111 GRÜNDE, DEN FC RED BULL SALZBURG ZU LIEBEN - Cover - 3D - 1000Bei der Information diesen Titel betreffend fiel dem Rezensenten genau genommen nicht ein einziger Grund ein, diesen Verein, den FC Red Bull Salzburg, auch nur irgendwie im Entferntesten Sinne in irgendeiner Art und Weise näher an sich heran zu lassen. Und dennoch scheint es doch ein starkes Stück an Recherche und Arbeit gewesen zu sein, einem seit knapp 13 Jahren bestehenden Fußball-Konstrukt auf 272 Taschenbuch-Seiten sage und schreibe 111 Liebes-Erklärungen machen zu können, denn dies würde nach Adam Riese – der eigentlich Ries hieß – 8,53 Gründe pro Saison und / oder Spielzeit ergeben. Ein sensationeller Wert, den näher zu beäugen durchaus wertvoll erscheint.

Die drei eifrigen Autoren Marijan Kelava (*1985), Christoph Lumetzberger (*1987), sowie Marc Waschnig (*1990) haben aufgrund ihres doch jungen Alters mit dem ursprünglichen Verein, der das Fundament für Red Bull gebildet hatte, nämlich Austria Salzburg, wohl sehr wenig Gemeinsames erlebt. Und falls doch, dann ist es für den Rezensenten nach wie vor faszinierend und doch auch akzeptierend zugleich, dass man über Nacht die angestammten Vereinsfarben, eingefahrene, ja traditionelle Wege und Strukturen für ein komplett neues Wappen samt Vereinsnamen und Idee völlig gedankenverloren in die Salzach kippt und sich mit wehenden – in den neuen Vereinsfarben Rot und Weiß versteht sich – Fahnen dem neuen Vereins-Gebilde zuwendet, weil ja von nun alles besser werden wird. Wohl dem, der so etwas kann.

So spaltete sich im Sommer 2005 auch die traditionelle Fan-Szenerie in Salzburg, denn große, ja, sehr große Teile hielten Austria Salzburg einfach für die bessere Alternative und zogen ab, wenngleich dieses Team ganz unten in der letzten Spielklasse erneut loslegte. 2015/16 kehrte man immerhin für eine Spielzeit wieder in die 2. Bundesliga zurück. Ein schweres und hartes Stück Arbeit, ohne großartige finanzielle Zuwendungen von potenten Sponsoren wohlgemerkt.

Diejenigen, die meinten, ab nun an etwas Neuem, etwas Schönerem und vielleicht sogar etwas Besserem teilhaben zu wollen, die pilgerten ab der Spielzeit 2005/06 treu zum frisch etablierten FC Red Bull Salzburg. Allzu viele sind es dann aber doch nicht gewesen, denn wenn man die Zuschauerzahlen des Vorjahres ansieht – Salzburg holte zum vierten Mal in Serie die Meisterschaft und den Cupsieg – dann weist der Besucherschnitt von 7.833 sogar einen Rückgang von 7,66 Prozent gegenüber dem Meister- und Cupsieg-Jahr 2015/16 auf.

Bei näherer Betrachtungsweise – man ist ja dann doch neugierig – des Buches stellt man fest, dass auf Austria Salzburg und seine Vorgänger-Vereine in den ersten Kapiteln – oder Liebes-Erklärungs-Gründen – nicht vergessen worden war. Das ist gut, denn die Geschichte des Jetzt-Vereines begann ja nicht erst mit dem Getränkedosen-Konzern-Einstieg im Sommer 2005. Wenn ich aber von 111 Gründen lediglich 13 Gründe den bisherigen 72 Bestandsjahren des Ursprungs- und Vorgänger-Vereins – gegründet 1933 – widmen kann (oder will), und ab 2005 98 Gründe aufzuzählen imstande bin, warum gerade dieses neue Team das Beste, das Schönste, das Größte, das Erfolgreichste und was weiß ich noch nicht alles ist, dann ist das zwar für die Einstellung und Sichtweise der Autoren akzeptabel, wohl aber nicht jedermanns Sache.

Als Stadion-Pilger will man guten Fußball sehen – für sein Geld. Als junger Fan ist man im Normalfall sehr treu und geht durch dick und dünn, selbst dann, wenn es sportlich einmal nicht so läuft – für seinen Verein. Umso erfreulicher ist es dann, wenn dieser Verein sehr viel gewinnt, neue Rekorde aufstellt und national überaus dominant agiert. Und trotzdem, die Art und Weise wie der „Flügel verleih“-Saft in die Welt des Fußballsports getrampelt kam – Red Bull Leipzig lässt grüßen – ist eben nicht für Jedermann gedacht. Kritik ist gut und heilsam und Sport, und da gerade der Fußball soll, ja muss polarisieren. Vermutlich wäre der Aufschrei nie so groß gewesen, wenn es gelungen wäre, Gemeinsamkeiten zwischen Alt und Neu zu finden. Dies wollte jedoch der Geldgeber nicht – sein gutes Recht? Nun denn, wer bezahlt, der schafft auch an. Dieser alte Leitspruch wird stets gewinnbringende Argumente für sich verbuchen können. Bisher gab der Erfolg Red Bull Salzburg ja Recht und trotzdem ist es faszinierend zugleich, dass Salzburg nie über jenen Zulauf verfügen wird können, der beispielsweise in Leipzig vorherrscht. Dort rennen die Fußball-Freunde dem vorjährigen Aufsteiger und sogleich Vize-Meister in der 1. Deutschen Bundesliga förmlich die Bude ein und das alte Zentralstadion ist zwischenzeitlich zu klein geworden. Ein Umstand, den Salzburg gerne hätte – wohl aber nie erreichen wird können. Das Warum dazu zu hinterfragen, wäre interessant. Interessiert aber wohl keinen vom Konzern vor den Toren der Mozartstadt Salzburg.

Nichts desto trotz – Glückwunsch an die Autoren, denn sich bei stetem Gegenwind nie umpusten zu lassen, getreu den eigenen eingeschlagenen Weg zu gehen und darüber hinaus auch noch die Idee zu diesem Buch zu haben, verdient Anerkennung und ist auch aller Ehren wert. Ein jeder Fan ist dort, wo er hingehört und bekommt am grünen Rasen von seinem Team auch das geboten, was er sich erwartet und verdient. Red Bull Salzburg spricht eine gewisse Kaste von Fußball-Freunden an, die sind zufrieden. Und das ist doch genau das, worum es letzten Endes auch geht.

111 Gründe, den FC Red Bull Salzburg zu lieben
Eine Liebeserklärung an den großartigsten Fußballverein der Welt
von Christoph Lumetzberger, Marc Waschnig und Marijan Kelava
272 Seiten, Taschenbuch
zum Preis von € 9,99
ISBN: 978-3-86265-688-2
 
Erschienen im Schwarzkopf-Schwarzkopf Verlag
 
Direkt zu bestellen bitte hier:
 
www.bundesliga.at
 
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