Er war bemüht, konnte aber dem Spiel nicht den gewohnten Stempel aufdrücken. Neo-Bayer Leverkusen-Legionär Julian Baumgartlinger. Foto: GEPA
Er war bemüht, konnte aber dem Spiel nicht den gewohnten Stempel aufdrücken. Neo-Bayer Leverkusen-Legionär Julian Baumgartlinger. Foto: GEPA

Getreu dem Motto, dass auf eine verpatzte Generalprobe eine geglückte Premieren-Aufführung erfolgen wird, verlor Österreich das fußballerische Freundschaftsspiel am vergangenen Samstag Abend in Wien gegen die Niederlande beinahe schon standesgemäß mit 0 : 2.  Die Niederlande als Gegner ist und bleibt für Österreich ein steter Unruheherd. Die einstige Nummer 2 der Weltrangliste kam wieder einmal zum rechten Zeitpunkt, um der großen Fußball-Euphorie im Lande doch noch aufzuzeigen, dass noch rein gar nichts erreicht oder gewonnen ist. Gewiss sind die „Oranjes“ nicht für die EURO qualifiziert und rangieren derzeit an der 14. Stelle in der Welt. Österreich als Nummer 10 der Weltrangliste hatte aber gegen das Team von Bondscoach Danny Blind nur wenig Zählbares aufzuweisen.

Fußball in Freundschaft / Samstag, 4. Juni 2016, 20.30 Uhr / Ernst Happel-Stadion, Wien, 48.000 Besucher, Referee Alberto Undiano Mallenco (Spanien)

Rückblick: Am 20. Mai 1978 verlor Österreich anhand der Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien im Wiener Stadion vor 55.000 Zuschauern gegen die Niederlande mit 0 : 1. Was dann jedoch in Argentinien geschah, war mit dem Vorrücken unter die Besten Acht das beste Resultat seit 1954 (WM-Dritter in der Schweiz). Die Niederlage gegen Holland vor dem Turnier schadete demnach nicht.

Teamchef Marcel Koller beruhigte und wird für die Seinen die richtigen Schlüsse bis zum Ungarn-Spiel aus der Holland-Niederlage ziehen. Foto: GEPA
Teamchef Marcel Koller beruhigte und wird für die Seinen die richtigen Schlüsse bis zum Ungarn-Spiel aus der Holland-Niederlage ziehen. Foto: GEPA

Am 30. Mai 1990 hieß der letzte Gegner wieder Holland vor einem Großereignis. Österreich bezwang die Oranjes nach einer 3 : 0-Führung mit 3 : 2 in Wien, diesmal vor 48.000 Besuchern. Anhand der Fußball-WM 1990 in Italien gab es jedoch nur lange Gesichter und nach der Vorrunde kehrte die ÖFB-Auswahl mit einem Sieg und zwei Niederlagen wieder in die Heimat zurück. Die Euphorie, die spätestens nach dem Erfolg gegen den amtierenden Europameister von 1988 ihren Höhepunkt erreicht hatte, war dementsprechend rasch wieder verpufft. Der Sieg vor dem Turnier half demnach wenig.

2008 trug Österreich gemeinsam mit der Schweiz eine Europameisterschaft aus. Auch hier traf man im Vorfeld dieses Großereignisses auf Holland. Dem Match am 26. März 2008 im Ernst Happel-Stadion wohnten 40.500 Zuschauer bei, die wiederum ihren Augen kaum trauten. Österreich führte nach 35 Minuten mit 3 : 0, um letztlich als 3 : 4-Verlierer vom Feld zu schleichen. Die Begegnung war zwar nicht zwingend eine Generalprobe, da danach weitere Freundschafts-Spiele folgten, anhand der EURO im eigenen Land sprang mit einem Remis und zwei Niederlagen dann auch das Aus nach der Vorrunde heraus.

Und so war man nun neuerlich Gastgeber gegen gute Holländer, die der rot-weiß-roten Auswahl von Beginn weg ihre Grenzen aufgezeigt hatten.

