Der Asteroid Day der von den Vereinten Nationen 2016 offiziell zum weltweiten Bildungstag erklärt wurde, um über Asteroiden aufzuklären, feiert am 30. Juni 2020 seinen sechsten Jahrestag. Ziel ist es, auf die Gefahren aus dem Weltall als Naturgewalt aufmerksam zu machen und auf die Bedeutung von Asteroiden hinzuweisen.
Das Naturhistorischen Museum Wien (kurz NHM), das am 30. Juni 2020 (so wie jeden Dienstag) geschlossen hat, bietet heuer an diesem Tag eine spezielle Führung „Hinter die Kulissen“ mit dem Kurator der Meteoritensammlung, Dr. Ludovic Ferrière, an: Vor nunmehr 40 Jahren konnte der Nachweis erbracht werden, dass ein Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte. Ein riesiger Asteroid traf dort auf die Erde, wo heute der Golf von Mexiko und die Yukatan-Halbinsel liegen. Praktisch gleichzeitig mit diesem Volltreffer löschte ein Massensterben viele verschiedene Arten aus, darunter auch die Dinosaurier, die etliche Jahrmillionen lang das Leben auf der Erde geprägt hatten.
Asteroiden verursachen nicht nur Zerstörung, wenn sie auf der Erde einschlagen, sie haben möglicherweise auch eine zentrale Rolle für den Ursprung des Lebens auf der Erde gespielt.
Rund 100 Tonnen extraterrestrischen Materials fallen täglich auf die Erde. Meist in Form von Staub, hin und wieder aber auch in Form größerer Fragmente, den Meteoriten. Diese sind meist von Asteroiden, nur wenige stammen vom Mars oder dem Mond.
Dr. Ludovic Ferrière ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Kurator der Meteoritensammlung und Kurator der Impaktitsammlung. Sein Hauptforschungsgebiet sind die Prozesse beim Entstehen von Impaktkratern. Er untersucht hierbei die Impaktgesteine, die makro- bis mikroskopischen Effekte der Schockmetamorphose und damit verknüpfte Post-Impakt-Prozesse.
In seiner exklusiven Führung hinter die Kulissen des Museums (in englischer Sprache, maximal 15 Teilnehmer*innen) wird Ludovic Ferrière wie in einem „Zurück in die Zukunft-Krimi“ erklären, wie der Asteroideneinschlag entdeckt wurde, der die Dinosaurier auslöschte. Er beginnt mit Gesteinsproben aus dem Grenzbereich Kreidezeit und dem Paläogen, das heißt mit Auswurfmaterial, das überall auf der Erde, sogar auf österreichischem Boden, zu finden ist. Die Teilnehmer*innen der Führung können sogar die geologische Schicht berühren, die an eben dem Tag entstanden ist, an dem die Dinosaurier starben!
Der Experte wird unter dem Mikroskop einige Kollisionsmarker zeigen, die in dieser Tonschicht gefunden wurden und den Einschlagkrater Chicxulub mit einem Durchmesser von 200 km in Mexiko erklären. Außerdem sehen die Teilnehmer*innen auch Bohrkernproben der Bohrung 2016 im Chicxulub, für die der NHM Wien-Forscher Österreich vertrat. Während dieser Bohrung wurde nach Gesteinsproben bis auf 1.334,7 Meter unter der Oberfläche gebohrt. Ludovic Ferrière untersucht zusammen mit nationalen und internationalen Kolleg*innen auch heute noch diese Gesteine, um mit deren Informationen das Einschlagereignis und seine Folgen zu rekonstruieren.
Die außergewöhnliche Tour hinter die Kulissen des Museums bietet einen Einblick in die Forschungsarbeit von Meteoritenexpert*innen am NHM Wien und macht deutlich, dass die Menschheit ohne diesen gewaltigen Asteroideneinschlag – auch wenn er sehr zerstörerisch war – wahrscheinlich heute nicht existieren würde.
Was: Asteroid Day
Wann: Dienstag, 30. Juni 2020, 16.30 Uhr
Wo: NHM Wien / Naturhistorisches Museum, Burgring 7, 1010 Wien
Die Führung ist frei, die Teilnehmerzahl jedoch begrenzt.
Anmeldung erbeten unter anmeldung@nhm-wien.ac.at
Citizen Science-Projekt: mitmachen – austauschen – zusammenarbeiten
Potentielle Impaktkrater von zu Hause entdecken
Interessierte Laien können sich am Citizen Science-Projekt von Ludovic Ferrière beteiligen: Bei dem wissenschaftlichen Projekt mit Bürger*innenbeteiligung – „Vigie-Cratère“ – kann man sich von zu Hause aus auf die Suche nach neuen Impaktkratern machen. Über eine Plattform kann so die Welt der Impaktkrater entdeckt und Wissenschafter*innen geholfen werden, die Geschichte der Kollisionen extraterrestrischer Objekte mit der Erde besser zu rekonstruieren
„Vigie-Cratère“ ist Teil des „Vigie-Ciel“-Programms, das vom Naturhistorischen Museum Paris in Zusammenarbeit mit der Universität Paris-Saclay, dem IRD, dem Pariser Observatorium, Universcience, der Universität Grenoble Alpes, dem Pythéas-Institut, dem Naturhistorischen Museum Wien und dem CNRS getragen wird. Koordinator am NHM Wien ist Dr. Ludovic Ferrière.
Über die Meteoritensammlung des NHM Wien
Die Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien ist nicht nur die älteste, sondern auch die größte Meteoriten-Schausammlung der Welt. Derzeitige Forschungsschwerpunkte im NHM Wien umfassen hauptsächlich die wissenschaftliche Untersuchung von Meteoriten (und die Klassifikation von neuen Meteoriten) und Impaktkratern, wobei in den letzten Jahren zwei neue Krater bestätigt werden konnten.
Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien
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