SK VÖEST-Werkssportplatz Eine Din A6-Postkarte vom Sportplatz mit einer Aufnahme aus dem Jahre 1998 ist zum Preis von EUR 1,- über aglas@oepb.at zu beziehen.
SK VÖEST-Werkssportplatz Eine Din A6-Postkarte vom Sportplatz mit einer Aufnahme aus dem Jahre 1998 ist zum Preis von EUR 1,- über aglas@oepb.at zu beziehen.

Mit dem Wiederaufbau der ehemaligen „Göring-Werke„ nach dem Ende des 2. Weltkrieges, die von nun an VÖEST/Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke„ hießen und der damit anlaufenden Stahlproduktion nahm auch der Werkssport seinen Anfang. Nach Kriegsende kam es zur Gründung des Werkssportvereines. Aus den jeweiligen Betrieben hatten sich viele Freunde des Sports zusammengetan, um die Idee eines Sportklubs in die Tat umzusetzen. Im Juni 1946 gründete man den „SK Eisen und Stahl„, der nur die Sektion Fußball in sich trug.

Im gleichen Jahr folgte jedoch auch die Sektion Tischtennis. Der Vereinsname wurde nach dem Beitritt zur ASKÖ 1947 in „ASK Eisen und Stahl„ und 1948 in „ATSV Eisen und Stahl„ gewandelt. Um jedoch dafür zu sorgen, dass der Verein keinem politischen Dachverband angehörte, wurde anhand einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. November 1949 der Verein in „SK VÖEST„ umbenannt. Die damalige Mitgliederzahl betrug 500 Personen, stieg aber bis 1958 auf 4.000 Mitglieder an. Anfang der 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es sogar 13.000 Mitglieder.

Um für die aktiven Sportler Betätigungsfelder bieten zu können, mussten Sportstätten geschaffen werden. Und so entstand mitten im Werk, jenseits von Hochöfen, Kokerei und zwischen den beiden Gasometern der Werkssportplatz.

Kein Geringerer als der damalige Bundespräsident Dr. Theodor Körner übergab den Sportplatz mit seinem Fußballfeld, den Trainingsplätzen, der Aschenbahn und dem Bunker – den es seit dem Krieg gab – in dem die Umkleide- und Duschkabinen untergebracht waren, per 12. Juni 1954 seiner Bestimmung. Und so nahmen auch die Fußballer des SK VÖEST am Werkssportplatz ihren Anlauf, wenn es darum ging, die Nummer 1 in der Stahlstadt zu werden. Bloß wusste das damals natürlich noch niemand, dass in der Spielzeit 1973/74 der größte Triumph der Vereinsgeschichte einzufahren sein wird, der Gewinn der Österreichischen Meisterschaft. Die emsigen Ballesterer der „Koskler„, wie sie im Volksmund ob ihrer Herkunft aus der VÖEST auch gerne genannt wurden, waren 1951 Meister der 2. Klasse A, 1955 der 1. Klasse Ost, sowie 1958 und 1961 der 1. Oberösterreichischen Landesliga. Von nun an spielte man in der Regionalliga Mitte, was gleichbedeutend mit der 2. Bundesliga war. Sämtliche Heimspiele wurden am Werkssportplatz in der VÖEST ausgetragen, sieht man einmal von der Spielzeit 1963/64 ab, da man es in diesem Jahr als Spielgemeinschaft mit SV Stickstoff Linz versuchte. Der SK VÖEST gab die besten Spieler für dieses Spielgemeinschaft ab, stellte aber dennoch in der Regionalliga ein Team. Die Spielgemeinschaft SV Stickstoff Linz/VÖEST kickte im Linzer Stadion und in der Staatsliga A, der Rest des SK VÖEST am Werksportplatz in der Regionalliga Mitte. Diese Spielgemeinschaft scheiterte jedoch nach nur einem Jahr wieder und beide Vereine gingen wieder eigenständig ihrer sportlichen Wege.

