ÖFB-Jubel nach 24 Minuten. Martin Harnik (links) und Mark Janko freuen sich über das 1 : 0. Foto: GEPA
ÖFB-Jubel nach 24 Minuten. Martin Harnik (links) und Mark Janko freuen sich über das 1 : 0. Foto: GEPA

17. Oktober 2012

Im dritten Spiel der Gruppe C der Fußball-WM-Qualifikation für Brasilien 2014 gestern Abend in Wien setzte es den erhofften und auch erwarteten ersten vollen Erfolg für die junge und dynamische ÖFB-Auswahl vor 43.000 Besuchern im Ernst-Happel-Stadion. Der mit einer stoischen Ruhe gesegnete Teamchef Marcel Koller hatte vor der Begegnung stets betont, dass jedes Spiel erst einmal absolviert werden muss und die Rechenmaschine in der Schublade verweilen würde. Er betonte auch, dass sein Team beim Hinspiel in Astana am vergangenen Freitag beim torlosen Remis die weitaus bessere Mannschaft gewesen war, zum restlosen Glück jedoch lediglich die Tore gefehlt hatten. Ob dies auf den ungeliebten Kunstrasen zurückzuführen war, oder doch schlichtweg auch darauf, dass Österreich am eigenen Unvermögen scheiterte und/oder dem Fehlen eines echten Torjägers zurückzuführen war, blieb im Raume stehen. Marcel Koller stellte sich jedoch stets vor seine Mannen, nahm sämtlichen Druck von der Mannschaft, in dem er betonte, dass selbst bei keinem Sieg noch nichts verloren wäre und er eben guter Dinge sei. Und so wurde aus dem Pflichtsieg eine Kür, die auf weitere tolle Spiele in Rot-Weiß-Rot hoffen lässt.

Entstehungsgeschichte zum 1 : 0. Janko erwischt die Alaba-Maßflanke zum erfolgreichen Abschluss perfekt. Foto: GEPA
Entstehungsgeschichte zum 1 : 0. Janko erwischt die Alaba-Maßflanke zum erfolgreichen Abschluss perfekt. Foto: GEPA

Genial war der Schachzug des Schweizer Feldherrn mit einem Rekonvaleszenten, nämlich mit David Alaba, der nach seiner Ermüdungsbruch-Verletzung nicht nur im Kader stand, sondern auch von Anbeginn an auflaufen durfte. Der Bayern-Legionär hatte bis dato nach seiner Verletzung erst ein Freundschaftsspiel der rot-weißen Münchner in den Beinen – gegen die SpVgg Unterhaching – und dennoch trat der Legionär gleich wieder so auf, als ob er nie weg gewesen wäre. Die Nummer 8 rackerte im Team, war stets anspielbar, hatte die Übersicht und agierte dynamisch wie eh und je. „Wir fliegen nach Brasilien! Kommt Ihr mit?“ stand auf einem 20-Meter-Transparent in der Fan-Kurve am Spielbeginn zu lesen. Dieser Einladung zum Tanz ließ die Österreichische Nationalelf insofern Taten folgen, in dem sie vom Anstoß weg, den die Kasachen zwar gewonnen hatten, den Gegner in ihrer eigenen Hälfte einschnürten. Diese Überlegenheit gipfelte darin, dass das Ecken-Verhältnis in der ersten Halbzeit 7 : 0 für Österreich hieß und die Kasachen in den ersten 45 Minuten gezählte sechs Mal über die Mittelline kamen. Unmutsäußerungen wurden laut, als der Kasachen-Keeper Andrei Sidelnikov bereits nach 10 Minuten anhand seiner Abstöße alle Zeit der Welt für sich vereinen wollte, um das Spiel bereits zu diesem noch sehr jungen Zeitpunkt in die Länge zu ziehen. Österreich fand jedenfalls eine Fülle zahlreicher Torchancen vor, die allen voran von Mark Janko und Martin Harnik nicht verwertet werden konnten. Auch der Abwehrspieler Sebastin Prödl schaltete sich in die Angriffe ein. Nach einem Zusammenstoß mit der kasachischen Abwehr gab es kurz Aufregung, weil die Nase des Steirer blutete. Sehenswert passierte dann das herbeigesehnte 1 : 0. David Alaba setzte eine lange Flanke aus rechter Position kommend hoch in den Strafraum direkt auf den Kopf des 1,96 Meter großen Stürmers Mark Janko und dieser ließ mit dem wuchtigen Kopfstoß Sidelnikov keine Chance. Dies bedeutete endlich die Führung aus österreichischer Sicht in der 24. Spielminute. In dieser Tonart ging es weiter. Eine weitere sehenswerte Aktion passierte in der 27. Minute. Nach einer Ecke von Zlatko Junuzovic kam der Ball zu Janko, dieser hob das Leder in den 16 Meter-Raum und von dort wurde der Ball von Alaba an die Außenstange abgescherzelt. Somit kein Tor für Österreich.

