Die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955 im Wiener Schloss Belvedere wird soeben vollzogen. Gemälde von Robert Fuchs – Sammlung: ÖNB

„ÖSTERREICH IST FREI!“ – so die in die Geschichte der Republik eingegangenen flammenden Worte des damaligen niederösterreichischen Außenministers Leopold Figl am 15. Mai 1955.

Wie es dazu kam

Nach langwierigen Verhandlungen unterzeichnen die Außenminister der vier alliierten Sieger-Mächte sowie Österreichs im Marmorsaal des Wiener Schlosses Belvedere am 15. Mai 1955 um 11.30 Uhr den österreichischen Staatsvertrag, der dem Land 10 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs die staatliche Souveränität und Unabhängigkeit zurückgibt.

Der österreichische Außenminister Leopold Figl dankt seinen Amtskollegen Antoine Pinay (Frankreich), Harold Macmillan (Großbritannien), Wjatscheslaw Molotow (Sowjetunion) und John Foster Dulles (USA) „für die Bereitschaft und den guten Willen, den Sie in dem nunmehr unterzeichneten Vertrag bekundet haben.“, so Leopold Figl, der fortfuhr: „Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Vertragsinstrument den Ausgangspunkt einer neuen und glücklichen Epoche der österreichischen Geschichte darstellen wird, die sich künftig unter dem Zeichen einer Politik der Neutralität und Unabhängigkeit gegenüber allen Staaten entwickeln wird. Österreichs Volk jubelt heute! Österreichs Volk dankt heute für die Freiheit!“

Im Bild von rechts: Bundeskanzler Julius Raab, UdSSR-Außenminister Wjatscheslaw Molotow, Vizekanzler Adolf Schärf (mit weißem Taschentuch in die jubelnde Menge winkend), Österreichs Außenminister Leopold Figl (mit dem unterzeichneten Staatsvertrag), Antoine Pinay (Außenminister Frankreich), sowie der US-Außenminister John Foster Dulles (mit weißem Taschentuch) am Balkon des Schloss Belvedere am 15. Mai 1955. Foto-Sammlung ÖNB

Unabhängigkeit für Österreich

„Ein 17 Jahre lang dauernder dornenvoller Weg der Unfreiheit ist beendet! Die Opfer, die Österreichs Volk in dem Glauben an seine Zukunft gebracht hat, haben nun ihre Früchte getragen. Wir haben 10 Jahre auf diesen Tag gewartet, an dem die Außenminister der vier Mächte nach Wien kommen sollten, um die letzte Hand an den Entwurf des Staatsvertrages zu legen und ihn durch ihre Unterschrift zu bekräftigen. Heute ist der Tag gekommen, an dem wir den Vertrag unterzeichneten, womit Österreich seine Freiheit und Unabhängigkeit bekommt… Mit dem Dank an den Allmächtigen haben wir den Vertrag unterzeichnet und mit Freuden künden wir heute: ÖSTERREICH IST FREI!“, so Leopold Figl.

Rundfunk-Direktübertragung im ganzen Land

„Nun hat der Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten, Ing. Figl, die Worte gesprochen: „Österreich ist frei!“ Und eine vieltausendköpfige Menge füllt jetzt den Platz am Belvedere bis hinunter zum Schwarzenberg-Palais. Und die große Flügeltür in der Mitte des Balkones öffnet sich – die Wiener schwenken die vielen tausend Fähnchen – und jetzt betritt als erster Ing. Figl mit Außenminister Molotow den Balkon. Dann neben ihm sehen wir Mitglieder der österreichischen Bundesregierung, den Außenminister Macmillan und John Foster Dulles und Bundeskanzler Julius Raab und die Botschafter. Die Außenminister haben ihre Taschentücher gezückt und winken in die jubelnde Menge. Bundesminister Figl zeigt jetzt das Vertragswerk her mit den Siegeln. Er zeigt den Wienern, dass der österreichische Staatsvertrag unterschrieben ist.“, so die damalige Radio-Reportage.

Staatsmann Dr. Bruno Kreisky

Der spätere Österreichische Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky war an den Verhandlungen zum Staatsvertrag beteiligt. Kreisky bildete mit Julius Raab, Adolf Schärf und Leopold Figl die österreichische Delegation, die auf Einladung der Sowjetunion hin im April 1955 zu den letzten und abschließenden Verhandlungen nach Moskau flog. Dort gelang anhand der Zusage der Sowjetunion zur Neutralität Österreichs der Durchbruch zum späteren Vertragsabschluss. Man konnte sich darauf einigen, dass Österreich mit dem Inkrafttreten des Staatsvertrages und dem gleichzeitigen Abzug der vier Besatzungstruppen – Österreich war zwischen dem Ende des Zweien Weltkrieges im Mai 1945 und dem Jahre 1955 zehn Jahre lang eine besetzte Nation gewesen – seine immerwährende Neutralität beschließen werde.

