Der Westfale Thorsten Fink, seit Juni 2015 in Wien bei der Austria unter Vertrag, impfte den Veilchen das absolute Sieger-Gen ein. Foto: oepb
Der Westfale Thorsten Fink, seit Juni 2015 in Wien bei der Austria unter Vertrag, impfte den Veilchen das absolute Sieger-Gen ein. Foto: oepb

Und sie wiederholt sich doch – die Geschichte nämlich: Beinahe auf den Tag genau vor 32 Jahren – am 30. November 1983 rang eine entfesselnd aufspielende Austria-Mannschaft die Konkurrenz von Sturm aus Graz nieder und fegte wie ein Orkan mit 7 : 1 (Pausenstand 3 : 0) über die Schwarz-Weißen Steirer hinweg – brachte der Bundesliga-Terminkalender gestern Abend abermals und erneut diese Spiel-Paarung mit sich. Die Protagonisten von einst sind nun im Violetten Legendenklub vereint und verfolgen stets und getreu die spielerischen Agenden ihrer “Kinder”. Der tolle Erfolg damals in einem bitterkalten Franz Horr-Stadion bescherte der Austria nicht nur einen ihrer höchsten Siege in der Bundesliga-Historie, er brachte quasi im Vorbeigehen und Drüberstreuen auch den Titel des Herbstmeisters mit sich. Beide Vereine waren einst um diese Zeit auch noch im Europapokal engagiert: die Austria gegen Inter Mailand – nach dem 2 : 1-Erfolg von Wien folgte einige Tage später das 1 : 1 in Mailand, und Sturm gegen Lokomotive Leipzig (2 : 0 in Graz, 0 : 1 im Bruno Plache-Stadion). Dieser Umstand und jene Konstellation, dass es vor dem Spiel um den „Titel ohne Mittel“ des Herbstmeisters zwischen dem FAK und Sturm Graz ging, lockte für damalige Verhältnisse die gute Kulisse von 7.000 Besuchern an.

18. Spieltag tipico-Bundesliga / Mittwoch, 2. Dezember 2015, 20.30 Uhr / Generali-Arena, 6.234 Besucher, Referee Manuel Schüttengruber

 Vanche Shikov (links) und Simon Piesinger, sowie Roman Kienast in Erwartung eines Eckballes in der ersten Halbzeit. Foto: Fritz Duras, austria80.at
Vanche Shikov (links) und Simon Piesinger, sowie Roman Kienast in Erwartung eines Eckballes in der ersten Halbzeit. Foto: Fritz Duras, austria80.at

Der Vorteil einen Spieltag abzuschließen, liegt in dem Umstand, zu wissen, wie die Konkurrenz agiert hat. Dies kann allerdings manchmal auch zum Nachteil avancieren, wenn schlichtweg die Nerven nicht mitspielen. Beim FK Austria Wien war es im bisherigen Herbstverlauf stets so, just genau dann gepatzt zu haben, wenn man der Konkurrenz punktemäßig davon eilen hätte können. Und mit dem SK Sturm Graz als Gegner kam gestern Abend auch nicht gerade ein Team nach Wien, gegen das man im Vorfeld bereits über die Höhe eines etwaigen Sieges hätte diskutieren können. Ganz im Gegenteil, liegt doch der letzte volle Erfolg gegen die Steier bereits zwei Jahre zurück. Und auch das Hinspiel in Graz verlor man sang- und klanglos 0 : 2. Dennoch, man hatte es in der eigenen Hand, denn tags zuvor der FC Red Bull Salzburg (1 : 1 gegen den Wolfsberger AC), als auch gestern um 18.30 Uhr RAPID (1 : 2 gegen Admira/Wacker) ließen Punkte liegen. Ergo – mit einem vollen Erfolg wäre die Austria Herbstmeister. Mit dieser freudigen Konstellation im Gedanken leerte sich das bummvolle Viola-Pub knapp vor 20.30 Uhr und jeder der dort bis dahin verweilten und plaudernten Freaks marschierte schnurstracks in seine Kurve.

Dort angelangt war optisch zu vernehmen, dass die Austria wieder einmal mit 0 : 1 in Rückstand geraten war. Sturm Graz, angetreten mit drei Ex-Violetten in ihren Reihen – Roman Kienast, Michael Madl, sowie Sascha Horvath – erzielte die frühe Führung bereits in der 4. Spielminute. Der Linzer Simon Piesinger schob den Ball geschickt ins Loch auf Sascha Horvath und der kleine Wirbelwind, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit als Jahrhunderttalent der Austria tituliert worden war, bugsierte das Leder staubtrocken ins Netz. Damit ging die Serie der verkannten und abgegebenen Veilchen, die nun gegen ihren Ex-Klub förmlich wie am Schnürchen treffen – Srdan Spiridonovic (Admira/Wacker), Thomas Murg (SV Ried), Sascha Horvath – munter weiter. Doch die Austria ließ sich, genau wie in Ried, vom frühen Rückstand nicht aus dem Konzept bringen, zog ihr Spiel auf und war oftmals in Ballbesitz. Der Unterschied zur Schlappe im Innviertel war jedoch, dass die Torchancen nicht unbedingt am Fließband produziert wurden, sondern dass sich das Spielgeschehen vermehrt im Mittelfeld aufhielt. Mit dem ersten echten Torschuss kam dann auch der Ausgleich.