Mit den Fußballern des SK VÖEST ging es aber Jahr für Jahr weiter bergauf, ehe man im Sommer 1969 den großen Sprung ins fußballerische Oberhaus schaffte. Von nun an wurde regelmäßig im Linzer Stadion zu den Heimspielen geladen, bis auf einen Kick in der 1. Liga gegen Wattens eben, am Mittwoch, 11. März 1970. Vor 2.000 Besuchern am VÖEST-Platz gewannen die Hausherren des SK VÖEST mit 2 : 1 (2 : 1). Der VÖEST-Platz erlebte somit also auch seine Bundesliga-Premiere, die jedoch die einzige bleiben sollte. Am Areal wurde aber immerfort trainiert und auch unzählige Freundschaftsspiele in den Winter- und Sommermonaten als Vorbereitung für die anstehende Meisterschaft wurden dort absolviert. Im Laufe der Jahre wurden auch immer wieder Adaptierungen vorgenommen. So wurde 1987 der Eingangsbereich auf der Rückseite umgebaut und umgestaltet und eine große orange in den Himmel ragende Eisenschrift an der Frontseite des Bunkers verriet den vorbeibrausenden Autos auf der Stahlstraße im Werk, dass hier der Sportklub VÖEST zu Hause ist. Im Mai 1989 wurde die alte Stahlrohrtribüne wegen Baufälligkeit geschliffen. Diese Tribüne bot auf Holzbänken gut und gerne 1.000 Personen einen Sitzplatz, eine Begrenzung aus Holz rund um das Spielfeld zäunte das gesamte Areal ein.

Die Spieler klagten während der Trainings und auch bei den Freundschaftsspielen oft und oft über das wahrlich schlechte Luftklima in der VÖEST, aber dennoch hatte der Platz Kult- und Nostalgiecharakter. Allen voran, wenn man aus der nahe gelegenen Kantine kam, meist im Winter nach einem Kickerl, es bereits dunkel war, das Werksgelände aber hell erleuchtet erstrahlte, man von den Hochöfen und der Kokerei lautes Arbeiten vernahm, der Stahlzug pfiff und auch der letzte Linienbus der städtischen Verkehrsbetriebe nicht mehr durch das Werk fuhr. Man musste also auf Schusters Rappen hinaus zur Chemie Linz traben, um dort eine andere Buslinie zu bemühen. Der Werksschutz beim großen Tor war ob der Ankunft per pedes immer wieder aufs Neue erstaunt und wusste zu berichten, dass das Spiel doch schon seit Stunden vorbei ist. Ein kleiner Umtrunk und ein wahrhaft nettes Beisammensein mit Spielern des SK VÖEST und Freunden der gleichen Zunft sorgte aber eben meist dafür, dass in der kleinen Sportplatzkantine Sperrstunde gemacht wurde.

Nachdem der SK VÖEST – Nachfolgeverein FC Linz – mit 21. Mai 1997 zu existieren aufgehört hatte, veräußerte im Laufe der Jahre der VÖEST-Konzern auch das große Areal der ehemaligen Fußballer, die 1973/74 immerhin der Meister von Österreich waren. Es gab aber ein Problem, das war der Bunker, oder nennen wir es baulich einfach „Deutsche Gründlichkeit„. Diesen zu sprengen wäre ein Fiasko geworden, da Statiker und Geologen meinten, aufgrund seiner vielseitigen und derart dicht verzweigten Unterkellerung würde er auch das 41iger Chefetagen-Hochhaus (Blauer Turm) mitumschmeissen.

Was tun also? Stein um Stein abtragen und die Abrißbirne einsetzen. Und so rollten im März 2004 die Bagger heran und taten, wie ihnen befohlen. Heute erinnert auf diesem großen, öden, staubigen beinahe gespenstischen Areal absolut nichts mehr daran, daß hier dereinst gekickt wurde und hunderte hoffnungsvolle Fußball-Talente dem runden Leder hinterher jagten. Die unzähligen Pappeln fielen schon viele Jahre vorher der Kreissäge zum Opfer und der Bunker ist nun weg. Den Krieg hatte er überlebt und vielen Menschen in den „Eisenwerken Oberdonau„ das Überleben gesichert. Bis er selbst nicht mehr überleben durfte. Das Areal wird für Betriebsansiedelungen umgewidmet.

Es wird wieder etwas entstehen dort, das aber ganz bestimmt nichts mehr mit dem Fußballsport von einst zu tun haben wird. Wie meinte doch der langjährige Obmann und geschäftsführende Funktionär des SK VÖEST, Johann Rinner, der die Geschicke des Vereins von 1954 bis 1981 leitete – in dieser Zeit hatte der SK VÖEST 18 Sektionen und war der größte Werksklub Österreichs – anlässlich der Abtragung des Bunkers so treffend: „Jetzt wird mein Lebenswerk zerstört.„

Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass just zum 50jährigen Bestehen des Werkssportplatzes in der VÖEST die Abrißbirne fröhliche Urständ feierte.

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