Nach langer Zeit gab es gestern Abend endlich wieder einmal eine tolle Kulisse im Sepp Doll-Stadion zu Krems. Foto: oepb
Nach langer Zeit gab es gestern Abend endlich wieder einmal eine tolle Kulisse im Sepp Doll-Stadion zu Krems. Foto: oepb

Der Kremser SC – kurz KSC genannt – zählt zweifellos zu den absoluten Traditionsvereinen in Österreich. Die Schwarz-Weißen waren in den Jahren 1955 bis 1960, sowie 1989 bis 1992 sogar Mitglied der höchsten österreichischen Spielklasse. Unzählige Spielzeiten gehörte man auch der Staatsliga B, der späteren Zweiten Division an.

Aufgrund des großen Andranges etwas später als geplant bat das Schiedsrichter-Trio die Akteure auf den Platz. Foto: oepb
Aufgrund des großen Andranges etwas später als geplant bat das Schiedsrichter-Trio die Akteure auf den Platz. Foto: oepb

Als bis heute größter Triumph in der Vereinsgeschichte zählt wohl das Jahr 1988, konnte man damals doch dem FC Tirol, trainiert vom „Wödmasta“ Ernst Aschyl Happel mit 2 : 0 und 1 : 3 (Erfolg aufgrund der Auswärtstorregel) die an die Tiroler bereits fix vergeben geglaubte ÖFB-Cup-Trophäe aus den Händen reißen. Knapp 10.000 Zuschauer, angeführt vom KSC-Coach Ernst Weber am alten Sportplatz und die ganze Wachau, waren damals aus dem Häuschen und förmlich in Trance.

Im Sommer des gleichen Jahres heuerte Hans Krankl beim KSC an und die Premiere im Europa-Cup fiel mit dem Los des FC Carl Zeiss Jena – damals noch Mitglied der DDR-Oberliga – durchwachsen aus.

Dies deshalb, da die Ost-Deutschen lediglich 3.000 Zuschauer ins frisch adaptierte und zu Ehren des langjährigen Obmanns umbenannten „Sepp Doll-Stadion“ zum Rückspiel lockten, man allerdings auch sportlich gegen die Jenenser mit 0 : 5 bereits im Hinspiel im Ernst Abbe-Sportfeld die Segel streichen musste. Das Retourspiel gewann der KSC jedoch mit 1 : 0, als Torschütze ging Andreas Studeny in die Annalen ein.

Seit 1997 treu und ergeben für den KSC aktiv: "Die Steher Krems" Foto oepb
Seit 1997 treu und ergeben für den KSC aktiv: “Die Steher Krems” Foto oepb

Nach dem Aufstieg ins Oberhaus im Sommer 1989 wurde ein Jahr später der argentinische Weltmeister von 1978, Mario Kempes, verpflichtet. Dieser hatte zuvor schon für den First Vienna FC und den VSE St. Pölten in Österreichs höchster Spielklasse agiert und stieß nun 36jährig zu den Kremsern. Zwei Spielzeiten lang verzauberte der Alt-Star mit seinen Tricks und Kabinett-Stückerln die Zuschauer. Kempes war der einzige Weltmeister, der je im Sepp Doll-Stadion aktiv gewesen ist.

Mit dem sportlichen Abstieg aus der Bundesliga im Jahre 1992 ging es mit dem KSC all die Jahre stetiger und mehr bergab. Konnte man sich doch einige Spielzeiten noch in der Regionalliga Ost behaupten und dort mit Vereinen wie dem SC Eisenstadt, dem SC Neusiedl, dem Wiener Sportklub, dem 1. Simmeringer SC oder aber der Vienna sportlich messen, schienen die Lichter in den Jahren 2007 – Abstieg in die 1. NÖ- und zwei Jahre später mit dem Abstieg in die 2. NÖ-Landesliga – zur Gänze zu erlischen.

Team-Manager Frenky Schinkels (Dritter von links oder rechts) agierte von den Rängen aus überaus emotional und aufbauend für sein junges Team. Der bisherige Erfolg gibt ihm recht. Foto: oepb
Team-Manager Frenkie Schinkels (Dritter von links oder rechts) agierte von den Rängen aus überaus emotional und aufbauend für sein junges Team. Der bisherige Erfolg gibt ihm recht. Foto: oepb

Jedoch – Gott Lob – weit gefehlt. Da man dem Vernehmen nach nicht mehr weiter absinken konnte oder wollte, die 5. Leistungsstufe das Ende der Talfahrt sein sollte, begehrten die Kremser Jahr für Jahr wieder ein bisserl mehr auf. Im Vorjahr hielt man die Saison lange Zeit offen, musste sich mit sportlicher Saison-Fortdauer jedoch dem ASV Spratzern geschlagen geben. Im heurigen Sommer schien jedoch kein Stein auf dem anderen zu bleiben. Christian Karl, in früheren Zeiten selbst für den KSC sehr erfolgreich aktiv, wurde als Trainer bestellt und TV-Plaudertasche und Schmähbruder vom Dienst Frenkie Schinkels agiert nun beim KSC als Team-Manager. Den beiden gelang es, binnen kürzester Zeit, ein Top-Team auf die Beine zu stellen, das sich durchaus Meisterschafts-Chancen ausrechnen darf.

