Der alljährliche musikalische Gruß aus Wien hinaus in die Welt findet traditionell am 1. Jänner statt. Und das zum zwischenzeitlich 84. Mal, davon zum 66. Mal im ORF. Foto: Wiener Philharmoniker

Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker findet alljährlich stets am 1. Jänner statt. Zahlreiche Musikfreunde und Gäste aus aller Herren Ländern pilgern am frühen Vormittag des Neujahrstages in den Wiener Musikverein. Die Eintrittspreise dafür liegen heutzutage teilweise schon bei über 1.000 Euro für die Karte. Gemäß Wiener Philharmoniker werden diese über deren Website verlost. Von den 2.000 Plätzen im Goldenen Saal gehen etwa ein Drittel der Tickets in den freien Verkauf. Dem gegenüber stehen Jahr für Jahr an die 100.000 Anfragen von Musik-Begeisterten aus aller Welt.

Zur Geschichte

Die Geschichte der Wiener Philharmoniker reicht zurück bis in den sogenannten Vormärz (damit ist jene Zeitspanne gemeint, die mit dem Wiener Kongress – Europa wurde nach der Niederlage Napoleons neu geordnet – von 1814/15 begann und etwa 50 Jahre andauern sollte). Am Ostermontag, dem 28. März 1842 fand das erste Philharmonische Konzert der neu gegründeten „Wiener Philharmoniker“ unter Hofkapellmeister Otto Nicolai im „k.k. großen Redouten-Saale“ statt. Nicolai rekrutierte sein Ensemble aus zahlreichen Mitgliedern des Hof-Operntheaters und bereits 1854 kann das Orchester einen regelmäßigen Konzertbetrieb aufrecht halten.

Botschafts-Residenz der Musik

Am 6. Jänner 1870 fand im neuen Musikvereinssaal das erste Konzert statt. Der Däne Theophil Edvard Hansen, der einer der meistbeschäftigten Architekten an der Wiener Ringstraße war, ließ das Gebäude der „Gesellschaft der Musikfreunde“ in den Jahren 1867 bis 1869, neben dem Künstlerhaus und hinter dem Palais Württemberg errichten. Der im Renaissancestil mit antiken Anklängen prunkvoll ausgestattete „Goldene Saal“ gilt als eines der Meisterwerke Hansens. Die Kritiker meinten dazu: „Mit seiner reichen, aber harmonisch ausgeglichenen Farbenpracht gab Architekt Hansen zeitgenössischen Kritikern das Gefühl, als ob man in eine ideale, fremde Welt entrückt sei.“ Am 15. Jänner 1870 stieg damals der erste Ball. Und am 13. November des gleichen Jahres gaben die Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, der ihr ständiges Domizil werden sollte, ihr erstes Abonnementkonzert.

31. Dezember 1939, 11.30 Uhr

Das allererste Neujahrskonzert war ein Silvesterkonzert um die Mittagsstunde! Mit der „Philharmonischen Silvester-Akademie“, dirigiert von Clemens Krauss, dem ehemaligen Direktor der Wiener Staatsoper begannen im ersten Kriegswinter 1939/40 des Zweiten Weltkrieges im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins die traditionellen Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker.

Braune Vergangenheit

Im damaligen Hintergrund des heutzutage musikalischen Großereignisses stand die Konkurrenz der Wiener zu den Berliner Philharmonikern. Seit dem „politischen Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland“ in den März-Tagen des Jahres 1938 war der Machtkampf zwischen Berlin und Wien schärfer denn je. Die Berliner gingen dabei als Sieger hervor, da sie Erstens aus der Hauptstadt des Reiches kamen und Zweitens durch das Propaganda-Ministerium finanziell besser ausgestattet waren. Wien war seit März 1938 keine Hauptstadt mehr und verlor durch diesen Umstand allgemein an Bedeutung.

Silvesterkonzert wird zum Neujahrskonzert

NS-Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien Baldur von Schirach erkannte den Nachteil von Wien gegenüber Berlin und förderte das Wiener Orchester. Am 1. Jänner 1941 fand dann tatsächlich das erste „Neujahrskonzert“ statt, reichhaltig ausgestattet mit Wienerischen Darbietungen, dem Dreivierteltakt der Strauß-Dynastie. Clemens Krauss leitete bis 1945 die „Philharmonischen Akademien“, anhand dieser ausschließlich Werke der „Sträuße“ präsentiert wurden. Die anfängliche Skepsis von Krauss gegenüber dem Neujahrstag als Konzerttermin wich sehr rasch, denn der rege Publikumszuspruch zerstreute seine Bedenken.

Glaubt an dieses Österreich

Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn Ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!“ – so der flammende Appell von Staatssekretär Leopld Figl anhand seiner Radioansprache am Weihnachtsabend 1945 an die von den Kriegswirren arg gebeutelte Österreichische Bevölkerung. Und auch das Konzert der Wiener Philharmoniker trug seinen großen Teil dazu bei, dass Österreich wieder Zug um Zug und Stück für Stück aufgebaut wurde.