  Janko und Arnautovic beschäftigen Anatoli Bogdanov und Andrei Sidelnikov. Foto: GEPA
Janko und Arnautovic beschäftigen Anatoli Bogdanov und Andrei Sidelnikov. Foto: GEPA

In der 39. Minute eine Aktion – die erste nennenswerte – der Kasachen. Sergei Gridin marschiert links mutterseelenalleine in der österreichischen Spielhälfte auf des Gehäuse von Robert Almer zu. Er flankt zur Mitte auf Ulan Konysbayev und dieser ist dermaßen verdutzt über seine Chance, dass er die Kugel über das Tor donnert. „Einzig in den fünf Minuten vor der Pause haben wir zu schlampig gespielt.“, sollte Marcel Koller nach dem Spiel bei der Pressekonferenz resümieren, anders ist die kurzfristige Nachlässigkeit der Österreicher nicht zu erklären, dass die Kasachen in der Nachspielzeit der ersten Hälfte anhand eines Freistoßes von Valeri Korobkin zum zweiten Torschuss kamen. Die Kugel strich erneut über das ÖFB-Gehäuse.

David Alaba und Österreichs Nr. 7 Marco Arnautovic sorgten gestern Abend mitunter für einträchtige Harmonie. Foto: GEPA
David Alaba und Österreichs Nr. 7 Marco Arnautovic sorgten gestern Abend mitunter für einträchtige Harmonie. Foto: GEPA

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In der zweiten Spielhälfte besann man sich aus österreichischer Sicht seiner Stärken und war der absolute Herr im Haus. 80 zu 20 Prozent Ballbesitz für Österreich zu diesem Zeitpunkt sorgten für klare Verhältnisse. Dann nach gut einer Stunde endlich das 2 : 0. Dieser Treffer war eine Kopie der Führung. Nach einem Out-Einwurf kommt der Ball zu Alaba, der flankt erneut von rechts kommend in den Strafraum und Janko´s Kopf ist abermals zur Stelle – 2 : 0 nach 63 Minuten, Jankos Team-Treffer Nr. 13 im 30. Länderspiel. Dem noch nicht genug ging es in dieser Tonart weiter. Marko Arnautovic glänzte in neuer Rolle als Vorbereiter, wenngleich ihm aufgrund zahlreicher technischer Gustostückerl anzusehen war, dass auch er vehement den Drang zum Tor suchte. Sehenswert dann seine Vorlage zum 3 : 0. Arnautovic marschiert an der linken Flanke in Richtung Tor, um dribbelt zwei Kasachen, spitzelt das Leder weiter zu Alaba, und der österreichische Jung-Star überlupft Keeper Sidelnikov zum 3 : 0. Alaba krönte mit seinem Debüt-Tor im 20. Länderspiel seine tadellose Leistung an diesem Abend. Tosender Beifall schwappte dann neben der Welle durch das weite Rund, als in der 81. Minute Marcel Koller Christoph Leitgeb für Alaba und Jakob Jantscher für Janko brachte. Beide Spieler genossen verständlicherweise die Ovationen für ihren glanzvollen Auftritt. Dennoch war das Spiel noch nicht zu Ende. Arnautovic gelang viel an diesem Abend, bloß kein Tor. Nichts desto trotz ging der Bremen-Legionär dennoch in die Annalen ein, glänzte er mit einer neuerlichen Tor-Vorlage. Diesmal erhielt Martin Harnik das rundlich Spielgerät von Arnautovic tadellos serviert und der Österreicher in Diensten des VfB Stuttgart ballerte das Leder vom Elfmeterpunkt zum 4 : 0-Endstand in die Maschen. Dies war Harniks achter Treffer im 33. Länderspiel.

