
Mit vereinten Kräften gegen Eis und Schnee: Rund 4.000 Mitarbeiter:innen der ÖBB sorgen österreichweit im Schichtbetrieb dafür, dass die Bahn auch bei widrigen Wetterbedingungen zuverlässig fährt. Ob im Gleis- und Weichenbereich oder an den Bahnsteigen – die Teams sind bestens vorbereitet. Unterstützt werden sie von moderner Technik und einem maßgeschneiderten Wetterwarndienst. Insgesamt investieren die ÖBB rund 25 Millionen Euro jährlich in den Winterdienst, um Fahrgästen auch in der kalten Jahreszeit sichere und pünktliche Mobilität zu bieten.
Von der Wetterstation bis zur Wetterprognose
Innovative Prognosemodelle unterstützen die ÖBB darin, die Anlagen in hoher Qualität verfügbar zu halten und damit den sicheren Bahnbetrieb das ganze Jahr über zu gewährleisten. Dazu betreibt die ÖBB-Infrastruktur AG 32 Basiswetterstationen in Tallagen und 23 Hochgebirgswetterstationen, die in ein großes Netz eines Wetterdienstes integriert sind und zeitgerecht sowie streckenspezifisch den ÖBB Wetterinformationen liefern. Auf Basis der Daten dieses Wetterinformationssystems erstellen die Meteorologen des Wetterdienstleisters gemeinsam mit den Expert:innen der ÖBB detaillierte Prognosen über verschiedene Wettervorkommnisse, wie z. B. Niederschlagsmengen und Temperaturverteilungen sowie aufbauend darauf, die zu erwartenden Auswirkungen. Durch diese präzisen Wettervorhersagen können sich die ÖBB sowohl zeitgerecht als auch lokal auf die verschiedenen Wetterszenarien vorbereiten und organisatorische Maßnahmen treffen – wie etwa verstärkte Bereitschaften, die Beobachtung von einzelnen Streckenabschnitten eintakten oder sogar Streckenabschnitte vorsorglich sperren. Die Wetterstationen sind ein verlässlicher Bestandteil für die Abschätzung der Schneelage, aber auch anderer Naturgefahren, wie Starkregen, Sturm oder Temperaturschwankungen.

20 Jahre Wetterkompetenz für die Bahn
Die ÖBB haben mittlerweile 20 Jahren Erfahrung in der Erstellung von Wetterinformationen und Wetterwarnungen. Gemeinsam mit UBIMET entwickelten sie den für die Bahn maßgeschneiderten Wetterwarndienst infra:wetter. UBIMET ist auf meteorologische Prognosesysteme, Unwetterwarnungen und Wetterdienste für verschiedenste Branchen spezialisiert. Im Mittelpunkt der langjährigen Partnerschaft steht die kontinuierliche Weiterentwicklung des Wetterwarndienstes, der speziell an die Anforderungen der ÖBB ausgerichtet ist.
Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender, ÖBB-Holding AG: „Je genauer und je früher wir über Wettersituationen Bescheid wissen, desto besser können wir unsere Gegenmaßnahmen steuern. Diese maßgeschneiderten Wettervorhersagen sind somit ein wichtiges Instrument – auch weil Extremwetterereignisse aufgrund der Erderwärmung zunehmen werden. Wir leisten mit unseren Mobilitätsangeboten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und damit auch einen Beitrag zur Reduktion der Auswirkungen des Klimawandels.“
Die Meteorolog:innen bei UBIMET arbeiten im Schichtdienst das ganz Jahr über. Sie analysieren stetig die Wettermodelle und vergleichen sie mit Messdaten. Damit die Berechnungen möglichst präzise sind, benötigen sie genaue Aussagen über den Ist-Zustand des Wetters und dafür sind die ÖBB Wetterstationen essenziell. Bei der Berechnung für das österreichische Bahnnetz gibt es auch einige Herausforderungen. Zum Beispiel reicht die Seehöhe von Bahnhöfen von etwa 130 Metern im Nordburgenland auf über 1.300 Meter im Arlberggebiet. Wenn UBIMET Schneefallgrenzen prognostizieren will, müssen somit diese großen Unterschiede von West nach Ost und von Nord nach Süd berücksichtigt werden.

