Ein Ruf, der nach 1997 - Österreich qualifizierte sich unter Teamchef Herbert Prohaska damals letztmalig für ein fußballerische Groß-Ereignis - nun wieder aktuell ist: Frankreich, wir kommen! Foto: oepb
Ein Ruf, der nach 1997 – Österreich qualifizierte sich unter Teamchef Herbert Prohaska damals letztmalig für ein fußballerische Groß-Ereignis – nun wieder aktuell ist: Frankreich, wir kommen! Foto: oepb

In neun Jahren: 25 Tore in 50 Länderspielen! Mark Janko rollt das Torjäger-Feld von hinten auf , ließ bereits die einstigen Größen Karl Decker, Theodor Wagner und Walter Schachner hinter sich, befindet sich auf Augenhöhe mit Matthias Sindelar, Andreas Herzog und Anton Schall und könnte bald schon Erich Hof und Hans Krankl beerben. Gestern traf der sympathische baumlange Niederösterreicher zweimal für die ÖFB-Auswahl beim 3 : 0-EM-Qualifikations-Abschlußspiel gegen Liechtenstein.

UEFA-EM-Qualifikation 2016 / Montag, 12. Oktober 2015, 18 Uhr / Ernst Happel-Stadion, 48.500 Besucher (ausverkauftes Haus)

Vor Österreich gg. Liechtenstein / Stehend von links: Alaba, Almer, Janko, Prödl, Klein und Arnautovic. Hockend v.l.: Dragovic, Fuchs, Baumgartlinger, Harnik und Junuzovic. Foto: oepb
Vor Österreich gg. Liechtenstein / Stehend von links: Alaba, Almer, Janko,  Prödl, Klein und Arnautovic. Hockend v.l.: Dragovic, Fuchs, Baumgartlinger, Harnik und Junuzovic. Foto: oepb

Irgendwie ist es ein gewohntes Bild geworden. Aber irgendwie ist es nach wie vor zu schön, um auch wirklich wahr zu sein. Und dennoch – es ist Gewissheit: Österreich qualifizierte sich erstmals in der Geschichte für eine Fußball-Europameisterschaft. 2008 war man als Veranstaltungs-Ausrichter mit der Schweiz automatisch gesetzt. Die letzten beiden Spiele gegen Montenegro (3 : 2-Erfolg am 9. Oktober 2015 in Podgorica) und gestern Abend dienten nur mehr der Kür, denn die Pflicht wurde bereits in den vorangegangenen 8 Partien mit Bravour erledigt. Unglaublich genau genommen und auch sehr untypisch für ein als Raunzer-Nation bekanntes Land.

Die Anstoßzeit gestern um 18 Uhr war für einen Montag Abend sehr Konsumenten-unfreundlich. Und dennoch kamen sie aus den entlegendsten Winkeln der Republik angereist, um ihren Idolen und Lieblingen in Rot-Weiß-Rot noch einmal nicht nur die Daumen drücken zu können, sondern auch die biergetränkten Stimmbänder zu schenken. Das Hallo rund um den in ein wunderbar buntes und herbstliches Licht getauchten Prater war immens und auch an den Zuschauer-Eingängen samt zeitraubenden Einlass-Kontrollen ging es doch sehr zügig voran. Um Punkt 18 Uhr war alles angerichtet und eine letzte große Österreich-Gala in einer Qualifikation, die in die Geschichte einging, konnte beginnen.

Wie immer stellt es sich als ein imposantes Bild dar ...
Wie immer stellt es sich als ein imposantes Bild dar …

Der ÖFB-Stab sprach es nicht aus, war demütig und erdig, aber genau genommen dachten sich viele, dass es gegen Liechtenstein eventuell für einen Rekord-Sieg reichen könnte. Jenes 9 : 0 gegen Malta vom 30. April 1977 wollte man knacken, oder zumindest den 7 : 0-Erfolg, detto gegen Liechtenstein, vom 26. April 1995 einstellen. Geworden ist es letzten Endes ein 3 : 0, das dennoch sehr große Freude bescherte, denn bei aller sich gebotener Tormöglichkeit-Verwertungs-Szenerie hätte der Triumph wahrhaftig zweistellig enden können.

Österreich dominierte den artigen Gegner Liechtenstein nach Belieben. Nach 13 Minuten war klar, dass man als Sieger vom Platz gehen würde, denn Martin Büchel wollte retten, schoss dabei Marko Arnautovic an und es stand 1 : 0. Der 33jährige Peter Jehle stand oftmals im Mittelpunkt des Geschehens und seine torhüterischen Glanzparaden vereitelten immer wieder die besten Möglichkeiten (20. Minute / David Alaba, 34. Minute / Zlatko Junuzovic) der Österreicher.

 ... wenn sämtliche Kurven komplett in rot und weiß getaucht sind ...
… wenn sämtliche Kurven komplett in rot und weiß getaucht sind …

Die Zuschauer im restlos ausverkauften Haus in den diversen Sektoren feierten anhand einer optisch vollkommenen Choreografie ihre Helden. Vom rot-weiß-roten Fahnenmeer in den Kurven bis hin zum „Allez – Allez“-Schriftzug anhand der Gegengerade war alles dabei. Auch ein Transparent, für den erfolgreichen ÖFB-Teamchef optisch zwischen 1. und 2. Rang auf der Gegengerade mittig sehr gut positioniert mit der aussagekräftigen Botschaft: „Marcel – bring uns nach Russland!“ Dazu der Angesprochene nach Spielschluss: „Wahnsinn, was da abgeht. Ich habe Angebote, es ist aber nicht eilig, von Österreich wegzukommen. Diesen Buschen sind weitere große Taten durchaus zuzutrauen.“

