“Rechtzeitige Impfung beugt vielen Krebsarten und Infektionen vor!”, so Mag. Renée Gallo-Daniel ­ Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. Foto: Franz Pflügl
“Rechtzeitige Impfung beugt vielen Krebsarten und Infektionen vor!”, so Mag. Renée Gallo-Daniel ­ Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. Foto: Franz Pflügl

Vor fünf Jahren wurde die Impfung gegen das Humane Papilloma-Virus (HPV) in das Gratis-Kinderimpfprogramm aufgenommen. Bis jetzt bleibt die Durchimpfungsrate aber deutlich hinter Ländern wie Deutschland oder Großbritannien zurück. Gleichzeitig belegen neue Daten zum wiederholten Mal die hohe Schutzwirkung der Impfung. In Schottland gingen die Fälle von Gebärmutterhalskrebs durch eine flächendeckende Impfung schon nach wenigen Jahren stark zurück. Insgesamt profitieren Mädchen wie Burschen durch einen Rückgang von HPV-ausgelösten Infektionen und Karzinomen. Experten fordern daher alle Eltern von Kindern ab 9 Jahren dazu auf, diese unbedingt impfen zu lassen. Am besten im Rahmen der Schulimpfaktionen, die in Kürze wieder starten.

Vermeidbarer Krebs
Weltweit wird jede fünfte Krebserkrankung von Infektionen verursacht, die häufig vermeidbar oder zumindest behandelbar wären. Ganz vorne mit dabei: Infektionen durch HPV. Sie werden meist sexuell übertragen, Kondome schützen nur teilweise. Insgesamt gibt es mehr als 150 Subtypen des Virus. Man unterscheidet Niedrig-Risiko-HPV-Typen und Hoch-Risiko-HPV-Typen. Niedrig-Risiko-Typen führen hauptsächlich zu Genitalwarzen, während Hoch-Risiko-Typen für Krebs(vorstufen) am Gebärmutterhals, der Scheide, den Schamlippen, am After, aber auch am Penis beziehungsweise am Hals und im Rachen verantwortlich sind. Doch auch Genitalwarzen verursachen langfristig ebenfalls ein erhöhtes Krebsrisiko, sind hoch ansteckend, extrem belastend und oft nur schwer zu behandeln. Seit einigen Jahren kann man sich gegen die wichtigsten HPV-Subtypen impfen lassen.

Geringe Durchimpfungsraten
Die Wirksamkeit der vorbeugenden Impfung ist seit Jahren erwiesen, alle relevanten Gesundheitsorganisationen mit der WHO an der Spitze rufen zur Impfung auf. In Österreich ist die Durchimpfungsrate dennoch gering. Nach eigenen Angaben sind nur neun Prozent aller 19 bis 45-Jährigen gegen das Virus geimpft. Das zeigen die Daten einer im April veröffentlichten Marktforschung, die vom ÖVIH in Auftrag gegeben wurde. Auch bei den Jugendlichen dürfte ein Großteil nach wie vor nicht geimpft sein. Die Gratis-Schulimpfungen spielen daher eine wichtige Rolle, um rasch höhere Durchimpfungsraten zu erreichen. Univ. Prof. Dr. Elmar Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Wien erläutert, warum das wichtig ist: „Wie bei vielen anderen Impfungen geht es bei der HPV-Impfung nicht nur um den eigenen Schutz, sondern auch um den Gemeinschaftsschutz. Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger können das Virus übertragen. So werden auch jene geschützt, die aus diversen Gründen nicht geimpft werden können.“

Riesiges Potenzial
Wie viel Potenzial die Impfung hat, beweisen europäische Daten zu den durch HPV verursachten Krebsarten. Insgesamt wurden knapp 48.000 jährliche Krebsfälle registriert, die durch jene Stämme, die im neuesten Impfstoff enthalten sind, abgedeckt gewesen wären. Der häufigste HPV-assoziierte Krebs war Gebärmutterhalskrebs gefolgt von Kopf- und Halstumoren und Analkarzinomen. 19 Prozent der Krebsfälle betrafen Männer. Auch die Zahl der vermeidbaren Krebsvorstufen wurde geschätzt: Experten gehen von 232.000 bis 442.000 Fällen aus, bei den Genitalwarzen waren es sogar 680.000 bis 844.000 Fälle.

Bestätigte Wirksamkeit
Eindeutige und sehr positive Ergebnisse zur Impfung liefert auch eine unlängst publizierte Studie aus Schottland. Bei einem Vergleich zwischen den PAP*-Ergebnissen von 20-jährigen Frauen, die im Alter von 12 oder 13 geimpft worden waren mit jenen, die keine Impfung erhalten hatten, konnte eine 89-prozentige Reduktion der Krebsvorstufen nachgewiesen werden. Auch der Nutzen des Gemeinschaftsschutzes wurde belegt. „Diese Studie zeigt eindeutig, dass es möglich ist, in nur wenigen Jahren viele potenzielle Krebsfälle zu verhindern, wenn ausreichend viele Leute geimpft sind.“, so Joura.

* Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

HPV-Impfung im Schulimpfprogramm
Wie wichtig die Impfung ist, erkennt man auch daran, dass sie von der öffentlichen Hand für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren kostenlos im Rahmen des Gratis-Kinderimpfprogramms zur Verfügung gestellt wird. Im Regelfall wird die Impfung im Rahmen des Schulimpfprogramms in der vierten Klasse Volksschule sowohl Buben als auch Mädchen angeboten. Zwei Teilimpfungen sind notwendig. Können diese nicht in der Schule absolviert werden, sind sie auch in den öffentlichen Impfstellen der Bundesländer (Bezirkshauptmannschaften, Magistrate, Bezirksämter) und bei manchen niedergelassenen Ärzten erhältlich. Für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren bieten die Bundesländer sogenannte Catch-Up-Programme an. In diesem Fall sind die Impfungen zu einem vergünstigten Preis erhältlich**. „Es ist wichtig, dass die Impfung bereits vor dem sexuell aktiven Alter stattfindet, um Infektionen zu verhindern. Außerdem ist in diesem Alter die Immunantwort besonders hoch. Es ist daher allen Eltern dringend zu raten, ihre Kinder bereits im Volksschulalter impfen zu lassen.“, betont HPV-Experte Joura. Die Impfung ist aber auch darüber hinaus noch sinnvoll. „Wirksamkeitsdaten zeigen, dass die Impfung bei Frauen mindestens bis zum Alter von Mitte vierzig und bei Männern mindestens bis Mitte zwanzig wirksam ist, selbst dann, wenn bereits eine Infektion stattgefunden hat“, erläutert Joura. Allerdings sind die Kosten dann selbst zu tragen.

** einen Überblick über die entsprechenden Impfstellen gibt es hier

Quelle: Fine Facts Health Communication

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www.oevih.at

 

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