Das ÖFB-Cupfinale vor 33 Jahren, am Samstag, 12. Mai 1990 war zum Ende der Saison 1989/90 eine scheinbar klare Angelegenheit für RAPID. Aber nur scheinbar, denn es sollte alles anders kommen …
Cordoba-Helden werden Trainer beim Lieblingsverein
Im Sommer 1989 wurde Hans Krankl unter unüberhörbarem Tamtam als Trainer des SK RAPID Wien angelobt. Der damals 36-jährige „Goleador außer Dienst“ heuerte als Trainer-Neuling natürlich bei seinem Lieblingsklub aus Hütteldorf an. Sein Pendant in der Stadt, der 34-jährige Herbert „Schneckerl“ Prohaska wechselte ebenso die Position: Vom grünen Rasen hinter den Schreibtisch eines Sportdirektors. In diesem Falle beim FK Austria Wien. Die Fans freuten sich auf interessante Vergleichskämpfe mit Ernst Happels Fußballmeister FC Tirol und man sehnte den Saisonstart herbei.
Wiener Derbys eine klare Sache
Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass Hans Krankl´s Gegenüber auf der Betreuerbank der Austria Erich Hof war. Dieser bekleidete das Traineramt der Wiener Veilchen, der technische Direktor „Schneckerl“ beäugte die Seinen von der Tribüne aus. Wer Hans Krankl kennt, der weiß, dass er gerade beim Derby von seinem Team mehr als nur alles abverlangte. Er selbst, stets motiviert bis in die Haarspitzen, gab diesen Elan und diese Energie auch an seine Mannschaft weiter. Es schien damals also nicht allzu verwunderlich, dass die ersten drei Derbys der Saison 1989/90 eine klare Angelegenheit für RAPID waren. 4 : 1, 5 : 2 und 6 : 3, so lauteten die Wiener Derby-Resultate aus der Sicht RAPIDs. Für den „ruhigen“ Erich Hof war das zuviel, er trat am 28. März 1990 zurück. Folglich wurde der Sportdirektor Prohaska Chef, ihm zur Seite standen die violetten Granden Erich Obermayer und Robert Sara. Das vierte und letzte „Bruder-Duell“ in der Meisterschaft 1989/90 endete torlos, wobei die Austria an jenem Tag immer wieder ihren Meister in RAPID-Keeper Michael Konsel gefunden hatte, der einen klaren FAK-Sieg mit schier unmöglichen Paraden zunichte gemacht hatte. Dieser weitere Punkteverlust von Seiten der Austria ebnete für den FC Tirol den Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
Mit einem Titel die Saison retten
Wer die Gegebenheiten bei den beiden großen Wiener Fußballklubs kennt, der weiß, dass nur dann alles Eitel, Wonne, Sonnenschein ist, wenn am Ende der Saison ein Titelgewinn zu Buche steht. Und der Austria-Boss Joschi Walter forderte den Cupsieg, wenngleich dieser etwaige Erfolg für ihn die Saison nicht mehr plüschrosa gemacht hätte. Seiner Ansicht nach war die Berufsauffassung einiger seiner Spieler in jenem Jahr gegenüber jener der Tiroler ausschlaggebend, dass diese erneut Meister wurden. Weiters war der Tabellenstand der Austria für ihn insofern beschämend, da man dadurch gegen „große“ Gegner wie eben Tirol oder RAPID nicht mehr im Praterstadion spielen konnte, sondern mit dem kleineren Horr-Platz Vorlieb nehmen musste. Das Wiener Stadion hätte mehr Zuschauer und naturgemäß mehr Einnahmen für die Austria gebracht. Kapital, das der Klub bitter nötig hatte.
500.000 Schilling für´s Finale
Beide Vereine, also Austria und RAPID, erhielten damals je – nach heutiger Währung – € 36.336,- Startgeld für die Endspielteilnahme. Dem Sieger winkte nochmals eine saftige Prämie vom ÖFB-Cup-Sponsor. Und die Akteure, egal ob Grün oder Violett, würden für den Cupsieg pro Mann und Nase 30.000 Schilling (€ 2.180,-) brutto erhalten. Wenn das Wetter auch mitspielen würde, rechnete man seinerzeit mit gut 25.000 Besuchern. Nun, es regnete an jenem Samstag immer wieder heftig und irgendwie war für die Wiener Zuschauer die Luft aus dieser Saison heraußen, denn nur so war zu erklären, dass sich damals lediglich 16.000 Fußballfans ins weite Rund verirrten. Interessant dabei zu beobachten war auch, dass sich die RAPID-Fans im dritten Rang des Blocks C positionierten, die violetten Fahnenschwinger der Austria auf gleicher Höhe einen Block weiter auf D Stellung bezogen.
