Schützenkorps durch die sowjetischen Besatzungssoldaten von Grund auf renoviert, eingezäunt und mit einem Torbogen versehen. Die Gedenkstätte direkt an der Bundesstraße B1 zwischen Melk und Pöchlarn gelegen, steht heute unter Denkmalschutz.
Was bleibt von dieser Zeit
Wir alle, die mit dem Segen der späten Geburt ausgestattet sind, sollten uns heute glücklich schätzen und darüber froh sein, in einem friedvollen Österreich und in einem kriegslosen Europa leben zu dürfen. Dieser Zustand, der wahrlich keine Selbstverständlichkeit darstellte – und nun durch den russischen Überall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 wieder einen nicht mehr erwarteten Rückschritt und die dunkelsten Stunden der Menschheitsgeschichte mit sich bringt – sollte beachtet, geachtet und mit allen Mitteln wieder hergestellt werden, denn für Millionen von Menschen brachten die Jahre zwischen dem 30. Jänner 1933 und der Machtergreifung Adolf Hitlers in Deutschland und dem Zweiten Weltkrieg (1. September 1939 bis 8. Mai 1945) den sicheren Tod, auf allen Seiten der Front. Heute über jene spöttisch zu urteilen, die ihr oft noch junges Leben gegeben haben, um im Feld zu fallen, sollte tunlichst unterlassen werden.
Heute über jene zu urteilen, die begeistert waren vom Aufbruch und den sich plötzlich gebotenen Möglichkeiten, sollte man detto überdenken. Man sollte sich speziell in diesem Falle vorab selbst immer wieder die Frage stellen: „Wie wäre ICH PERSÖNLICH in und mit dieser Situation wohl umgegangen…!“
Gewidmet den Vertriebenen, den Kranken, den Schwachen, den Verfolgten, sowie den in den zahlreichen Konzentrationslagern völlig sinnlos ermordeten Menschen, aber auch den Soldaten sämtlicher Fahnen und Gattungen, die ihr Leben für eine Sache gaben, an die sie – fälschlicherweise oder eben auch nicht – geglaubt hatten…
Quelle: Redaktion www.oepb.at