Eintrittskarte zum Jubiläumsmatch “25 Jahre Staatsvertrag” vom 11. Mai 1980. Eine Kombination von Austria/Rapid gewinnt gegen die Tottenham Hotspurs mit 3 : 0, Halbzeit 1 : 0. Sammlung: oepb

25 Jahre Staatsvertrag

Im Mai 1980 feierte die Österreichische Bundesregierung „25 Jahre Staatsvertrag“. Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky hielt mit seiner Fraktion die absolute SPÖ-Mandatsmehrheit. Diese sollte über 11 Jahre lang andauern, ebenso die Amtsperiode Kreiskys als Bundeskanzler, die 13 Jahre lang – von 1970 bis 1983 – Bestand hatte. Politische Rekorde bis heute und wohl auch für die Ewigkeit…

WIEN versus Tottenham Hotspurs

Die Bundesregierung organisierte aus diesem Jubiläums-Anlass ein Fußballspiel. Eine Kombination zwischen dem FK Austria Wien und dem SK RAPID Wien empfing am Abend des 11. Mai 1980 im Wiener Weststadion die Mannschaft von Tottenham Hotspurs. Und die „Wiener Schule“ lehrte den Engländern das Fürchten. Immer wieder gab es gute Kombinationen zwischen Violett und Grün und bereits sehr früh fiel das 1 : 0. Christian Keglevits (RAPID) setzte zu einem Turbolauf am Flügel an, seine präzise Hereingabe verwertete Walter Schachner (Austria) zum 1 : 0. Die spielerische Überlegenheit des Wiener Teams wurde nach Seitenwechsel noch augenscheinlicher, Schachner selbst besorgte in der 48. Minute das 2 : 0 und Felix Gasselich (Austria) erzielte in der 67. Minute – nach Vorabeit seines Teamkollegen Schachner – den 3 : 0-Endststand. Der Wiener Schiedsrichter Heinz Fahnler zückte nach einer groben Unsportlichkeit von Peter Taylor (86. Minute) die Rote Karte gegen den Briten.

Nach dem Spiel war man sich einig, dass diese Begegnung eine große Werbung für den Fußballport war. Sowohl Erich Hof (Austria), als auch Walter Skocik (RAPID), die das „Team WIEN“ betreuten, hoben den Einsatz und die Spielfreude ihrer Mannschaft hervor. „Der Vergleich zwischen dem österreichischen und britischen Fußball ist eindeutig zu unseren Gunsten ausgefallen, selbst einen Tag nach einem Meisterschaftsspiel hatten die Engländer kaum eine Chance.“, so Hof. Schade war nur, dass sich lediglich knapp 4.000 Zuschauer nach Hütteldorf verirrt hatten, um dem aus österreichischer Sicht einseitigen Fußball-Vergleichskampf beizuwohnen. Man schob diesen Umstand auf den Muttertag hin. Außerdem wohnten am Vortag über 22.000 Zuschauer der Bundesliga-Begegnung FK Austria Wien gegen den GAK (2 : 0) im Praterstadion bei. Zwei Matches an einem Wochenende waren wohl des Wieners Sache nicht…

Auch der argentinische Weltmeister von 1978, Osvaldo Ardiles, hier am Ball, machte an jenem Tag in Wien keinen Stich. Die Nr. 4 ist Martin Lefor von Rapid, Bildmitte mit großen WIEN Lettern auf der Brust der damals feuerroten Dress Ernst Baumeister (Austria). Bild-Sammlung ÖNB

Austria/Rapid:

Friedl Koncilia (Austria), Erich Obermayer (Austria), Bernd Krauss (Rapid), Josef Sara (Austria), Martin Lefor (Rapid), 46. – Günter Pospischil (Austria), Reinhard Kienast (Rapid), Johann Pregesbauer (Rapid), 74.- Heinz Weiss (Rapid), Ernst Baumeister (Austria), 46. – Johann Dihanich (Austria), Christian Keglevits (Rapid), Felix Gasselich (Austria), Walter Schachner (Austria);

Tottenham Hotspurs:

Barry Daines, Stephen Perrynan, Paul Miller, Donald McAllister, Chris Hughton, Peter Taylor, Osvaldo Ardiles, Terry Naylor, Anthony Galvin, Christopher Jones, Mark Falco, 46. – Graham Roberts;

Ein Fußballspiel, organisiert von der Politik aus erfreulichem Jubiläums-Anlass. Ein Dokument der Geschichte, das durchaus Nachahmung finden sollte.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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