 Dieser Kopfball von Alexander Gorgon (links) wird den Weg ins Tor zum 2 : 1-Siegestreffer finden. Foto: Fritz Duras, austria80.at
Dieser Kopfball von Alexander Gorgon (links) wird den Weg ins Tor zum 2 :1-Siegestreffer für die Austria finden. Foto: Fritz Duras, austria80.at

39. Minute: Roi Kehat spielte einen Ball in den Rücken der Grazer Abwehr und Larry Kayode hatte diesmal sein Visier besser eingestellt, als noch in Ried. Sein Abschluss war sehenswert und erfolgreich und das 1 : 1 bedeutete seinen 8. Saisontreffer.

Kurz vor der Pause konnte sich Osman Hadzikic im FAK-Tor auszeichnen. Einen satten Piesinger-Schuss fischte er aus dem Kreuzeck, kurze Zeit später köpfelte Philipp Zulechner auf der Gegenseite über die Latte.

Nach Wiederbeginn stand Kayode erneut im Mittelpunkt des Geschehens, sein Schuss ging allerdings nur ans Außennetz. Doch die Austria wollte nun mehr. Zuerst scheiterten Zulechner und Fabian Koch (49. Minute) am guten Michael Esser im Sturm-Tor, aus einem Konter vermochte Alexander Gorgon in der 54. Minutenoch – kein Kapital zu schlagen. Doch die Zuschauer ahnten, dass da heute Abend etwas passieren könnte. Die Stimmung von beiden Fan-Parteien war lautstark und gut, violett und schwarz rief sangestechnisch sehr viel aus dem jeweiligen Gesangs-Repertoire ab.

Sturm stand hinten gut und die Violetten mühten sich weiter. In der 77. Minute kam Kristijan Dobras zu einer Chance, Hadzikic bändigte die Kugel ohne Probleme. Dann die 81. Spielminute: Christoph Martschinko spielt einen hohen Ball auf Alexander Gorgon und der „Gogo“ köpfelt das Leder über Esser hinweg ins linke lange Eck zum 2 : 1. Rums, Tor Nummer 11 für Gorgon und frenetischer und anhaltender Applaus der Zuschauer. Kevin Friesenbichler hatte in Minute 87 dann noch das 3 : 1 am Fuß, sein Ball ging allerdings am kurzen Eck vorbei. Nach 94 Minuten wurde die Begegnung vom unauffällig agierenden Referee-Gespann aus Oberösterreich um Manuel Schüttengruber beendet.

 Kompetent, freundlich und ohne große Umschweife auf den Punkt gebracht - eine geballte Ladung Deutsche Bundesliga hier in Österreich. Der eine, Franco Foda (rechts), war bereits Meister mit Sturm Graz (2010/11), der andere, Thorsten Fink (Bildmitte) arbeitet auf dieses Ziel hin. Ganz links: FAK-Medienstelle Christoph Pflug. Foto: oepb
Kompetent, freundlich und ohne große Umschweife auf den Punkt gebracht – eine geballte Ladung Deutsche Fußball Bundesliga hier in Österreich. Der eine, Franco Foda (rechts), war bereits Meister mit Sturm Graz (2010/11), der andere, Thorsten Fink (Bildmitte) arbeitet auf dieses Ziel hin. Ganz links: FAK-Medienstelle Christoph Pflug. Foto: oepb

Spiel, Satz und Sieg für die Austria, sowie nach 2012 wieder einmal die Herbstmeisterschaft gewonnen. Die Wiener Violetten beendeten die Partie mit dem heurigen Lieblingsergebnis von 2 : 1, denn 5 der bisherigen 10 Saison-Erfolge endeten mit diesem Resultat. Die Fans freut es, die Mannschaft um Trainer Thorsten Fink bleibt bescheiden und devot und wird weiter hart am Erfolg der Zukunft arbeiten. Bis zur Winterpause stehen nun noch zwei Partien an: zuerst geht es am kommenden Samstag zum wieder erstarkten Wolfsberger AC, ehe am Samstag, 12. Dezember 2015 um 16 Uhr zu Hause gegen den SCR Altach das Kalenderjahr 2015 beendet werden wird. Bleibt nur noch zu hoffen, dass gegen die Vorarlberger wieder mehr Leute den Weg zur Austria finden werden, denn die gestrige Anstoßzeit von 20.30 Uhr war leider für Familien und junge Fans nicht gerade das, was man unter Konsumentenfreundlichkeit versteht.

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Aus der Statistik:
Gesamtbilanz: 190 Spiele / 95 Siege / 46 Unentschieden / 49 Niederlagen – Torverhältnis: 352 : 231

Heimbilanz: 95 Spiele / 58 Siege / 20 Unentschieden / 17 Niederlagen – Torverhältnis: 210 : 96

1. Spiel gegeneinander: 13. 09. 1942 (3 : 1)

www.austria.wien
www.bundesliga.at
www.sksturm.at

 

 

 

 

 

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