Händ` weg, des Häferl g´hört uns
Es war ein Hin und ein Her, dieses 56. ÖFB-Cupfinale der Geschichte am 12. Mai 1990 zwischen den beiden alten Rivalen Austria und RAPID. Spielerisch tat sich wenig, außer Kampf hüben wie drüben und einem Stangenkracher von Hannes Pleva aus gut 20 Metern knapp vor der Pause. Interessant wurde es dann erst in der zweiten Hälfte, als Schiedsrichter Roman Steindl nach einem Umfaller von Jan Age Fjörtoft im Strafraum nach vorheriger unscheinbarer Attacke von Thomas Flögel zum Erstaunen aller auf Elfmeter deutete, Zlatko Kranjcar allerdings an Franz Wohlfahrt, der den Flachschuss aus dem Eck fischen konnte, kläglich scheiterte. 52 Minuten waren da gespielt. Dieser vergebene – oder gehaltene, wie eben die Sichtweise ausgelegt war – Penalty weckte sämtliche Akteure auf.
Rechnung ohne Andreas Ogris gemacht
Die Austrianer drückten nun aufs Tempo, suchten die Entscheidung. Andi Ogris purzelte im SCR-Heiligtum über die lange Beine von Peter Schöttel, die Pfeife blieb jedoch stumm. Kurz darauf hatte erwähnter Ogris das Siegestor vor dem Schussbein, Michael Konsel parierte. Im Gegenzug in der 82. Minute kurbelte sich Heimo Pfeifenbeger in den violetten Strafraum, Walter Hörmann, Robert Frind, als auch Toni Pfeffer brachten den Ball nicht weg und Fjörtoft konnte von der Strafraumgrenze zum – entscheidenden? – Tor für RAPID abziehen. Coach Hans Krankl spielte nun auf „Ergebnis halten“. Er brachte Karl Brauneider für Kranjcar und Horst Steiger für Fjörtoft. Beim Wechsel warf der Norweger bereits einen lächelnden Blick in Richtung aufgestellten Pokal. Dieser Ist-Zustand trieb den violetten Wirbelwind Andi Ogris jedoch auf die Palme. Er fauchte vom Spielfeld aus den ausgetauschten Fjörtoft an, dass er „gefälligst die Händ´ weggeben solle, das Häferl gehöre uns!“
Ein Spiel dauert länger als 90 Minuten
Das Finale war aus Sicht der Austria so gut wie verloren. Alles wartete auf den Schlusspfiff. Dann die allerletzte Aktion: Indirekter Freistoß für die Austria. Man schrieb Minute 92. Sogar Wohlfahrt eilte in den RAPID-Strafraum. Peter Stöger legte auf für Ogris und dieser traf aus 20 Metern ins Eck. Riesenjubel! 1 : 1-Ausgleich und Verlängerung!
In der Verlängerung erblühten die Prater-Veigerln
Bei RAPID war jetzt die Luft draußen. Zu groß wog der Schock über den späten Ausgleich. Anders hingegen die Wiener Violetten, die ihr Spiel aufzogen und die Entscheidung suchten. In der 108. Minute dann das 2 : 1. Stöger setzt sich gegen Franz Blizenec und Peter Schöttel durch und traf ins lange Eck. Das 3 : 1 durch Ralph Hasenhüttl in der 112. Minute war nur mehr eine Draufgabe.
Prohaska oben, Krankl futsch
Während Herbert Prohaska von seinen Spielern nach dem Schlusspfiff „geschultert“ und quer durch das Praterstadion manövriert wurde, verschwand der sonst nicht auf den Mund gefallene Hans Krankl heimlich, still und leise in den Stadion-Katakomben. Für die Austrianer bedeute dieser Sieg wieder einen Titelgewinn seit 1986 und ebenso den ersten Derby-Triumph über RAPID in der Saison 1989/90. Vergessen waren auf einen Schlag die drei Saisonpleiten gegen die Grünen mit einer blamablen Tordifferenz von 6 : 15. Der Cup-Titel, er war da und dieser sollte eine Saison, die aus Sicht der Austria als Vizemeister hinter dem FC Tirol endete, versöhnlich ausklingen lassen. Hans Krankl´s erstes Jahr als RAPID-Trainer endete an dritter Stelle der Meisterschaft liegend, punktegleich mit dem Rivalen FAK.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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