Bereits seit 1920 hat Salzburg eine fünfte Jahreszeit … die Festspiele! 

Dieses kulturelle Weltereignis macht die Stadt zu einem internationalen Topos. Etablierte wie aufstrebende Stars und illustre Persönlichkeiten geben – und vor allen Dingen gaben – einander die Klinke in die Hand. Es dreht sich dabei um die Geschichte des Festivals im Lichte der Zeitgeschichte in fünf Schlüsselszenen, oder aber eine unglaubliche Geschichte in fünf Akten.

Salzburger Festspiele, welche Hochschaubahn der Gefühle. Atemberaubende Aufführungen, aber auch Skandale, mitreißende Theaterabende, aber auch Streitigkeiten, außerirdisch klangvolle Konzerte, aber auch allzu menschliche Eifersüchteleien. Und immer wieder die lebhafte Reaktion des Publikums, Jubelstürme, Standing Ovations, aber auch Buhrufe. Und dann die Begleitung der Medien, Lobeshymnen, scharfe Kritik, blanker Hohn. Großes Welttheater eben … auf der Bühne, hinter der Bühne, neben der Bühne.

Mit dem alten, lateinischen Ausdruck Genius Loci – „Der Geist des Ortes“ – und mit dem neuen Nobelpreisträger, mit 222 Vorstellungen, darunter fünf Opern-Neuinszenierungen und zwei Schauspiel-Uraufführungen, sowie mit einem üppigen Rahmenprogramm begingen die Salzburger Festspiele im letzten Sommer 2020 ihr 100-jähriges Jubiläum. Und auch das heurige Programm hat es durchaus in sich;

Große Theatermänner haben die Salzburger Festspiele gegründet. Seit Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal die Spiele 1920 ins Leben riefen, haben diese sich weltweit als bedeutendstes Festival der darstellenden Künste etabliert. Wer hier den Jedermann gibt, hat den Olymp seiner Zunft erklommen. Wer hier den Taktstock schwingt, hat sich den Titel Maestro wahrlich verdient. Im Humus der Tradition gedeiht auch die Avantgarde. Helga Rabl-Stadler bereitet ihr als Präsidentin der Festspiele seit bald 25 Jahren den Weg, ohne die tradierten Werte preiszugeben. Fünf wesentliche Episoden aus 100 Jahren Festspiel-Geschichte zeigen die kulturelle Relevanz, die schillernde Atmosphäre und machen deutlich, warum diese besondere Zeit an diesem besonderen Ort ihren Glanz über all die Jahre nicht eingebüßt hat.

Helga Rabl Stadler dazu im Klartext: „Die Vision der Gründerväter – Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt – sei nicht nur ein Friedensprojekt nach dem mörderischen Ersten Weltkrieg, sondern auch ein künstlerisches Statement eines zum Kleinstaat geschrumpften Österreich. Heute ist es das größte Klassikfestival der Welt.“

Über den Autor

Malte Hemmerich wurde 1992 geboren und lebt in Dortmund. Er arbeitet als Musikjournalist unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den SWR und das Magazin niusic.de,  außerdem ist der Redakteur bei takt1.

oepb-Rezension:

„Normalerweise muss man nicht unbedingt alles und immer kommentieren!“ Dies dachten wir bei uns, als wir das Büchlein in Händen hielten. Genau genommen war die Enttäuschung darüber sehr groß, denn alleine schon der Titel 100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE verspricht ein umfangreiches Werk, ein musisches Almanach, Gedanken, abgebildete Devotionalien, Erinnerungen, Fotos, zeitgeschichtliche Dokumente und Geschichten über die 100-jährige bewegte Vergangenheit dieses großen und klassischen Musik-Festivals. Doch weit gefehlt.

Die Salzburger Festspiele heute gelten als das weltweit bedeutendste Festival der klassischen Musik und der darstellenden Kunst. Die Liebe zu Festen und zum Theater hat in Salzburg ohnehin Tradition. Bereits im Mittelalter wurden große Mysterienspiele aufgeführt und es gab Kostümfeste, die mehrere Tage hindurch andauerten. Die erste Oper nördlich der Alpen soll in Salzburg aufgeführt worden sein, im Salzburger Dom waren opulente Messen und Oratorien fest im Jahreszyklus verankert.

Die glorreiche Idee zu „Salzburger Festspielen“ als Weiterführung der jahrhundertealten Schauspieltradition vor Ort kam erstmals gegen Ende des Ersten Weltkriegs 1918 auf. Vorangetrieben wurde sie von namhaften Persönlichkeiten, allen voran dem Regisseur Max Reinhardt, dem Dichter Hugo von Hofmannsthal und dem Komponisten Richard Strauss. Die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele schlug dann mit der Aufführung des Jedermann am 22. August 1920 auf dem Domplatz voll ein. Konzerte und Opern ergänzten bald das Programm – bis in unsere heutige Zeit.

Max Reinhardt (* 9. September 1873, † 31. Oktober 1943), dessen umfangreiche Karriere als Schauspieler 1893 am Stadttheater in Salzburg begonnen hatte und der ab 1901 in Berlin ein veritables Theaterimperium aufgebaut hatte, wurde ab 1904 von Theater-Kritiker, Schriftsteller und Dramatiker Hermann Bahr (* 19. Juli 1863, † 15. Jänner 1934) in dessen Planungen für Salzburger Feste einbezogen.Nachdem Reinhardt im Jahr 1918 das Schloss Leopoldskron erworben hatte und sich jeden Sommer in Salzburg aufhielt, konkretisierten sich diese Planungen für die heute weltberühmten „Salzburger Festspiele“.

Auf 130 Seiten wird die Geschichte des Festivals breitgetreten, man kann auch umrissen dazu sagen. Andererseits sind die Erzählungen kurz und knapp abgefasst – für hektische Menschen, die nicht gerne schmökern, demnach idealer und zeitsparender zu lesen. Nichtsdestotrotz empfinden wir es als überaus schade, dieser großen Epoche Österreichs eher eine Postille denn ein wahres Meister-Werk zu widmen.

100 Jahres Salzburger Festspiele / 100 Jahre großes Drama
Eine unglaubliche Geschichte in fünf Aktenvon Malte Hemmerich
erschienen bei Ecowin
www.ecowin.at
144 Seiten, Format 12 x 20 cm
ISBN 978-3-7110-0155-9
zum Preis von € 18,00 (Österreich, Deutschland)
direkt zu bestellen bitte hier:

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