Kinder im Manne: Marco Arnautovic und David Alaba bejubeln spielender Kinder gleich das 3 : 0 gegen die Kasachen. Foto: GEPA
Kinder im Manne: Marco Arnautovic und David Alaba bejubeln spielender Kinder gleich das 3 : 0 gegen die Kasachen. Foto: GEPA

Die Österreichische Nationalmannschaft fuhr somit den wichtigen ersten vollen Erfolg ein, der, bei aller Bescheidenheit und noch mehr Nachdruck, durchwegs noch höher hätte ausfallen können. Mit vier Punkten aus drei Spielen liegt die ÖFB-Equipe im Moment an 4. Stelle der Tabelle der Gruppe C. Am 22. März gegen die Färöer Inseln in Wien und am 26. März 2013 in Dublin gegen Irland wird sich zeigen, in wie weit der Aufwärtstrend der Nationalmannschaft anhalten wird. Für heuer endet am 14. November zum 20. Todestag Ernst Happels im Linzer Stadion um 20.30 Uhr gegen die Elfenbeinküste das ÖFB-Team-Jahr 2012, das bis dahin bei 4 Siegen, 2 Remis und lediglich einer Niederlage durchwegs positiv verlaufen ist.

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Stimmen zum Spiel:

Kapitän Christian Fuchs bestarch in seinem 51. Länderspiel erneut mit einer guten Leistung. Foto: GEPA
Kapitän Christian Fuchs bestach in seinem 51. Länderspiel erneut mit einer guten Leistung. Foto: GEPA

Kapitän Christian Fuchs – der ebenso wie Emanuel Pogatetz vor dem Spiel mit Blumen von ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner für 50 Länderspiele geehrte wurde: „David Alaba ist für uns unbezahlbar. Er hatte ein Bilderbuch-Comeback. Ich freue mich für ihn, dass ihm neben seinen beiden Vorlagen auch sein Debüt-Treffer im Nationaldress geglückt ist.“

Doppel-Torschütze Mark Janko: „Wir können in unserer Gruppe noch Erster werden – in Anlehnung an das sagenhafte 4 : 4 von Deutschland nach vorheriger 4 : 0-Führung gegen Schweden. Die Deutschen ließen Punkte liegen, warum nicht auch gegen uns im September 2013 in München.“

Miroslav Beranek, Kasachischer Teamchef: „Ich habe auch schon am Freitag nach dem 0 : 0 bei uns in Astana gesagt, dass Österreich im Vergleich mit Irland das bessere Team ist. Die Iren siegten in Kasachstan mit 2 : 1. Ich gratuliere Österreich zu dieser guten Leistung. Sie haben heute alles abgerufen und in dieser Höhe auch verdient gegen uns gewonnen. Die Wechselspieler Janko, Alaba und Klein im Gegensatz zum freitägigen Hinspiel hatten meiner Meinung nach diesen Ausschlag gegeben. Wir mussten einige Spieler aufgrund von Gelb-Sperren vorgeben, die am Freitag noch dabei waren. Diese Spieler fehlten uns heute.“

Marcel Koller, ÖFB-Teamchef: „Unser Sieg kam für mich erwartet und in dieser Höhe auch absolut verdient. Wir fanden gute und zahlreiche Tor-Möglichkeiten vor, die wir nützen konnten. Dass die Kasachen auch hier in Wien ähnlich tief stehen werden, wie in Astana, war uns bekannt. Gott sei Dank konnten wir das Abwehr-Bollwerk diesmal durchbrechen. Und auf die Frage zu Marko Arnautovic, wie ihm, Koller, dessen neue Rolle als Vorbereiter gefallen habe: Ich habe immer gesagt, dass der Marko erst bei 65 Prozent seiner Leistung angelangt ist. Er kann noch mehr und wir werden weiterhin mit ihm arbeiten, um die fehlenden 35 Prozent noch aus ihm heraus zu kitzeln. Diese Zeit haben wir.“

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