Waldrappaufzucht im Zoo Wien. Foto: Daniel Zupanc
Waldrappaufzucht im Zoo Wien. Foto: Daniel Zupanc

Füttern, streicheln, abwiegen: So sieht der Alltag von Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg derzeit aus. Die beiden sind Ziehmütter für 16 Waldrapp-Küken. Bis Mitte Mai 2015 können die Besucher im Wiener Tiergarten Schönbrunn mitverfolgen, wie die Vogelexpertinnen die seltenen Vögel mit der Hand aufziehen. „Die Küken sind im Tierpark Rosegg geschlüpft und sind jetzt zwischen vier und elf Tage alt. Fast rund um die Uhr kümmern sich die Ziehmütter um ihre Schützlinge. Die Vögel werden dabei auf sie geprägt.“, erklärt Tiergartendirektorin Dr. Dagmar Schratter. Eine zweite Gruppe von 16 Küken folgt in ein paar Tagen und wird außerhalb des Besucherbereichs aufgezogen.

 Ziehmutter Anne-Gabriela Schmalstieg mit einem der Küken. Foto: Daniel Zupanc
Ziehmutter Anne-Gabriela Schmalstieg mit einem der Küken. Foto: Daniel
Zupanc

Die Prägung auf ihre Bezugspersonen ist entscheidend. Denn Mitte Mai übersiedeln die Ziehmütter mit den Vögeln vom Tiergarten Schönbrunn in ein Trainingscamp in Salzburg. Dort werden die Waldrappe drei Monate lang darauf trainiert, einem Ultraleicht-Fluggerät zu folgen, in dem ihre Ziehmütter sitzen. Dagmar Schratter: „Der Waldrapp ist im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa ausgestorben. Nun soll er wieder heimisch werden. Dafür muss den Küken, die in Zoos und Zuchtstationen geschlüpft sind, die Route in ihr Überwintergebiet, ein Schutzgebiet in der Toskana, gezeigt werden. Den Weg zurück nach Österreich finden die Waldrappe dann bereits selbstständig.“

 Corinna Esterer füttert die Vögel mit einem Fleischbrei. Foto: Daniel Zupanc
Corinna Esterer füttert die Vögel mit einem Fleischbrei. Foto: Daniel Zupanc

Dieses ehrgeizige Artenschutzprojekt wird vom Waldrappteam, einer Gruppe österreichischer Wissenschaftler, bereits seit 2002 durchgeführt. Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt das Projekt von Anfang an. Mittlerweile ist es ein EU LIFE+Projekt, bei dem der Tiergarten einer von acht Projektpartnern ist. Und die Erfolge sprechen für sich: Es gibt in Österreich und Deutschland bereits wieder 30 freilebende Waldrappe, die vor Wintereinbruch in die Toskana fliegen und im Frühjahr zurückkehren. Ziel des Projekts ist es, bis 2019 eine Population mit rund 120 Vögeln im Freiland aufzubauen.

TIERE SEHEN. ARTEN SCHÜTZEN.
www.zoovienna.at

 

 

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