Mehr und mehr setzte sich der KSC in der 2. Hälfte im Strafraum der Rohrendorfer fest. Hier im Zuge eines Eckballs. Foto: oepb.
Mehr und mehr setzte sich der KSC in der 2. Hälfte im Strafraum der Rohrendorfer fest. Hier im Zuge eines Eckballs. Foto: oepb.

Der bisherige Saison-Verlauf lässt die Wachauer auch durchwegs träumen, startete man doch absolut erfolgreich in die Spielzeit 2013/14. Bis gestern Abend wurden sieben Siege aus ebenso vielen Saison-Spielen eingefahren. Die Tordifferenz von 27 : 2 bestätigt einen hohen Unterhaltungswert und mit dem Ungarn Robert Fekete stellt man auch den Führenden (bis dato 12 Volltreffer) in der Schützenliste.

Die Kremser honorieren die tollen Leistungen ihres Teams. Blick auf die Gegengerade ...
Die Kremser honorieren die tollen Leistungen ihres Teams. Blick auf die Gegengerade …

Und so war gestern Abend Derby-Zeit im Sepp Doll-Stadion, denn mit dem FC Rohrendorf reiste nicht nur ein Gegner aus unmittelbarer Nähe der Kremser zum Spiel an, die Blau-Weißen galten bisher auch als schärfster Verfolger des KSC. Die vier Flutlicht-Masten leuchteten freundlich hell über der Stadt und die Besucher, man muss schon sagen, strömten zahlreich aus allen Himmelsrichtungen zum Ort des Geschehens. Darunter auch der Ex-Internationale Alfred Fredl Drabits. Der Andrang an den Kassen war derart groß, dass sich die sportliche Leitung dazu entschloss, den Anpfiff um 15 Minuten nach hinten zu verschieben. Als es dann um 19.45 Uhr endlich losging, waren gut und gerne 2.000 Besucher am Platz, was für ein Match der 5. Leistungsstufe in Österreich doch mehr als nur beachtlich ist.

... als auch auf die Hinter-Tor-Tribüne, Zuschauer allerorts. Fotos: oepb
... als auch auf die Hinter-Tor-Tribüne, Zuschauer allerorts. Fotos: oepb

Ein wenig geschockt von dieser Kulisse – vor 14 Tagen beim letzten Heimspiel gegen USC Seitenstetten waren lediglich 300 Besucher zugegen – agierten die in schwarz gekleideten Hausherren und überließen den weißen Rohrendorfern das Agieren am Spielfeld. Der Kremser SC war zwar vorhanden, das Spiel machte allerdings der Gast, der bei einem vollen Erfolg bis auf einen Punkt an die Kremser herangerückt wäre. Dass dem aber nicht immer so bleiben konnte, man war schließlich der Leader der Liga, dagegen hatte Robert Fekete etwas einzuwenden, der nach einer halben Stunde im Strafraum zu einem guten Schuss kam, dieser auf der Linie der Rohrendorfer an der Verteidigung aber noch hängen geblieben war. Der KSC verbiss sich von nun an mehr und mehr in der Hälfte der Gäste und in der 36. Minute klingelte es erstmals im Gehäuse von Markus Posch. Eckball für den KSC, das Leder landet bei Kapitän Erwin Denk, der staubtrocken vollendet. Wer nun einen überschwänglichen Jubel der Heimischen erwartet hatte, wurde enttäuscht – im Gegenteil, die zahlreich anwesenden Rohrendorfer fabrizierten mit Trommeln und Tröten die Musik im Stadion und feuerten ihr Team frenetisch weiter an.

Freitag Abend, 19.30 Uhr - Fußball bei Fluchtlicht. Fan-Herz, was willst Du mehr? Foto: oepb
Freitag Abend, 19.30 Uhr – Fußball bei Fluchtlicht. Fan-Herz, was willst Du mehr? Foto: oepb

Nach Wiederbeginn agierte nur mehr der KSC. Lautstark angefeuert vom Stehplatz – weniger von den Zuschauern, vielmehr von Frenky Schinkels – lief das KSC-Werkel nun auf vollen Touren. Immer wieder stachelte der Neo-Team-Manager seine Burschen an und auf, diese erhörten ihn und zogen ein gutes Spiel ab. Der Ausbau der Pausen-Führung schien nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. In der 68. Spielminute war es dann auch soweit: der Ungar Tibor Czar tritt einen Freistoßball derart scharf auf das Gehäuse, dass Posch mit dem Handgelenk nur wegfausten kann.

Der heranbrausende Denk ist mit dem Kopf zur Stelle und erzielt das – allen voran von Frenky Schinkels – vielumjubelte 2 : 0. Wie wichtig der Neo-Manager für sein Team ist, bewies der Umstand, dass sich die jubelnde Spielertraube hin zum Stehplatz-Zaun ihres Mentors bewegte.

Auch, wenn sich die letzten 20 Minuten nicht mehr allzu viel tat, so ging der Sieg des KSC durchaus in Ordnung. Es machte Spaß, dieser jungen Elf zuzusehen und man kann den sympathischen Kremsern nur den Aufstieg wünschen. Denn auch der KSC-Obmann Werner Nürnberger hat Visionen: „Zu unserem 100jährigen Jubiläum im Jahre 2019 wollen wir wieder in der Regionalliga spielen …“

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Quelle: oepb

www.kremser-sc.at

 

 

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