Die ÖFB-Auswahl startete druckvoll und war nach 3 Minuten gefährlich, als Marko Arnautovic Torhüter Jeroen Zoet mit einem herrlichen „Piola“-Fallrückzieher zu einer sehenswerten Parade zwang. Bereits in der 9. Minute jedoch das 0 : 1: Kapitän Christian Fuchs fälschte eine Flanke von Steven Berghuis ab und die gesamte Verteidigung inklusive Goalie Robert Almer ließ Vincent Janssen unbedrängt und aus kürzester Distanz per Kopf „Guten Tag“ sagen. Österreich blieb aktiv: (12. Minute) David Alaba legte auf Zlatko Junuzovic ab, Zoet schlägt den scharfen Ball weg, der Nachschuss von Mark Janko landete im Aussennetz. In Minute 24 segelte ein Alaba-Schuss doch deutlich über das Tor. Österreich bemühte sich weiter, war aktiv und ließ den Niederländern wenig Raum. Wenn diese jedoch einmal in Richtung ÖFB-Gehäuse kamen, war es gefährlich: Sebastian Prödl konnte in der 35. Minute einen scharfen Quincy Promes-Schuss in Richtung Tor-Stange klären.

Große Lagebesprechung nach dem Holland-Spiel. Von links: Martin Harnik, Marko Arnautovic und David Alaba. Foto: GEPA
Große Lagebesprechung nach dem Holland-Spiel. Von links: Martin Harnik, Marko Arnautovic und David Alaba. Foto: GEPA

In der zweiten Spielhälfte waren die Niederländer giftiger und ihr Spiel engagierter. In der 51. Minute setzte der bisherige Torschütze Janssen nach einer Hereingabe von Kenny Tete den Ball volley über die Latte und nach einer guten Stunde Spielzeit traf Promes aus guter Distanz das Tor nur knapp nicht. Österreich brachte in dieser Phase wenig zusammen und kassierte in der 66. Minute prompt das 0 : 2. Nach einer gelungenen und schön anzusehenden Aktion, aufgeteilt über mehrere Stationen, spielte Luuk de Jong auf Georginio Wijnaldum ab, der mit seinem trockenen Schuss in lange Eck Robert Almer keine Chance ließ. Danach war es vorbei mit der Herrlichkeit in Rot-Weiß-Rot. Holland brachte das Ergebnis gut über die Zeit und war einem etwaigen 0 : 3 näher, denn Österreich dem Anschluss-Treffer. Somit endete auch die stolze Serie von 23 Länderspielen en suite, in denen stets zumindest ein Treffer gelungen war.

Nach zwei freien Tagen durch Teamchef Marcel Koller startet nun am morgigen Dienstag das Unternehmen Fussball-Europameisterschaft. Nach der hochoffiziellen Verabschiedung durch die Regierungsspitze steht noch ein letztes Training in Wien am Terminplan, ehe am Mittwoch die Anreise ins Quartier in Mallemort erfolgt. Und in Bordeaux wird es dann am 14. Juni 2016, 18 Uhr ernst. Beginnend gegen den „Erz-Feind“ Ungarn steigt Österreich in das Turnier ein.

Dazu auch Feldherr und ÖFB-Coach Marcel Koller: „Ich denke, dass wir eine gute erste Halbzeit gezeigt habewn. Dann passierte das unglückliche Tor zum 0 : 1. Da fehlte leider die Abstimmung. Das hat Holland in die Karten gespielt. Wir sind defensiv gut gestanden, aber bei Ballbesitz haben die Holländer eine hervorragende Technik, tolle Fußballer. Es war ein guter Test gegen eine starke Mannschaft. Im konditionellen Bereich haben wir uns durch dieses Spiel weiterentwickelt. Vom Ergebnis stimmt es nicht, aber wir müssen nicht an uns zweifeln. Von der Konzentration war das schon besser als noch gegen Malta.“

Getreu und gemäß dem Gesetz der Serie kann es demnach also nur eine ausgezeichnete Europameisterschaft für Österreich geben. Lernen von den Guten, sich weiterentwickeln und den nun wieder vermehrt auftretenden Nörglern zeigen, dass man Fußball spielen kann – so lautet die Devise. Das Team hat das bereits mehrmals bewiesen und auch in Spielen, in denen es um etwas ging, echte Nervenstärke gezeigt. Warum sollte es also nun bei diesem Turnier anders sein …

www.oefb.at

www.knvb.nl

 

 

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