Über 160 interessierte Ärzte, Gesundheitsexperten, Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen und der Politik, sowie interessierte Bürger aus der Region NÖ Mitte nahmen an einer Informationsveranstaltung zu Primärversorgungseinrichtungen in der HYPO Panorama in St. Pölten teil. Die künftigen Vertragspartner NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK) und NÖ Ärztekammer (NÖ ÄK) informierten über die Vorteile, Rahmenbedingungen und Ziele der 14 Primärversorgungseinheiten, die bis zum Jahr 2021 in Niederösterreich entstehen werden.
„Menschen brauchen eine wohnortnahe, rasche medizinische Versorgung in hoher Qualität. Dafür investiert der NÖGUS jährlich rund 2 Milliarden Euro für die bestmögliche Versorgung der Niederösterreicher in den NÖ Kliniken. Mit den Primärversorgungseinheiten werden wir die derzeitige hausärztliche Versorgung ergänzen und gezielte Gesundheitsangebote unter einem Dach zu verlängerten Öffnungszeiten ermöglichen.“, so NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Ludwig Schleritzko.
„In Niederösterreich beginnt in der medizinischen Versorgung eine neue Ära!“, ist NÖGKK-Obmann Gerhard Hutter überzeugt. „Den Patienten stehen künftig neben dem gewohnten Netz an Hausärzten ein gebündeltes Angebot mit einem vielschichtigen Leistungsspektrum zur Verfügung, beginnend bei der Versorgung von Akutfällen, über die Behandlung chronischer Erkrankungen, bis hin zur Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem werden die Primärversorgungsteams unsere Versicherten auch durch das Gesundheitssystem lotsen. Das entlastet die Patienten und spart Zeit und Geld.“, so Hutter.
Ärzte, Gesundheitsexperten, politische Entscheidungsträger und Patienten haben im Rahmen der Veranstaltung aus erster Hand jene Fakten erhalten, die sie brauchen, um sich selbst ein Bild von den zukünftigen Primärversorgungseinheiten machen zu können. „Wir müssen regionale Gesundheitsangebote in der Primärversorgung noch besser miteinander vernetzen und weiter ausbauen. Die zukünftigen Primärversorgungseinheiten schließen als zusätzliches Angebot die Lücke zwischen der Erstversorgung beim Hausarzt, den Leistungen nicht-medizinischer Spezialisten und der hochspezialisierten Versorgung in den NÖ Kliniken, indem die Patienten mehr Service und Leistungen, wohnortnah unter einem Dach erhalten.“, so NÖGUS-Geschäftsführerin Mag. Elfriede Riesinger.
NÖGKK-Generaldirektor Mag. Jan Pazourek betont: „Durch das von NÖGKK und Ärztekammer für Niederösterreich gemeinsam erarbeitete Basispapier zur Interessentensuche für Primärversorgungseinrichtungen in Niederösterreich haben wir einen ersten Meilenstein für eine verbesserte Versorgung durch ein erweitertes Leistungsangebot und multiprofessioneller Zusammenarbeit in einer Primärversorgungseinrichtung gelegt. Wir werden auch die Chance nutzen, um ein neues und modernes Honorierungsmodell zu erproben. Wir sind überzeugt davon, dass die ersten Pilotmodelle in NÖ bald starten werden.“ Für Mag. Masiar René Nikzad, zuständiger Abteilungsleiter in der NÖGKK, bieten Primärversorgungseinheiten künftig eine umfassende Versorgung aus einem Guss: „Das Interesse der Patienten nach einer möglichst wohnortnahen, umfassenden primärmedizinischen Betreuung bei gleichzeitig stark verbesserter zeitlicher Verfügbarkeit steht dabei im Zentrum unserer Erwartungen an die neuen Versorgungseinrichtungen.“
„Im neuen Pilotprojekt zur Primärversorgung werden mindestens drei Allgemeinmediziner mit zumindest drei Vertretern unterschiedlicher Fachbereiche wie Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie, Sozialarbeit oder Diätberatung zusammenarbeiten. Auch die Einbeziehung von Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde, sowie von mobilen Diensten und Hebammen ist möglich. Damit wird das sehr positive vernetzte Arbeiten weiter forciert und auf eine breitere Basis gestellt.“, meint der stellvertretende Kurienobmann der NÖ Ärztekammer, Dr. Max Wudy. Sehr positiv sieht er die Evaluierung des Pilotprojektes und die Rückkehrmöglichkeit für den Arzt in den alten Einzelvertrag.
Für Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger sind die neuen Primärversorgungseinrichtungen moderne Organisationsformen mit umfassenden Angeboten: „Hier haben die Patienten nach wie vor – und zwar zu längeren Öffnungszeiten – ihren Vertrauensarzt, zusätzlich aber noch abgestimmte gesundheitliche Angebote von anderen Gesundheitsberufen. Die Erfahrungen in anderen Bundesländern, wie etwa Oberösterreich, wo bereits das dritte PVE in Betrieb geht, sind sehr positiv und die Patientenzufriedenheit ist sehr hoch.“
Bewerbung für Pilotprojekte bis 28. Februar 2018
Derzeit werden Interessenten für erste Primärversorgungsprojekte in Niederösterreich gesucht. Die Einreichfrist für die erste Etappe läuft bis 28. Februar 2018. 2018 soll in einem ersten Schritt der Pilotbetrieb der PVE in Form von allgemeinmedizinischen Gruppenpraxen starten. Die Suche richtet sich insbesondere an bestehende Gruppenpraxen für Allgemeinmedizin und mehrere Vertragsärzte für Allgemeinmedizin in räumlicher Nähe.
Weiterführende Informationen gibt es in der Info-Broschüre „Primärversorgungseinheiten in Niederösterreich“ auf www.noegus.at sowie im Informationspapier für Interessenten auf www.arztnoe.at/pilotpve und www.noegkk.at/pilotpve
Allgemeines zu Primärversorgungseinheiten
Primärversorgungseinheiten (PVE) sind eine Ergänzung und Weiterentwicklung der derzeitigen hausärztlichen Versorgung. Praktische Ärzte haben zukünftig die Wahl: Sie können ihre Ordination weiter wie bisher führen, oder in neuen Primärversorgungseinheiten mit Spezialisten anderer medizinischer Gesundheitsberufe unter einem Dach bzw. eng vernetzt zusammenarbeiten. In diesem Fall übernimmt ein multiprofessionelles Team – bestehend aus Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern etc. – unter der medizinischen Leitung von Ärzten die Behandlung und Betreuung der Patienten.
Patienten profitieren von der verbesserten Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen, den verlängerten Öffnungszeiten (Mo-Fr., 7 bis 19 Uhr) und der Betreuung an einem Ort bzw. in enger Abstimmung. Ärztliche und nicht-ärztliche Gesundheitsberufe erwarten attraktive Arbeits- und Rahmenbedingungen, sowie eine unterstützende Zusammenarbeit bei der Patientenversorgung bei einer Entlastung von administrativen Aufgaben.
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