Michael Fassnauer, Geschäftsführer UBIMET, sagt: „Die enge Zusammenarbeit mit den ÖBB über zwei Jahrzehnte hinweg zeigt, wie wichtig maßgeschneiderte Wetterinformationen für den Bahnbetrieb sind. Unsere Prognosen helfen dabei, Abläufe besser zu planen und auf wetterbedingte Herausforderungen vorbereitet zu sein. Die Vielfalt des österreichischen Bahnnetzes – von tiefen Lagen bis hin zu alpinen Regionen – macht die Wettervorhersage besonders anspruchsvoll und spannend.“
Neue Hochgebirgswetterstation am Tennengebirge
Wir erweitern laufend unser Stations-Netz für noch präzisere Prognosen. So ergänzt seit November eine 55. Wetterstation das ÖBB-eigene Netz. Sie befindet sich am Tennengebirge in Salzburg und besteht aus einer Windmessanlage auf einem eigenen Mast am Berggrat. Die weiteren Messparameter werden an einem windgeschützten Standort in einem Schneemessfeld gemessen. ÖBB Mitarbeiter:innen des Anlagenservice Centers St. Johann im Pongau haben vorab die Fundamente samt Ankerstangen errichtet. Auf diese wurde die Bodenplatte der Wetterstation aufgesetzt und festgeschraubt. Ein Flughelfer hat den Piloten exakt eingewiesen, so dass dieser die Station millimetergenau absetzen konnte. Nachdem die Sensoren geeicht und eingerichtet waren, ging die neue 6 Meter hohe Wetterstation auch schon ans Netz.
Seit die ÖBB die erste Hochgebirgswetterstation im Jahr 1995 aufstellten, hat sich technisch sehr viel weiterentwickelt. Die Stationen funktionieren energieautark mit Solarenergie und die Daten werden mittels Mobilfunks übertragen. Sie können somit überall im Gebirge aufgestellt werden. Die Stationen und ihre Sensoren sind extremen Temperaturen, Wind und Niederschlag ausgesetzt und müssen entsprechend robust sein. Zumindest einmal jährlich erfolgt eine Wartung aller Stationsteile durch die Herstellerfirma. Die Messdaten werden alle 10 Minuten über ein 4G-Funkmodem zu einem zentralen ÖBB-Server gesendet und von da weiterverarbeitet. Diese Messdaten sind vor allem für die Beurteilungstätigkeit unserer ÖBB-Lawinenkommissionen maßgeblich. Die Lawinenexperten der ÖBB haben die Messdaten immer online am Diensthandy dabei. Unsere Messergebnisse werden auch den amtlichen Lawinenwarndiensten zur Verfügung gestellt und wir erhalten im Gegenzug alle anderen verfügbaren Daten.
Technik, die schützt und Weichen freihält
Österreichweit werden von den ÖBB knapp über 239.000 Laufmeter Steinschlag- und Lawinenverbauungen betreut, rund 4.750 Hektar Fels- und Böschungslehnen überwacht und rund 3.370 Hektar Schutzwälder bewirtschaftet. Datenbanken, geographische Informationssysteme und die langjährige Erfahrung unserer Kolleg:innen vor Ort unterstützen bei der Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Erneuerung von Schutzbauten.
Österreichweit werden über zwei Drittel der rund 13.000 Weichen elektrisch beheizt. Wenn abzusehen ist, dass es zu witterungsbedingten Einschränkungen durch Schnee und Eis an den Weichen kommt, werden die Weichenheizungen automatisch aktiv und bringen den Schnee und das Eis im betroffenen Weichenbereich zum Schmelzen. Wir rüsten weitere Anlagen mit diesen witterungsabhängigen Steuerungen aus, wie etwa durch den Einbau von Temperatur- und Schneefühlern. Darüber hinaus sind Schienenisolierungen im Sinne einer Wärmedämmung im Test, welche die Anlagen noch energieeffizienter betreiben lässt.

Zahlen – Daten – Fakten österreichweit:
- Rund 25 Millionen Euro wenden die ÖBB jährlich für den Winterdienst auf
- 239 km Lawinen- und Steinschlagschutz werden österreichweit auf ihre Wintertauglichkeit kontrolliert
- 4.750 Hektar Fels- und Böschungslehnen werden überwacht
- 3.370 Hektar Schutzwälder werden bewirtschaftet
- Von rund 13.000 Weichen österreichweit sind rund zwei Drittel mit Weichenheizungen ausgestattet
- Insgesamt 55 Wetterstationen sind im Einsatz, um die Wetterbedingungen vorhersagen zu können 23 Hochgebirgswetterstationen / 32 Basiswetterstationen)
- Anzahl der Lawinenkommissionen: 10
- Mitarbeiter:innen im Lawinenwarndienst: 63
- Schneeräumung – rund 100 Fahrzeuge treten gegen den Winter an:
– 3 verschiedene Aufsätze für IH-Flotte: Schneepflug, Schneeschleuder, Schneebürste
– 2 selbstfahrende Schneeschleudern (1 Hochleistungsschneeschleuder, 1 klassische Schneeschleuder)
– 19 Schneepflüge
– 77 Fahrzeuge für den Einsatz von Schneefräsen bzw. -bürsten - 4.000 Mitarbeiter:innen sind österreichweit im Einsatz
- Mehr als 1.000 Bahnhöfe und Haltestellen werden von Eis und Schnee befreit
ÖBB. Heute. Für Morgen. Für uns.
Seit über 100 Jahren gestalten die ÖBB die Mobilität in Österreich. Als umfassender Mobilitäts- und Logistikdienstleister haben die ÖBB im Jahr 2024 511 Millionen Fahrgäste und rund 80 Millionen Tonnen Güter klimaschonend und umweltfreundlich an ihr Ziel gebracht. Denn der Strom für Züge und Bahnhöfe stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Die ÖBB gehören mit 94 Prozent Pünktlichkeit im Personenverkehr zu den pünktlichsten Bahnen Europas. Mit Investitionen von mehr als 5,4 Milliarden Euro jährlich in die Bahninfrastruktur und Flotte bauen die ÖBB am Bahnsystem für morgen. Konzernweit sorgen über 45.500 Mitarbeiter:innen bei Bus und Bahn sowie zusätzlich rund 2.000 Lehrlinge dafür, dass täglich mehr als 1,4 Millionen Fahrgäste sicher an ihr Ziel kommen. Die ÖBB sind das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs und bringen als Österreichs größtes Klimaschutzunternehmen im Mobilitäts- und Logistikbereich Menschen und Güter sicher und umweltbewusst an ihr Ziel. Strategische Leitgesellschaft des Konzerns ist die ÖBB-Holding AG.
Quelle: ÖBB