© Österreichische Nationalbibliothek

2025 feiert die Österreichische Nationalbibliothek neue Besucherrekorde und öffnet 2026 ihre Tore zu einem außergewöhnlichen Ausstellungsjahr, das mit Themen wie Liebe, Thomas Bernhard, dem Glanz von Byzanz und Kaiser Franz II./I. einen Auszug aus den faszinierenden Beständen für ein breites Besucherpublikum aufbereitet.

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Rückblick 2025

Das Kulturjahr 2025 schließt die zentrale Wissensinstitution sehr erfolgreich ab: Knapp 1,3 Millionen Besucher*innen werden bis Jahresende die fünf Museen, den Prunksaal und die 19 Lesesäle besucht haben, das entspricht einem Zuwachs von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.  

Zu diesem Erfolg trugen unter anderem die Jahrhundertschau zu den Republiksjubiläen, die Veranstaltungen zum 10jährigen Bestehen des Literaturmuseums sowie die Ausstellungen zu „Medizin im Wandelt der Zeit. Von der Antike zur Modern“ und „Weltstar aus Leidenschaft. 200 Jahre Johann Strauss Sohn“ bei, die noch bis Anfang Jänner bzw. März zu sehen sind. Besonders gefeiert wurde auch die Bekanntgabe des diesjährigen Literaturnobelpreisträgers, László Krasznahorkai, dessen Vorlass sich seit 2024 an der Österreichischen Nationalbibliothek befindet. Noch bis 28. Juni 2026 zeigt das Literaturmuseum eine Foyer-Schau mit ausgewählten Objekten dieses Weltautors. Der tragische Unfall der im November aus gesundheitlichen Gründen abberufenen Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger überschattet diese eindrucksvolle Bilanz. Sie war es auch, die die Österreichische Nationalbibliothek 2025 mit einer Wissensoffensive KI-fit machte: eine Policy für den verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz, deren Anwendung in bibliothekarischen Kernprozessen sowie die Schulung aller Mitarbeiter*innen zu diesem Thema. 

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Ausstellungen 2026 

Zu allen Zeiten hat kein anderes Gefühl tiefere Spuren in der Kunst- und Kulturgeschichte hinterlassen als die Liebe. Die Ausstellung „Weltmacht Liebe. Eine Reise durch die Jahrhunderte“ im Prunksaal spürt vom 20. März bis 1. November dieser Emotion in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek nach und entfaltet ein Panorama der Liebe: vom unerreichbaren Liebesideal bis zur verbotenen Liebe, vom Liebeswahn bis zur Liebe über den Tod hinaus. In vielfältigen Objekten wird die Liebe auch als künstlerische Inspirationsquelle sichtbar: etwa in antiken Schöpfungsmythen oder im mittelalterlichen Minnesang, in der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert, oder in der Literatur von Johann Wolfgang Goethe, Arthur Schnitzler und Ingeborg Bachmann. Berühmte Liebesgeschichten, Liebesbriefe und Liebeslieder aus 2000 Jahren zeigen die vielen Spielarten dieser Emotion auch jenseits von Konventionen und traditionellen Geschlechterrollen.

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Dem schriftstellerischen Enfant terrible und österreichischen Aushängeschild der Weltliteratur, Thomas Bernhard, ist die nächste Sonderausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothekgewidmet: „’Dem Stumpfsinn die Geisteskappe aufsetzen.‘ Thomas Bernhard heute“ rückt vom 30. April 2026 bis 21. Februar 2027 ein Werk von Weltrang in den Mittelpunkt. Der Nachlass befindet sich seit 2023 an der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Schau präsentiert Unbekanntes und Unerwartetes aus Schriften, Korrespondenzen und noch nie gezeigten Fundstücken des Ausnahmeschriftstellers und rückt wenig beleuchtete Facetten in den Fokus. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Echo seines Werks in der internationalen Gegenwartsliteratur zu.

Die Sonderausstellung „Spurensuche Byzanz: Fragmente des griechischen Mittelalters“ im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt vom 11. Juni 2026 bis 2. Mai 2027 in Kooperation mit der Universität Wien griechischsprachige Schriftzeugnisse auf Papyrus, Pergament und Papier vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Sie widmet sich dem Fragment als Chance und Herausforderung für unser Verständnis vergangener Kulturen und unser Wissen über die byzantinische Geschichte. Die Ausstellung beleuchtet das Fragment aus drei verschiedenen Perspektiven: wie überlebten physische Bruchstücke älterer Bücher? Wie wurden Textausschnitte in neue Zusammenhänge gestellt? Und wie erlauben uns Einzeldokumente, eine komplexe Gesellschaft zu rekonstruieren? 

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2026 jährt sich der Ungarn-Aufstand zum 70. Mal. Die Proteste gegen die stalinistische Diktatur begannen am 23. Oktober 1956 und waren sowohl in Österreich als auch international ein zentrales Medienereignis. Die Vitrinen-Schau „Brücke der Menschlichkeit. Österreich und der Ungarnaufstand 1956“ im Prunksaal dokumentiert vom 14. Oktober 2026 bis 10. Jänner 2027 vor allem die humanitäre Hilfe in Österreich: die Aufnahme ungarischer Geflüchteter, die Hilfsmaßnahmen und Spendenaktionen in Österreich sowie deren Weiterreise in andere Länder. Die Basis dafür bildet ein umfangreicher Bildbestand aus den Archiven von Erich Lessing, Harry Weber, Hans Werner Scheidl, Fritz Kern, Albert Hilscher, Alfred Cermak und des amerikanischen Informationsdienstes (USIS).

Nicht weniger turbulent verliefen die Regentschaft und das Privatleben Kaiser Franz II./I., des letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reichs. Die Ausstellung „Allerhöchste Familie. Privatleben und Pflicht am Hof von Franz II./I.“ im Prunksaal vom 19. November 2026 bis 28. Februar 2027bietet einen Einblick in die Widersprüche dieser kaiserlichen Familie: das öffentliche, harmonische, behütete und nahezu bürgerliche Bild steht im starken Kontrast zu mehrfachen Fluchten, der Neupositionierung als Kaisertum Österreich, dynastischen Zwängen und Ansprüchen, enttäuschten Erwartungshaltungen, Scheitern und Distanz. Dieses Spannungsfeld wird aus kritischer Perspektive beleuchtet und gewährt anhand noch nie gezeigter persönlicher Dokumente Einblicke in ein privates kaiserliches Familienleben unter dem Druck dynastischer Erwartungen und existenzieller kriegerischer Bedrohungen.

Diese umfangreichen Präsentationen werden durch eine Online-Ausstellung komplettiert: Ab 13. April 2026 entführt „Brennpunkt Moderne: Die Wiener Secession und die Fotografie“ mit bedeutenden historischen Fotografien in die Jahrhundertwende. Die Aufnahmen dokumentieren die Ausstellungen der Wiener Secession und zeigen die enge Verbindung von Kunst und Fotografie.

Das umfangreiche Ausstellungs- und Veranstaltungsangebot wird durch ein vielfältiges Kulturvermittlungsprogramm mit Führungen und Workshops im Prunksaal und in den Museen der Österreichischen Nationalbibliothek ergänzt.

Fotos: © Österreichische Nationalbibliothek

Quelle:  Österreichische Nationalbibliothek / ÖNB

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www.onb.ac.at

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