In der zweiten Spielhälfte legten die Österreicher dann aber doch noch einen Zahn zu. Es folgte der Mark Janko-Doppelpack in der 54. Minute zum 2 : 0 und in der 57. Minute zum 3 : 0, ehe ihn der Teamchef unter tosendem Applaus und Standing Ovations in der 64. Minute vom Feld holte und durch Rubin Okotie ersetzte. Und auch der einstmals so viel gescholtene Marko Arnautovic hatte seine Freude, fungierte er doch immer wieder als Alleinunterhalter der knapp 49.000 Besucher und narrte die armen Liechtensteiner immer und immer wieder mit überaus sehenswerten Gusto- und Kabinett-Stückerln. Um Punkt 19.48 Uhr war es vorbei, Österreich geht aus 10 Spielen der EURO-Qualifikationsgruppe G mit 28 (von 30 möglichen) Punkten als Champion hervor und schaffte damit nicht nur 9 Qualifikations-Siege en suite, sondern spielte auch die erfolgreichste Qualifikation überhaupt in der über 111jährigen bewegten Geschichte des ÖFB. Der Ruf nach einem neu geborenen und auch wiedererstandenen Österreichischen Fußball-Wunderteam wird nicht nur lauter, er ist kaum mehr zu überhören.

... und ein ganzes Stadion über 90 Minuten lang komplett Kopf steht. Alle Fotos: oepb
… und ein ganzes Stadion über 90 Minuten lang komplett Kopf steht. Alle Fotos: oepb

Die Party nach Spielschluss hatte es in sich. Der ÖFB versteht es zu feiern, wenngleich genau genommen „nur“ eine Qualifikation überaus erfolgreich geglückt ist. Nicht auszudenken, wenn dieses Land einmal wirklich etwas im Fußball gewinnt, dann wird wohl der Wiener Stephansdom, der gute alte Steffl, Rot und Weiß angefärbelt werden.

Stadion-Plaudertasche vom Dienst, Andy Marek waltete seines Amtes und setzte zum Moderations-Marathon an. Es wurde der gesamte ÖFB-Stab – vom Sport-Direktor begonnen, über die Betreuer, Trainer, medizinische Abteilung, Ersatz-Spieler, aktueller Kader, jeder Mann / und Frau einzeln unter frenetischem Applaus bis hin zum erfolgreiche Feldherrn Marcel Koller noch einmal vor den Vorhang gebeten, um anhand einer kleinen provisorisch aufgebauten Bühne samt Transparent: FRANKREICH WIR KOMMEN höchst freudestrahlend geehrt. Zu feiern verstehen sie, die Burschen, zu siegen auch, die EURO 2016 in France kann wahrlich kommen.

 ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig (vorne links), sowie ÖFB-Präsident Leo Windtner (mittig) baten ihre Schäfchen zur kleinen Ehrung. Foto: oepb
ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig (vorne links), sowie ÖFB-Präsident Leo Windtner (mittig) baten ihre Schäfchen zur kleinen Ehrung. Foto: oepb

Gut eine Stunde nach Spielschluss war das Stadion immer noch bummvoll und sogar die Liechtensteiner Nationalspieler standen gratulierend Spalier für die feiernden Österreicher. Ein netter Zug der Gäste, denn als Mario Frick, seines Zeichens mit 125 Länderspielen Rekord-Nationalspieler Liechtensteins in der 89. Minute von seinem Coach René Pauritsch durch Simon Kühne ersetzt wurde, erhob sich das gute alte Prater-Oval und verabschiedete den 41jährigen Kapitän Liechtensteins unter frenetischem Applaus. Für Fricke, der ob der Beifallskundgebungen für ihn – bei einem Auswärtsspiel wohl gemerkt – den Tränen nahe war, neigte sich gestern Abend eine langjährige Fußballer-Laufbahn ihrem wohlverdienten Ende zu.

Die Österreichischen Nationalspieler feierten jedoch munter weiter und schlenderten nun von Kurve zu Kurve um sich hochleben zu lassen. Dabei wurde noch zahlloser Gerstensaft aus riesigen Krügen des Salzburger Stiegen-Bier-Sponsors verschüttet und neben Marcel Koller und Herbert Prohaska bekam diesmal sogar ORF-Mann Rainer Pariasek seine „güldene“ Dusche ab. Wie getaufte Mäuse standen Koller und Pariasek vor der Kamera für die letzten Interviews.

 Jubel, Trubel, Heiterkeit, Konfetti-Regen - das gab es für den ÖGB noch nie.
Jubel, Trubel, Heiterkeit, Konfetti-Regen – das gab es für den ÖFB noch nie. Foto: oepb

Jeder einzelne der Nationalspieler zog heute aus dem Teamcamp im Herrenhof aus der Inneren Wiener Stadt ab, um bei seinem Brötchengeber-Verein weiter dem fußballerischen Tagesgeschäft nachzugehen. In einem Monat jedoch gibt es ein Wiedersehen, wenn die ÖFB-Auswahl noch einmal zu einem Länderspiel in den Wiener Prater bittet. Gast ist am Dienstag, 17. November 2015, 20.45 Uhr die Schweiz, jene Nation als, aus der Marcel Koller stammt. Der Vorverkauf dazu startete heute um 10 Uhr, der ÖFB gab dazu am Nachmittag bekannt, dass bereits binnen weniger Stunden über 10.000 Tickest abgesetzt worden sind. Ein abermaliges ausverkauftes Haus zeichnet sich ab. Der ÖFB boomt! Nun, so soll es sein …

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