1. Jänner 1946

Unter der heute bekannten und offiziellen Bezeichnung fand am 1. Jänner 1946 erstmals das „Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker“ mit Josef Krips statt. Nach seinem zweijährigen Dirigentenverbot kehrte Clemens Krauss ab 1948 wieder ans Pult zurück und trug bis 1954 weiter zur internationalen Verankerung des Neujahrskonzertes bei.

Aus Wien und Österreich hinaus in alle Welt

Im Jahre 1959 wurde mit der ersten Fernsehübertragung ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Das Konzert wurde neben Österreich auch nach Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Schweden und die Schweiz übertragen. Heute kann man in 100 Ländern weltweit dieses Konzert live am Bildschirm verfolgen. Ebenso wurden die Balletteinlagen, sowie die kleinen Scherze am Rande zur festen Tradition.

Blumenschmuck aus Italien

Als im Laufe der Jahre das einziehende Farbfernsehen mehr und mehr salonfähig wurde, besserte man auch bei der Saaldekoration in anspruchsvoller Art und Weise nach. Eine Partnerschaft mit der Blumenstadt San Remo im Nordwesten Italiens gelegen wurde beschlossen. Und so sorgen seit 1981 alljährlich über 30.000 Blumen dafür, dass das traditionelle Neujahrskonzert auch einen absolut optischen Höhepunkt eines jeden Neuanfangs zu Jahresbeginn darstellt.

ORF-Herausforderung – Das genaue Timing

Seit 1. Jänner 1959 wird das Konzert übertragen, seit 1969 kann man es in Farbe empfangen. Damals wurde allerdings nur der zweite Teil gezeigt, die Übertragung dauerte knapp eine Stunde. Seit 1. Jänner 1991 sendet der ORF das gesamte Neujahrskonzert in voller Länge. Dr. Karin Veitl vom ORF dazu: „Wir haben uns plötzlich ein Pausenprogramm überlegen müssen!“ Seither füllt ein Image-Film, der Österreich in und von seinen schönsten Seiten zeigt, die Unterbrechung zwischen 1. und 2. Teil für den Fernsehzuschauer. „Gefahren treten auf, wenn der Einstieg zum Zweiten Teil nicht exakt um 12.15 Uhr geschieht.“, so Veitl weiter. Wenn nämlich der Dirigent den ersten Teil schneller oder langsamer als bei der Generalprobe dirigiert, dann wirft das den Zeitplan durcheinander. Der TV-Konsument bekommt freilich nichts davon mit. Diesen Brückenschlag jedes Jahr zu meistern, dafür ist der ORF auch immer wieder ein Meister seines Faches.

Alles Neu – Dank Corona

Das 2020er Jahr ging aufgrund der Covid-19-Pandemie ohnehin bereits in die Geschichte ein. Es war somit auch nicht weiter verwunderlich, dass das 81. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021 ohne Live-Zuschauer im Saal stattfand. Erstmals waren im Musikverein mehr Musiker denn staunende Besucher vor Ort. Italo-Maestro Riccardo Muti dirigierte sein sechstes Neujahrskonzert, das es in dieser Art und Weise – nämlich vor leeren Rängen – nach 2021 hoffentlich nie mehr wieder geben wird. (2022 waren 1.000 Besucher zugelassen.) Der Publikums-Applaus für das Orchester wurde von 20 Lautsprechern in den Goldenen Saal übertragen. Und dennoch stand das traditionelle Neujahrskonzert 2021 der Wiener Philharmoniker erneut unter dem Motto: „Österreichs friedlicher Neujahrsgruß aus Wien hinaus in die Welt.“

1 Million in Österreich –

und 50 Millionen Zuschauer in 100 Ländern weltweit. Der musische Gruß aus Wien, der ganz und gar nicht heimlichen „Hauptstadt der Musik“, hinaus in die Welt, dient seit Jahrzehnten nicht nur der Völkerverständigung, die hauptsächlich dargebotenen Werke der Familie Strauß sind Wienerisch-Österreichisch, eine hohe Kunst, zeitlos, sowie eine liebgewonnene und altehrwürdige Tradition, stets mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen versehen.

„Die Wiener Philharmoniker …

 und Ich, wünschen Ihnen – PROSIT NEUJAHR!“ – so wird auch 2024 der Berliner Stardirigent Christian Thielemann das nun anstehende, für ihn zweite Neujahrskonzert 2024 der Wiener Philharmoniker, live übertragen aus dem Wiener Musikverein, beenden. Und wer anhand dieser Lektüre nun hoffentlich auch noch ein bisserl neugierig geworden ist, dem sei frei nach dem unvergleichlichen Karl Farkas hier wärmstens übermittelt: „Schauen Sie sich das an!“

Montag, 1. Jänner 2024, 11.15 Uhr, ORF 2

Quelle: Redaktion www.oepb.at

www.tv.orf.at

www.wienerphilharmoniker.at

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