Hier fing heute vor 115 Jahren alles an. Am WAC-Platz in Wien, auf dem seit 19. Dezember 1978 kein Ballkontakt mehr stattfand. Foto: oepb
Hier fing heute vor 115 Jahren alles an. Am WAC-Platz in Wien, auf dem seit 19. Dezember 1978 kein Ballkontakt mehr stattfand. Foto: oepb

Die fußballerischen Länderkämpfe zwischen Österreich und Ungarn zählen zu den ältesten und meistausgetragensten internationalen Begegnungen zweier europäischer Nationen. Am Sonntag, 12. Oktober 1902 – demnach vor 115 Jahren – bekämpften sich zum allerersten Male diese beiden Länder, wobei Österreich gegenüber Ungarn mit 5 : 0 siegreich blieb. Freilich sprach man damals noch nicht von Österreich gegen Ungarn, schon alleine deshalb nicht, da mit Franz Joseph I. – dem Kaiser von Österreich – noch ein Monarch von Österreich-Ungarn regierte und man das Spiel als sogenanntes Städtespiel zwischen Wien und Budapest bewarb.

Schauplatz dieser geschichtsträchtigen Begegnung war im Übrigen der WAC-Platz im Wiener Prater, in der Rustenschacherallee im 2. Bezirk. WAC steht für Wiener Athletiksport Club und hat mit dem heute als WAC / Wolfsberger AC bekannten Erstligisten rein gar nichts gemeinsam.

Zur Geschichte:

Wie an anderer Stelle bereits mehrfach erwähnt, begann die fußballerische Uhr in Österreich mit dem 22. August 1894 zu ticken. Der First Vienna Football Club – heute kurz und bündig als Vienna bekannt – gilt als der älteste Fußballverein Österreichs. Gefolgt – man kann auch verfolgt dazu sagen – wurde die Vienna vom „Vienna Cricket and Football-Club“ der sich nur unmittelbar und sehr kurzfristig nach der Vienna bei der Vereinspolizei angemeldet hatte. Ebenso in die „fußballerische Steinzeit“ fällt die Gründung des Wiener Athletiksport Club / kurz WAC, oder Wiener AC, der 1896 das fußballerische Licht der Welt erblickte. Diese drei Vereine waren in jedem Fall die Pioniere und auch die ersten Spitzenteams in Österreich. Bestanden hatten diese Teams durchwegs aus jungen Engländern, die das Fußballspiel auf den Kontinent brachten. Einer von ihnen war Magnus Douglas Nicholson, der zuerst als Aktiver und später als Trainer die Vienna gesellschaftsfähig machte. Als er Wien wieder verließ, ehrte man ihn in der Hauptstadt der k.u.k.-Monarchie mit der Gründung eines neuen Fußballklubs, dem SC Nicholson Wien, aus dem 1933 der heute nicht mehr existente FC Wien hervorging.

Es ist immer wieder faszinierend: Wenn das von Menschenhand geschaffene dereinst nicht mehr benötigt wird, dann tritt "Mutter Natur" auf den Plan und erobert ...
Es ist immer wieder faszinierend: Wenn das von Menschenhand geschaffene dereinst nicht mehr benötigt wird, dann tritt „Mutter Natur“ auf den Plan und erobert

Auf der Kuglerwiese stieg am 15. November 1894 das historisch betrachtet erste offizielle Fußballspiel in Wien – „Cricket“ und „Vienna“ hießen die grimmigen Gegner, wobei Cricket – beheimatet im Wiener Prater gegenüber der Vienna aus Wien-Döbling – mit 4 : 0 erfolgreich blieb.

Das eingangs erwähnte erste Länderspiel Österreichs fand dann am 12. Oktober 1902 statt. Es war zugleich der erste Länderkampf auf dem europäischen Kontinent und die erste von bis heute unzähligen Auflagen des meistgespielten Ländermatchklassikers der Welt. Veranstaltet, ausgerichtet und durchgeführt wurde diese Premiere damals vom Comité der Österreichischen Fußball-Union, dem am 4. Jänner 1900 gegründeten Vorläufer des am 18. März 1904 feierlich aus der Taufe gehobenen Österreichischen Fußball-Bundes, kurz ÖFB. Beim tollen 5 : 0-Erfolg der Österreicher, die, wie oben erwähnt, als Wiener gegen die Budapester antraten, traf der 19-jährige Johann „Jan“ Studnicka vom Wiener AC dreimal. Seine Teamkarriere sollte bis 1918 mit drei weiteren Länderspielen gegen die Ungarn andauern. Josef Taurer und Gustav Huber (beide ebenso für den Wiener AC aktiv) gingen als weitere erste Torschützen in diesem ersten Länderspiel in die österreichische Fußball-Geschichte ein.

Im damaligen „Wiener Tagblatt“ stand am Tag darauf zu lesen:

„Am 12. Oktober ging das erste Städtespiel Wien-Budapest auf dem WAC-Platz vor sich. Das Match fand vor ungewöhnlich viel Publikum – gekommen waren 500 Besucher – statt. Es war kein hochklassiges Spiel, da die Österreicher gegenüber den Ungarn zu überlegen waren. Die Gäste gaben wohl ihr Bestes und bestachen durch ihre Schnelligkeit, dennoch fehlten den Ungarn eine Reihe von Stammkräften.

... heimlich, still und leise verloren gegangenes Terrain wieder zurück. Der WAC-Platz in Wien, es gibt ihn noch und mit ein bisserl Phantasie lässt sich hier die gelebte und ursprünglich passierte Fußballgeschichte Österreichs erahnen. Beide Fotos: oepb
heimlich, still und leise verloren gegangenes Terrain wieder zurück. Der WAC-Platz in Wien, es gibt ihn noch und mit ein bisserl Phantasie lässt sich hier die gelebte und ursprünglich passierte Fußballgeschichte Österreichs immer noch erahnen. Beide Fotos: oepb

Gerade in punkto Kombination waren die Wiener überraschend gut. Ihre Stürmerreihe arbeitete viel, schwächer war jedoch die Deckung. Großartig agierte Philipp Nauss im Tor. Die Wiener hatten wesentlich mehr vom Spiel als ihre Kollegen aus Budapest, deren Angriffe immer wieder wirksam abgeschlagen wurden. Der 5 : 0-Sieg der Wiener über das Auswahlteam des erst 1901 ins Leben gerufenen „Magyar Labdarugok Szövetsege“, des Ungarischen Fußballverbandes, entsprach dem Kräfteverhältnis beider Verbände. Der Sieg der Wiener war eine Selbstverständlichkeit.“

Zum Schiedsrichter dieser Begegnung:

Der Referee damals war Roland Shires, 1871 in England geboren. Shires lebte und wirkte als Kaufmann in Wien und kickte in seiner Freizeit bei den Cricketern. Aber auch als Schiedsrichter kam er immer wieder gerne zum Einsatz, was damals durchaus möglich war – Spieler und Schiedsrichter zu sein. Nacheinander versteht sich, natürlich nicht gleichzeitig während eines Spiels.

Mehr über die Geschichte in Sachen Fußballsport zwischen Österreich und Ungarn bitte hier;

Und so rollt der Fußball in Österreich im Bewerbswesen auf internationalem Niveau hochoffiziell mit dem heutigen Tage seit 115 Jahren. Dabei herausgekommen sind aus Sicht des ÖFB bisher: 761 Länderspiele = 311 Siege / 167 Remis und 283 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 1.354 : 1.209 Treffern.

www.oefb.at

www.bundesliga.at

 

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